Tricksern drohen Strafen NRW führt Landarztquote im Medizinstudium ein

Düsseldorf · Als erstes Bundesland will Nordrhein-Westfalen eine sogenannte Landarztquote im Medizinstudium einführen - unabhängig vom bislang üblichen hohen Numerus clausus.

 Karl-Josef Laumann (CDU), Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW (Archivbild).

Karl-Josef Laumann (CDU), Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW (Archivbild).

Foto: dpa/Federico Gambarini

Zum Wintersemester 2019/2020 will NRW als erstes Bundesland 168 reine Landarzt-Studienplätze anbieten. Das kündigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstag an. Die Plätze sollen für Studenten reserviert werden, die sich verpflichten, nach ihrer Ausbildung zum Allgemeinmediziner für zehn Jahre in einer mit Ärzten unterversorgten Region als Hausarzt zu arbeiten.

Anders als bei der Vergabe der anderen Medizin-Studienplätze soll die Abiturnote bei der Vergabe der Landarzt-Studienplätze eine deutlich nachrangige Rolle spielen. Insgesamt bilden die NRW-Unis rund 2300 Ärzte pro Jahr aus. Dennoch droht insbesondere in den ländlichen Regionen ein dramatischer Hausarzt-Mangel. Von den 11.100 Hausärzten in NRW sind 6000 älter als 55 Jahre und 1250 sogar älter als 65 Jahre. „An den Universitäten wurde die Ausbildung von Hausärzten jahrelang vernachlässigt“, sagte Laumann.

Schon im November hatte Laumann angekündigt, zehn Prozent der Medizin-Studienplätze für angehende Landärzte reservieren zu wollen. Die aktuellen Pläne entsprechen einer Quote von 7,6 Prozent. Dies entspreche dem Zulassungsstaatsvertrag. Demnach dürften bis zu 20 Prozent der Medizinstudienplätze über Vorabquoten vergeben werden. Eine weitere deutliche Steigerung sei nur über bundeseinheitliche Regelungen möglich, die Laumann aber kommen sieht: „Die Flächenländer haben alle zu wenig Landärzte und schauen sich das, was wir in NRW machen, sehr genau an“, sagte Laumann. Er geht davon aus, dass in Kürze weitere Länder dem NRW-Landarzt-Modell folgen werden. Das Bundesverfassungsgericht hatte im Dezember eine gerechtere Studienplatzvergabe für Medizin angemahnt.

Die Auswahl der Landarzt-Anwärter soll das Landeszentrum für Gesundheit organisieren. Dabei sollen vorausgegangene Ausbildungen etwa zum Rettungssanitäter, ehrenamtliches Engagement bei Hilfsorganisationen und Eignungstests eine wichtige Rolle spielen, wie Laumann erklärte. Er kündigte auch empfindliche Geldstrafen für Teilnehmer des Programms an, die sich nach Abschluss ihres Landarzt-Studiums nicht an die Zehn-Jahres-Verpflichtung halten. Die Strafe soll sich an den Kosten des Medizinstudiums orientieren. Nach Angaben des Ministeriums kostet ein Medizinstudium derzeit rund eine Viertelmillion Euro.

(tor/felt/dpa)
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