Präsent des Landes für Gäste NRW verschenkt Halskette aus Knastladen

Düsseldorf · Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) besitzt die erste offizielle NRW-Kette – bald soll das Schmuckstück im Knastladen online erhältlich sein und zum Präsent des Landes für Gäste werden. Gefangene in Hamm fertigen die Kette.

 Beim Empfang des belgischen Königs Philippe trug Hannelore Kraft die Kette zum ersten Mal.

Beim Empfang des belgischen Königs Philippe trug Hannelore Kraft die Kette zum ersten Mal.

Foto: dpa, mjh bsc

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) besitzt die erste offizielle NRW-Kette — bald soll das Schmuckstück im Knastladen online erhältlich sein und zum Präsent des Landes für Gäste werden. Gefangene in Hamm fertigen die Kette.

Sie ist in den Landesfarben Rot, Weiß und Grün gehalten und 86 Zentimeter lang: Die Halskette aus sogenannten Polariswürfeln soll nach Informationen unserer Redaktion das neue offizielle Geschenk der Staatskanzlei für Gäste des Landes werden. Gefertigt wird sie von Insassen der Justizvollzugsanstalt Hamm während der Arbeitstherapie.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) trug ein erstes Exemplar des Schmuckstücks Ende vergangener Woche beim Empfang des belgischen Königs Philippe. Die Kette soll bald auch über das Internetportal knastladen.de und im NRW-Shop (www.land.nrw) vertrieben werden. Einen genauen Zeitpunkt für den Verkaufsstart gibt es laut Staatskanzlei aber noch nicht.

Rund 1000 Produkte gibt es im Knastladen

Die Idee zur NRW-Kette entstand vor anderthalb Jahren, als Justizminister Thomas Kutschaty in der JVA Hamm zu Gast war. Der SPD-Politiker bat um zwei Prototypen für die NRW-Kollektion, die unter anderem bereits Taschen, Aufkleber, Schlüsselband und einen Seesack umfasst. Neben der Kette für 30 bis 35 Euro soll es zudem einen NRW-Anhänger aus den halbdurchsichtigen Würfeln an einem Kautschuk-Band in verschiedenen Längen geben, für maximal 20 Euro.

Die Zusammenarbeit der Justizvollzugsanstalten untereinander und mit der Staatskanzlei sei einzigartig im Vergleich zu den anderen Bundesländern, sagt eine Sprecherin der Staatskanzlei. Alle rund 1000 Produkte, die über den Knastladen angeboten werden, entstehen in den 36 Gefängnissen des Landes.

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Foto: dpa, Federico Gambarini

Die JVA Castrop-Rauxel koordiniert das Projekt. Das Portal gibt es seit 2008, der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 1,6 Millionen Euro; es wurden mehr als 10.000 Bestellungen getätigt. Laut Staatskanzlei steht aber nicht der Umsatz, sondern das sozialpolitische Engagement der Produzenten im Mittelpunkt der Maßnahme.

Das kreative Werken ist Teil der Arbeitstherapie Kremo (Abkürzung für kreativ und motorisch) oder der Arbeitstherapie Holz, in der unter anderem das "Knasttier" Elch produziert wird. Die Arbeitstherapie umfasst 39 Stunden pro Woche. Die Häftlinge in Hamm bekommen in der Arbeitstherapie einen Tagessatz von 6,50 Euro — das liegt unter den üblichen Entgeltsätzen von 9,19 bis 15,31 Euro pro Tag, die etwa für die Arbeit in der Gefängnis-Küche gezahlt werden. Das Geld dürfen die Häftlinge zum Beispiel für Kaffee ausgeben.

Es geht um die Stärkung des Selbstbewusstseins

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Die Leistungsfähigkeit der Häftlinge sei oftmals gering, sagt Andrea Böggel, stellvertretende Leiterin der koordinierenden JVA Castrop-Rauxel. "Viele Gefangene schaffen es nur, sich für ein oder zwei Stunden zu konzentrieren, aber nicht länger. Es geht in der Arbeitstherapie um eine erste Anerkennung und die Stärkung des Selbstbewusstseins."

An der Ketten-Produktion sind in Hamm derzeit fünf Insassen beteiligt. Die Einnahmen kommen direkt der Therapie zu Gute, sagt Sabine Pröpper, die in der JVA Hamm für die Arbeitsverwaltung zuständig ist: "Wir schaffen davon wieder neues Material an." Anders sei das bei den Eigenbetrieben wie der Gefängnis-Bäckerei. Was dort verdient werde, fließe in den Landeshaushalt.

Die Arbeitstherapie sei für die Häftlinge sehr wichtig. "Viele Gefangene sind den normalen Anforderungen des Arbeitsmarktes nicht gewachsen, bei der Arbeitstherapie erlangen sie entsprechende Fertigkeiten. Sie sollen lernen, dass man mit den Händen nicht nur Unfug anstellen, sondern auch etwas Sinnvolles machen kann", sagt Pröpper.

Teilweise dauerte es einen Tag, bis eine Kette fertig sei, "aber es geht auch nicht um eine große Produktion, sondern darum, dass die Häftlinge etwas beigebracht bekommen, das ihnen später bei ihrer Resozialisierung von Nutzen sein kann". Häufig sei es das erste Mal, dass die Gefangenen etwas Kreatives machten. "Manchmal müssen die Betreuer mit ihnen zusammen auch die Kette wieder aufmachen und die Perlen neu sortieren."

Auch das Vogelhaus war ein Renner

Jedes Jahr kommen neue Artikel hinzu, teilweise wird nach Wunsch gefertigt. Besonders nachgefragt werden die Nagetierhütten aus Werl und die Zehenstegsandale aus Remscheid. Auch das Vogelhaus war ein Renner — doch dafür müssen die Koordinatoren Ersatz finden: Es wurde in der JVA Büren produziert, die geschlossen wurde. Bislang habe sich noch niemand bereit erklärt, die Produktion zu übernehmen.

(RP)
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