Corona-Pandemie Minister Laumann rechnet mit ausreichend Grippe-Impfdosen

Düsseldorf · Ein gleichzeitiges Auftreten einer Grippewelle und ein Wiederaufflammen von Corona sind den Medizinern ein Graus. 32 Millionen Impfdosen gibt es bundesweit. Nachgekauft werden kann aber wohl nicht mehr.

 Ein Mann wird gegen Grippe geimpft.

Ein Mann wird gegen Grippe geimpft.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Angesichts der nahenden Erkältungs- und Grippesaison haben Ärztevertreter und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Bevölkerung  aufgerufen, sich gegen die Grippe impfen zu lassen. Grund ist die Sorge, dass das Gesundheitssystem bei einem massiven Ausbruch beider Krankheiten zurselben Zeit überfordert werden könnte.

Wenn sich acht bis zehn Millionen der insgesamt rund 18 Millionen Bürger in NRW gegen Influenza impfen ließen, wäre das „ein Bombenergebnis“, sagte Laumann, äußerte aber Zweifel, dass sich ein solcher Wert erreichen lasse. Die Frage wäre ohnehin, ob dafür ausreichend Impfstoff zur Verfügung stünde. Laumann zufolge gibt es bundesweit 32 Millionen Dosen – dass noch einmal welche nachgekauft werden könnten, sei nicht möglich. „Wir schauen jetzt erst einmal, dass wir die 32 Millionen Impfdosen verbrauchen“, sagte Laumann. In erster Linie sollen die sogenannten vulnerablen Gruppen geimpft werden, also Senioren, Menschen mit Vorerkrankungen und Beschäftigten im Gesundheitswesen. Das wären nach Angabe der Ärztekammer Westfalen-Lippe etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland.

Deren Präsident, Johannes Albert Gehle, sagte, wenn man der Covid-Pandemie etwas positives abgewinnen wolle, dann sei das die gesunkene Impfmüdigkeit. Nach Angaben des Vize-Chefs der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen Lippe, Volker Schrage, gibt es eine zweite bemerkenswerte Entwicklung: „Im zweiten Quartal dieses Jahres ist die Verordnung von Antibiotika um 40 Prozent eingebrochen, die Verordnungen von Schnupfen- und Durchfallmitteln sind um 70 Prozent eingebrochen – das kann am Lockdown liegen, aber auch am Abstand, am Händewaschen und Desinfizieren und an der Maske.“

Unterdessen ist in Bornheim nahe Bonn in dieser Woche ein Feldversuch mit Grippeschutzimpfungen in einer Apotheke gestartet worden. Es handele sich um das bundesweit erste Modellprojekt dieser Art, erklärte die Kammer. Etwa 120 Apotheker in NRW hätten die dafür nötige Zusatzqualifikation erworben.

KV-Vertreter Schrage zeigte sich skeptisch: „Impfungen bedürfen der ärztlichen Kontrolle.“ Zudem handele es sich um ein recht eingeschränktes Angebot. So dürften die Apotheken keine Kinder, Schwangeren oder Risikogruppen impfen. Er wies jedoch zugleich auf die hohe Beanspruchung der Ärzteschaft hin. Diese dürfte durch die für Ende Oktober angekündigte Teststrategie noch einmal steigen. Und Laumann wies noch auf eine weitere Herausforderung hin: „Es kann ja auch noch sein, dass wir vielleicht gegen Weihnachten über einen Impfstoff verfügen, so dass wir die ersten Menschen impfen können.“ Einen finanziellen Ausgleich für die Mediziner müsse man „vernünftig miteinander besprechen“.

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