Dortmund Bergbauschäden – A 45 gesperrt

Dortmund · Wegen Einsturzgefahr ist ein Abschnitt der Autobahn 45 bei Dortmund für mindestens eine Woche komplett gesperrt. Auf dem Mittelstreifen der Fahrbahn hatte sich ein Erdloch aufgetan. Bei Untersuchungen wurden weitere Hohlräume entdeckt. Ursache: ein eingestürzter Zechenschacht.

Plötzlich klafft mitten auf der Autobahn ein Loch: Auf der A 45 bei Dortmund tut sich von der einen auf die andere Minute ein zwölf Quadratmeter großer und etwa zwei Meter tiefer Krater auf – verursacht durch einen eingestürzten Bergbauschacht. Mitarbeiter vom Landesbetrieb Straßen NRW hatten das Erdloch bei einer routinemäßigen Streckenkontrolle vor einer Woche zufällig entdeckt.

Verkehrsteilnehmer sind bislang nicht zu Schaden gekommen, weil sich die Bruchstelle im Mittelstreifen befindet, der die Autobahn in zwei Fahrtrichtungen teilt. "Hätte sich der Schacht nur wenige Meter weiter links oder rechts geöffnet, wären vermutlich Autos hineingefahren", sagt ein Sprecher von Straßen NRW.

Zwar ist das Loch mittlerweile wieder verfüllt worden. Doch nun drohen weitere Bereiche der Fahrbahn abzusacken. Die Autobahn gilt auf einer Länge von vier Kilometern als einsturzgefährdet. Grund: Bergbauschäden. "Bei Untersuchungen am Krater sind weitere Hohlräume unter der Fahrbahndecke entdeckt worden", sagt Andreas Nörten von der Bezirksregierung Arnsberg (Bergamt).

Die A 45 ist deswegen auf Veranlassung der Behörde seit gestern Mittag zwischen den Autobahnkreuzen Dortmund-Süd und Witten komplett in beide Fahrtrichtung gesperrt. Die Sperrung wird mindestens eine Woche lang andauern – vermutlich aber noch länger. "Wir stehen erst am Anfang der Arbeiten und kennen die wahren Ausmaße der Hohlräume noch nicht", sagt Ingrid Scholtz von Straßen NRW. Die Verkehrsteilnehmer müssen sich auf der stark befahrenen Sauerlandlinie, wie die A45 auch genannt wird, in den nächsten Tagen auf lange Staus und Chaos einstellen. Umleitungen sind eingerichtet.

Die A 45 ist in dem Abschnitt unterwandert von alten Bergbauschächten. Flöze queren dort die Fahrbahn. Sie verlaufen wenige Meter unter der Autobahn. Es wird vermutet, dass der eingestürzte Schacht zum stillgelegten Bergwerk "Gottessegen" gehört, das in der Nähe der Autobahn steht. Die Zeche ist seit den 1960er Jahren nicht mehr in Betrieb. "Sollte das so sein, muss geprüft werden, ob die damaligen Betreiber möglicherweise für den Schaden verantwortlich gemacht werden können", sagt Nörten. Ansonsten muss das Land für die Kosten aufkommen.

Der Abschnitt der A 45 ist nicht der einzige Bereich in Nordrhein-Westfalen, der aufgrund von alten Schächten akut einsturzgefährdet ist. In NRW gibt es nach Angaben des Bergamtes rund 32 000 alte Schächte, von denen Gefahr ausgehen könnte. Im Ruhrgebiet hat die Bezirksregierung Arnsberg etwa 200 alte Flöze ausgemacht, von denen aktuell ein besonderes Risiko ausgeht. Anhand einer Prioritätenliste arbeitet die Behörde die dringenden Fälle ab. "Wir füllen gefährdete Flöze präventiv auf – jedoch können wir nicht alle Einstürze verhindern", erklärt Nörten. "Die Städte in NRW sind zu zwei Dritteln vom Bergbau untergraben."

Landesweit kommt es jährlich zu rund 100 so genannten Tagebrüchen. Der wohl spektakulärste Fall ereignete sich vor acht Jahren in Siegen: Dort stürzten 2004 unter einem Wohngebiet mehrere Stollen und Gänge einer Grube ein, Häuser drohten abzusacken und einzustürzen. Der Tagebruch ist seitdem als "Siegener Loch" bekannt.

(RP)
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