Deutschland Von Booten und Buddelschiffen

Segelmacher, Bootsbauer, Strandkorb-Schreiner und Buddelschiff-Konstrukteure: An der Küste Mecklenburg-Vorpommerns zwischen Boltenhagen und Graal-Müritz gibt es jede Menge Traditionshandwerker. Davon haben auch Urlauber etwas.

 Bootsbau auf der Werft der Poeler Bootsbau GmbH: Hier arbeitet  Meister Ralf Asmus ebenfalls

Bootsbau auf der Werft der Poeler Bootsbau GmbH: Hier arbeitet  Meister Ralf Asmus ebenfalls

Foto: dpa-tmn/Jens Büttner

Urlaub an der mecklenburgischen Ostseeküste ist eine entspannte Angelegenheit. Viel Zeit am Strand, viel Zeit auf dem Wasser, und einige Indoor-Aktivitäten gibt es auch, falls die Sonne mal hinter den Wolken verschwindet. Zwischen Rostock, Kühlungsborn, der Insel Poel, Wismar und Boltenhagen arbeiten zahlreiche Traditionshandwerker, die den Besuchern den Urlaub mit ihren Produkten verschönern – und manchmal sogar retten.

Segeln Jonas Renken ist einer, der einem alten Handwerk wieder neues Leben eingehaucht hat. Er ist Segelmacher, mit einer Werkstatt am Hafen von Warnemünde. Und einem Notfall-Boot, mit dem er auf der Ostsee schippert und Seglern Hilfe leisten kann. „Wenn das Segel beschädigt ist, dann kommt der Törn meist schnell zu einem Ende“, sagt Renken. Also flickt er direkt vor Ort, hat neues Material dabei. „So können die Urlauber ihre Ferien schnell fortsetzen und müssen nicht lange auf eine Reparatur warten.“

Auf dem Fußboden der Halle, die Geschäft und Büro ist, liegen ausgerollte Stoffbahnen. Der Mittdreißiger mit dem dichten Bart repariert kaputte Segel und fertigt neue. Zu dem Beruf gekommen ist er durch Zufall. Der Bremer ist eigentlich kein Segler, sondern Windsurfer. „Als mein Segel kaputt ging, habe ich es zur Reparatur gebracht, es folgte ein Praktikum und der Entschluss, das alte Handwerk zu lernen und einen Meister zu machen.“

Boote Wo Boote gebraucht werden, baut man sie auch. Bei Ralf Asmus zum Beispiel, der in Kirchdorf auf der Insel Poel eine Werkstatt hat. „Viel haben wir mit der Reparatur von Booten zu tun, aber wir bauen auch neue“, sagt der Meister, mit dem vier Gesellen und ein Lehrling arbeiten: Restaurierung, Innenausbau, Reparatur – aber auch der Entwurf und der Bau hölzerner Takelage. „Das Unternehmen gibt es in Poel schon seit 1949, seit 1991 arbeiten wir als GmbH“, sagt Asmus. Kaum ein Boot gibt es, das die Experten nicht wieder aufpeppen können. Einige der Exemplare, die im Wasser vor der zugigen Werkshalle vor Anker liegen, sind der beste Beweis. Die Urlauber danken es den Profis. Auf Poel, in Boltenhagen und in Kühlungsborn sieht man, dass die Begeisterung für das Bootfahren groß ist: Alle Häfen sind im Sommer rappelvoll.

 Bootsbauer Ralf Asmus repariert neben Sport- und Freizeitbooten auch traditionelle Fischkutter in Holzbauweise.

Bootsbauer Ralf Asmus repariert neben Sport- und Freizeitbooten auch traditionelle Fischkutter in Holzbauweise.

Foto: dpa-tmn/Verena Wolff

Strandkörbe Christian Witt sorgt dafür, dass die Besucher von Graal-Müritz ihren Tag am Strand so richtig genießen können. Ohne Sand zwischen den Hautfalten, wenn der Wind mal wieder heftig weht. Schon in siebter Generation baut Witt Strandkörbe, wie man sie überall entlang der Ostsee sieht. Erfunden allerdings hat den Korb, der gegen Wind und Sonne schützt, ein gewisser Wilhelm Bartelmann, ein Korbmacher aus Warnemünde. „Der Legende nach hat sich eine Frau um die Jahrhundertwende an ihn gewandt, weil sie geschützt am Strand sitzen wollte“, erzählt der Handwerker. Seine Körbe entstehen in Serie und Handarbeit. „Pro Stück braucht man etwa drei Tage.“

 ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht «Von Booten und Buddelschiffen - Traditionshandwerker an der Ostsee» von Verena Wolff vom 12. Juli 2018: Christian Witt ist Herr der Strandkörbe - für den Badeurlaub an der See nicht ganz unwichtig. Foto: Verena Wolff/dpa-tmn - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht «Von Booten und Buddelschiffen - Traditionshandwerker an der Ostsee» von Verena Wolff vom 12. Juli 2018: Christian Witt ist Herr der Strandkörbe - für den Badeurlaub an der See nicht ganz unwichtig. Foto: Verena Wolff/dpa-tmn - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

Foto: dpa-tmn/Verena Wolff

Jedes Jahr baut Witt rund 100 Körbe, überwiegend für die eigene Vermietung am Strand, die je nach Wetter von April bis Oktober geöffnet hat. Kiefer oder Fichte nimmt Witt für das Gestell, bewährte Materialien. Der geflochtene Teil des Korbes wird geliefert. Dann wird der Ostsee-Strandkorb zusammengebaut. „Es gibt zwar keine gravierenden Unterschiede, aber es gibt tatsächlich einen Ostsee- und einen Nordseestrandkorb“, sagt der Experte. Und die DDR-Variante, aber von der sind nicht mehr allzu viele im Umlauf.

Buddelschiffbau Wenn das Wetter mal nicht zum Sonnenbaden, Schwimmen oder Bootfahren taugt, ist ein Ausflug zu Jürgen Kubatz in Boltenhagen eine gute Alternative. Der Buddelschiffbauer zeigt in seinem Haus viele Hundert Schiffe in Flaschen, die er in kleinteiliger Arbeit gebaut hat. Seine Werkstatt ist voller Spezialwerkzeuge, denn der Bau eines Buddelschiffs ist eine filigrane Angelegenheit. „Da braucht man schon Geduld“, sagt der gelernte Maler. Die kleinen und größeren Modelle werden zuerst gebaut und dann mit Fäden versehen, mit denen sie schließlich in der Flasche wieder richtig aufgezogen werden. Viele Flaschen verziert zudem eine aufwendig gestaltete Landschaft. Und die muss zuerst durch den engen Flaschenhals.

 ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht «Von Booten und Buddelschiffen - Traditionshandwerker an der Ostsee» von Verena Wolff vom 12. Juli 2018: Jürgen Kubatz zeigt in dem kleinen Buddelschiff-Museum in Boltenhagen seine Werke - und die erfordern filigrane Handarbeit. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa-tmn - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht «Von Booten und Buddelschiffen - Traditionshandwerker an der Ostsee» von Verena Wolff vom 12. Juli 2018: Jürgen Kubatz zeigt in dem kleinen Buddelschiff-Museum in Boltenhagen seine Werke - und die erfordern filigrane Handarbeit. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa-tmn - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

Foto: dpa-tmn/Jens Büttner

Vielleicht geht die Zahl der Schiffe, die Kubatz schon gebaut hat, sogar in die Tausende. „Gezählt habe ich sie nicht“, sagt er. Wichtig ist ihm, dass die Fummelarbeit, für die er sich so begeistert, nicht ausstirbt. Darum veranstaltet er regelmäßig Kurse während der Ferienzeit – dann können sich Kinder als Buddelschiffbauer probieren.

Informationen: Verband Mecklenburgischer Ostseebäder, Konrad-Zuse-Straße 2,
18057 Hansestadt Rostock,
Telefon: 0381 80892670, E-Mail: info@ostseeferien.de, www.ostseeferien.de

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