Mehr Diagnosen - weniger Sterbefälle Koalition will Krebsvorsorge fördern

Düsseldorf/Berlin · Als Folge der alternden Bevölkerung nehmen die Diagnosen, die auf Krebs lauten, deutlich zu. Zugleich haben sich die Heilungschancen verbessert. Die Bundesregierung will die Vorsorgeuntersuchungen fördern.

Zehn Fakten zu Prostata-Krebs
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Foto: Werner Gabriel, RP

Das Robert-Koch-Institut (RKI) erwartet für das Jahr 2012 deutlich mehr Krebsdiagnosen als je zuvor. Für das laufende Jahr sei mit 490.000 Neuerkrankungen zu rechnen, sagte Klaus Kraywinkel, Leiter des Zentrums für Krebsregisterdaten beim RKI. Das sind 20.000 Krebsfälle mehr als 2008 und sogar über 70.000 mehr als zehn Jahre zuvor.

Für die Betroffenen haben sich indes die Überlebenschancen nach einer Diagnose, die auf Krebs lautet, deutlich verbessert. Vor 1980 starben nach den Statistiken des RKI mehr als zwei Drittel an ihrer Erkrankung, heute ist es weniger als die Hälfte. Das sei im Wesentlichen auf bessere Therapien zurückzuführen, sagte Kraywinkel: "Es sind viele kleine Schritte, die über Jahre hinweg die Behandlung verbessert haben."

Hochgerechnet auf 2012 leben in Deutschland etwa 1,4 Millionen Menschen, bei denen in den vergangenen fünf Jahren Krebs festgestellt wurde Die Überlebensraten sind allerdings immer noch stark davon abhängig, an welchem Krebs die Patienten erkranken. Besser sind die Prognosen für Prostata- oder Hodenkrebs, noch immer schlecht für Tumore an der Bauchspeicheldrüse, der Speiseröhre oder der Lunge.

Bessere Früherkennung - mehr Fälle

Als wichtigste Ursache für den regelmäßigen Anstieg der Krebsfälle nennt das RKI den veränderten Altersaufbau der Bevölkerung. Krebs betrifft vor allem ältere Menschen. Bei Männern sind 87 Prozent der Erkrankten älter als 55 Jahre, bei den Frauen 79 Prozent. Mit einer alternden Bevölkerung wächst deshalb automatisch auch die Zahl der Krebsfälle.

Bei den Jüngeren sieht das etwas anders aus. Bei den 25- bis 40-Jährigen erwartet das RKI etwa 12.500 neue Krebsfälle. Diese Zahl verharrt seit Jahren auf einem ähnlichen Niveau. Auch durch bessere Früherkennung erwartet das RKI mehr Fälle an Hoden-, Haut- (Melanom), Gebärmutterhals- und Brustkrebs. Die höheren Fallzahlen sind gewollt: Je früher der Krebs erkannt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten.

Damit gewinnt die Debatte an Bedeutung, ob jeder entdeckte Tumor unbedingt behandelt werden muss. Die Bundesregierung will die Vorsorge besser unterstützen: Künftig sollten alle Bürger per Brief an die Früherkennungsuntersuchungen erinnert werden, sagte Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Der Gesundheitsexperte der Unionsfraktion, Jens Spahn, betonte: "Es muss uns bei der Krebsvorsorge wie bei der Zahnprophylaxe gelingen, dass die Menschen selbstverständlich hingehen."

Früherkennung und Sanktionen

Spahn verwies darauf, dass chronisch Kranke, die nicht regelmäßig zur Vorsorge gegangen sind, höhere Eigenbeteiligungen leisten müssten. Die Kassen müssten diese Regelung aber auch umsetzen. Die Krankenkassen sind allerdings skeptisch, dass die Regelung nutzt. "Die Bestrafung nicht wahrgenommener Früherkennung ist weniger sinnvoll, als die Vorsorge attraktiver zu machen", sagte der Chef der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs, unserer Redaktion. "Wir müssen die Früherkennung so einfach wie möglich machen, Wartezeiten verkürzen und schnelle Ergebnisse liefern."

Etwa konstant ist die Anzahl der Krebsneuerkrankungen bei Kindern unter 15 Jahren. Etwa 1800 neue Krebsfälle werden jährlich diagnostiziert, Varianten des Blutkrebs (Leukämie) und Tumore des zentralen Nervensystems machen 55 Prozent der Fälle aus. 84 Prozent der ganz jungen Patienten sind fünf Jahre nach der Diagnose trotz Krebs noch am Leben — das waren Mitte der 80er Jahre nur 67 Prozent.

(das)
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