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Entlastung des Berufsverkehrs Freie Standspur gegen den Stau

(RP). Zwischen den Anschlussstellen Köln-Longerich und Köln-Bickendorf werden die Autofahrer seit einigen Tagen im Berufsverkehr auch auf den Standstreifen umgeleitet. Das Modell soll landesweit Schule machen, um in NRW für Entlastung zu sorgen. Der ADAC warnt vor Gefahren.

 An diesem langen Wochenende werden die Autofahrer auf eine harte Geduldsprobe gestellt.

An diesem langen Wochenende werden die Autofahrer auf eine harte Geduldsprobe gestellt.

Foto: ddp

Köln Ein langgezogenes Hupen und wütende Gesten des mittelalten Mercedes-Fahrers signalisieren: Die neue Verkehrsregelung am Kölner Kreuz ist noch nicht bei allen Autofahrern angekommen. Der Mercedes-Fahrer mit Dortmunder Kennzeichnen wittert einen herben Regelverstoß.

Dabei ist seit gut drei Wochen der Standstreifen zwischen den Anschlussstellen Köln-Longerich und Köln-Bickendorf vor allem in den frühen Morgenstunden auf gut zwei Kilometern ganz offiziell für den Verkehr freigegeben. Es ist nach der A4 zwischen Merheim und Refrath der landesweit zweite Versuch, mit der zeitweiligen Verbreiterung der Fahrbahn das Stauproblem in NRW zu bekämpfen.

Anti-Stauprogramm

Die mit einer Million Euro vom Bund finanzierte Maßnahme ist Teil des Anti-Stauprogramm "Projektplan Straßenverkehrstelematik 2015", von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Weil die ersten Erfahrungen mit der Standstreifen-Freigabe positiv sind, will das Landesverkehrsministerium die Praxis ausweiten. "Bis zu den Sommerferien wird der Landesbetrieb Straßenbau eine dementsprechende Analyse der NRW-Autobahnen vorlegen", sagt Horst Becker, Parlamentarischer Staatssekretär im Landesverkehrsministerium.

Sollte der Landesbetrieb urteilen, dass die Straßendecke auch andernorts gut und vor allem breit genug ist, um etwa für Lkw freigegeben zu werden, müssen sich die Autofahrer womöglich an das neue Bild gewöhnen. Der ADAC will aber nur "punktuell" und "keinesfalls flächendeckend" einer möglichen Neuregelung seine Zustimmung erteilen. "Die Freigabe des Standstreifens darf kein Ersatz für den sechsspurigen Ausbau sein", sagt der Verkehrsexperte des ADAC, Roman Suthold.

"Situation wird gefährlicher"

Der Automobilclub mit seinen "Gelben Engeln" hat ein besonderes Interesse an den Standstreifen — schließlich stranden dort die Pannenautos in einem leidlich sicheren Bereich. "Bei einer Panne wird die Situation für die Autofahrer mit der Standstreifen-Freigabe ungleich gefährlicher", warnt Suthold.

Am Kreuz Köln-Nord sorgen sechs Kameras, die LED-Tafeln und vor allem die Mitarbeiter in der Kölner Verkehrsleitzentrale für die nötige Sicherheit. Und so funktioniert das neue System: Sechs Kameras filmen fortwährend die Autobahn, ein angeschlossener Computer errechnet die Fahrgeschwindigkeit. Sobald das Durchschnittstempo unter 80 km/h sinkt, wird der Verkehrsüberwachung sofort ein Warnsignal übermittelt.

Vorbild Nordbayern

Ein Mitarbeiter überprüft dann noch einmal die aktuellen Bilder von jeder der sechs Kameras. Liegt tatsächlich ein Stau vor und ist der Standstreifen nicht durch ein Hindernis blockiert, wird per Fernsteuerung die dritte Fahrspur freigegeben. Drei Pfeile auf den LED-Tafeln zeigen den Autofahrern dann an, dass alle drei Fahrstreifen zur Verfügung stehen. Im Abstand von rund 1000 Metern wurden zwei neue Haltebuchten eingerichtet. Die Anlage wurde mit rund einer Million Euro aus Bundesmitteln finanziert.

Mit einem ähnlichen System operiert rund 400 Autobahnkilometer weiter südlich die Autobahndirektion Nordbayern. Seit Dezember 2008 schaltet die Leitstelle auf der Autobahn 73 bei Baiersdorf in Fahrtrichtung Erlangen den Standstreifen bei Bedarf als dritte Fahrspur frei. "Das System arbeitet hervorragend. Es ist vollautomatisch, die Mitarbeiter müssen nur noch bei Bedarf manuell eingreifen", sagt Diana Kosok, Sprecherin der Autobahndirektion.

Berufspendler sehr zufrieden

Die Berufspendler seien damit sehr zufrieden, an 95 Prozent aller Werktage wird die Standspur im Berufsverkehr freigegeben. "Und die Zahlen bestätigen das Modell: Seitdem die Anlage in Betrieb ist, sind die Unfallzahlen auf dem stark befahrenen Autobahnstück um gut die Hälfte zurückgegangen. Der Verkehr läuft deutlich flüssiger", sagt Diana Kosok.

Die guten Erfahrungen in Bayern sind Rückenwind für die Pläne des NRW-Verkehrsministeriums. Dort denkt man nämlich schon einen Schritt weiter. Sind die Standstreifen-Freigabe auf der A57 und auf der A4 zwischen Merheim und Refrath auf einige Stunden beschränkt, kann sich Staatssekretär Horst Becker auch dauerhafte Freigaben vorstellen. "Der Ruf nach einem flächendeckenden Ausbau der Autobahnen in NRW mag ja erklingen. Aber wer die Rechnung zahlen soll, das beantworten die Rufer nicht", sagt Becker.

Die Analyse des Landesbetriebes Straßenbau soll deshalb auch festhalten, wo eine dauerhafte Freigabe sicher und sinnvoll möglich ist. "Allerdings müssten wir auch dann mit dem Bund neu über eine Finanzierung verhandeln", sagt Becker.

(RP)
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