Neue Mobilität Der Führerschein ist ein Auslaufmodell

Meinung · Immer weniger junge Menschen haben einen Führerschein, so das Kraftfahrtbundesamt. Kein Wunder, meint unser Autor. Als Statussymbol hat das Auto ausgedient, und Klimaschützer fahren sowieso lieber Roller, Rad und Bahn.

 Roller statt Auto: Es gibt immer mehr alternative Fortbewegungsmittel.

Roller statt Auto: Es gibt immer mehr alternative Fortbewegungsmittel.

Foto: dpa/Eric Lalmand

Der Führerschein für alle ist ein Auslaufmodell. Das belegen die jüngsten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes deutlich. Und das liegt in erster Linie nicht an finanziellen Gründen. Zwar sind der Führerschein und der Unterhalt eines eigenen Autos immer teurer geworden. Zudem steigen die jungen Erwachsenen später ins Berufsleben und verdienen weniger als noch vor ein paar Jahren. Wer ohnehin schon knapp bei Kasse ist, setzt die Prioritäten anders und investiert eher in eine funktionale Einrichtung für die eigene Wohnung als in einen Führerschein oder ein Auto. Außerdem hat das Auto seinen Stellenwert als Statussymbol verloren. Andere Güter, wie beispielsweise das Smartphone, Markenklamotten oder auch eine Reise genießen aktuell ein höheres Ansehen. Das Auto hingegen wird von vielen nur noch als Gebrauchsgegenstand betrachtet. Als Alltagsgegenstand, um von A nach B zu kommen.

Und genau dafür benötigen immer weniger junge Menschen einen Führerschein. Die meisten Jugendlichen um die 20 Jahre zieht es in die Metropolen. Um zu studieren, um ihre Freiheit zu genießen, um am pulsierenden Leben teilzunehmen. Zudem versprechen sich viele in der Stadt bessere berufliche Aussichten. Ein weiterer Grund ist sicher die Flexibilität: In den Großstädten gibt es in der Regel ein gut ausgebautes Netz des Öffentlichen Nahverkehrs. Mit U-Bahn, Straßenbahn und zur Not mit dem Bus kommt man da so gut wie überall hin. Und das meistens genauso schnell wie mit dem Auto. Kein Stau im Berufsverkehr, keine lästige Parkplatzsuche – das spart Zeit und Nerven. Eine Alternative zum ÖPNV gibt es auch in der Stadt: das Fahrrad.

Das gewinnt gerade für die jungen Menschen an Bedeutung, die sich aus ideologischen Gründen gegen einen Führerschein und ein Auto entscheiden – weil sie die Umwelt schützen wollen. Wie wichtig einem nicht unerheblichen Teil der Jugendlichen der Klimaschutz ist, sieht man an den jüngsten Demonstrationen der „Friday-for-future“-Bewegung. Sie nehmen weite Strecken daher lieber mit dem Zug in Angriff.

Und wenn man dann doch mal ein Ziel hat, das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu erreichen ist, bleibt noch immer die Mitfahrgelegenheit. In den sozialen Netzwerken gibt es etliche Gruppen, um Mitfahrer zu finden. Auch extra Apps gibt es dafür. Das schont Umwelt und Geldbeutel gleichermaßen.

Natürlich wird nicht von heute auf morgen eine ganze Generation ohne Führerschein und Auto dastehen. Allein schon, weil viele Berufe darauf angewiesen sind. Aber die Zeiten, in denen so gut wie jeder einen Führerschein macht, sind vorbei.

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