Düsseldorf Neue CD-Edition: Robbie Williams wiederentdecken

Düsseldorf · Das sind Geschichtenbücher und nicht bloß neu aufgelegte CDs, und ihr Thema ist der letzte große Mythos des europäischen Pop. Soeben sind also die ersten sieben Alben von Robbie Williams noch einmal herausgegeben worden, alle zwischen 1997 und 2006 erschienenen Platten wurden mit einer DVD voller Showauftritte und Gala-Aufführungen versehen und – das ist das Ereignis dieser Edition – mit stimmungsvollen Begleittexten. Sie beschreiben die Bedingungen, unter denen etwa "Sing When You're Winning" entstanden ist, und sie ergeben einen Bildungsroman: Er erzählt von Aufstieg und Verirrung eines modernen Helden.

Richtig interessant wird es, wenn der Junge, den sie einst bei Take That rausgeworfen haben, auf dem Höhepunkt seiner Solo-Karriere angekommen ist. Da sitzt er also 2004 müde und einsam in seinem Anwesen in den Hollywood Hills, er hat sich von seinem Songwriter Guy Chambers getrennt, Depressionen drücken das Gemüt, und der Wehmütige hört die alten Lieder aus den 80er Jahren: "Louise" von Human League, Songs von Dream Academy und Prefab Sprout. Dekadenz in Los Angeles.

Just in dieser Zeit begegnet er Stephen Duffy. Der ist eine der tragischen Gestalten des Pop, er gründete 1978 die Band Duran Duran, stieg aber aus, bevor der Erfolg kam. Duffy komponiert nun edle Lieder für seine Gitarrenband Lilac Time, die leider kaum jemand kennt, und Williams engagiert ihn vom Fleck weg. Beide produzieren in Williams' Haus das Album "Intensive Care", und wenn man es heute hört, mag man nicht verstehen, warum es 2005 so viel Kritik einstecken musste: Es ist wunderbar, Erwachsenen-Pop, elegant und britisch durch und durch.

So ergeht es einem auch mit "Rudebox", das 2007 wie keine andere Veröffentlichung von Williams verhauen wurde. Man hört das gerne wieder, erkennt die Brillanz des Planes, Elektro und Rap zu verbinden, die Pet Shop Boys und Mark Ronson produzieren zu lassen und Lily Allen für den Gesang zu verpflichten. Der Liebling wurde hier widerborstig, und gerade das macht ihn ja aus. Man freut sich auf die Fortsetzung. Diese Biografie wird dereinst im Kino zu sehen sein, so viel ist sicher.

(RP)
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