Mord in der Provinz

Thriller "Small Town Murder Songs"

Es ist die Atmosphäre, die diesen Film sehenswert macht. "Small Town Murder Songs" spielt in der Provinz Ontario, in einer Mennonitengemeinde, wo das Leben strenge Regeln hat und jeder auffällt, der sie nicht befolgt. Hier wohnt der Kleinstadtpolizist Walter, er trägt einen dichten schwarzen Schnauzbart und eine große Brille. Irgendwas ist mit diesem Mann, die eigene Familie meidet ihn, aber das Drehbuch lässt den Zuschauer im Ungewissen darüber, was passiert sein könnte. Etwas Schlimmes sicher, soviel ahnt man dann doch. Denn zu Beginn der Geschichte lässt sich Walter taufen – auch er sucht Erlösung im Glauben.

Regisseur Ed Gass-Donnelly hat einen starken Film gedreht. Jedes Kapitel wird von Zitaten aus der Bibel eingeleitet, und über den vielen Panorama-Einstellungen von der kanadischen Landschaft liegt die Musik der Indie-Rockband Bruce Peninsula. Deren Songs sind sehr wichtig für dieses Kino-Kunstwerk, denn sie bringen die Innenwelt der Hauptfigur zum Klingen. Harte Trommelschläge, schreiende Gitarren, hochtönende Stimmen künden von der Unordnung in Walters Leben.

Es ist ein Mord passiert in der unheimlichen Idylle, am See wurde ein Frau gefunden, und nun steht den Einwohnern das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Dunst liegt auf der Szenerie, die Feuchtigkeit drückt auf das Gemüt. Schauen ist in "Small Town Murder Songs" immer auch Fühlen – selten erlebt man eine Kino-Produktion, die man geradezu zu schmecken und zu ertasten meint.

Das ist ein lakonischer Film, hart und gnadenlos, eine klassische Short Story für die Leinwand. Die Geschichte dauert nicht mal 80 Minuten, und sie erinnert durchaus an frühe Arbeiten der Coen-Brüder. Dazu passt, dass Peter Stomare, der hier den Walter spielt, 1996 in "Fargo" als Killer auftrat. llll

(RP)
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