Kammerkonzert in der Tonhalle Schroff und butterweich

Düsseldorf · Im Kammerkonzert der Tonhalle erklangen Kompositionen von Johannes Brahms und György Ligeti. Apart war die Besetzung: Violine, Horn und Klavier.

Isabelle Faust (Violine), Alexander Melnikov (Klavier) und Teunis van der Zwart (Horn).

Isabelle Faust (Violine), Alexander Melnikov (Klavier) und Teunis van der Zwart (Horn).

Foto: Susanne Diesner/Tonhalle

Musikalische Freundschaften zwischen Streichern und Blechbläsern sind eher selten. Ein Duo zwischen Geige und Trompete – wie soll das gehen? Cello und Posaune? Bratsche und Tuba? Allenfalls Hornisten könnten Glück haben, von einer Geigerin erhört zu werden, denn das Horn als solches schlägt, trotz seines güldenen Tons, am ehesten in Richtung Holzblasinstrument.

Zumindest, wenn sein Spieler so virtuos die leisen Register zum Singen bringen kann, wie es Teunis van der Zwart jetzt in der Tonhalle vorführte. Die Geigerin Isabelle Faust hat ihn eingeladen, zusammen mit dem Pianisten Alexander Melnikov die beiden prominenten Exemplare der raren Gattung Horntrio dem Düsseldorfer Publikum vorzustellen: die Werke von Brahms und Ligeti.

Für die Geigerin mit dem ungemein luziden Ton und einer auffällig bescheidenen, dienenden Art, die Ideen der Komponisten nachzuschöpfen, ist Kammermusik wesentlich. Im intimen Zusammenspiel erblüht ihre Freude am kreativen, unvorhersehbaren Moment, der bei aller Konzentration und Disziplin das Wesen der Musik ausmacht. Wieder setzt Isabelle Faust auf historisch informierte Partner. Für Brahms’ späte F-Dur-Sonate, eine Bearbeitung der berühmten Klarinetten-Sonate von eigener Hand, und für das ikonische Horntrio, das Brahms als Reflex auf den Tod seiner Mutter schrieb, steht ein Blüthner-Hammer-Flügel aus Leipzig auf der Bühne, ein Instrument, auf dem Brahms gespielt haben könnte.

Melnikov liebt diesen schroffen, wenig tragenden Klang, er zelebriert die dynamischen Extreme. Die oft heikle Dominanz des Klavierparts weicht so hierarchiefreiem Musizieren. Faust spielt mit sehr zurückgenommenem Vibrato, sucht und findet im Puren die Tiefe der Musik. Das Andante der Sonate rührt fast zu Tränen. Und auch später, im Trio, gelingen viele der innigen, aber auch der befreit dahinjagenden Passagen exzellent. Nicht zuletzt, weil van der Zwart ein Naturhorn spielt, die ventillose Variante des Horns, das nicht nur besonders heikel zu bedienen ist, sondern auch besonders weich und sanft klingt. Die drei Musiker verstehen sich blind, sind sich genug. Ob der große Kuppelsaal der Tonhalle für solch Delikatesse geeignet sei, bleibt dahingestellt.

Ligetis Horntrio, ein ausdrücklicher und auch ironischer Reflex auf Brahms, sucht am Beginn der 1980er-Jahre nach neuen Klängen in alten Formen. Vieles ist Ironie, Verwirrspiel, alles unerhört. Im Scherzo verschieben sich die griffigen Rhythmen zwischen Klavier und Geige um wenige Sechzehntel zu einem aberwitzigen Nachlaufen. Das Adagio mit all seinen klanglichen Raffinessen vergeht ungemein emotional im Nichts.

Ein tolles, ein rares Werk, packend musiziert. Großer Beifall, vereinzelte Bravi. Und ein Bruch-Stück als liebliche Zugabe.

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