Kino gegen Streaming Netflix sorgt für Unruhe bei der Berlinale

Berlin · Programm-Kinos fordern, einen Netflix-Film aus dem Wettbewerb zu nehmen. Der Vorwurf: Der Streamingdienst wolle die Berlinale nur als Werbeplattform missbrauchen. Außerdem gibt es Zensur-Gerüchte um einen chinesischen Film.

Berlinale 2020: Die Stars bei den 70. Filmfestspielen in Berlin - Fotos
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Die Stars bei der Berlinale 2020

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Foto: AFP/JOHN MACDOUGALL

Es sah so aus, als würden die letzten Festival-Tage von Dieter Kosslick als Berlinale-Chef ruhig ausklingen, doch nun gibt es Ärger. Die deutschen und die internationalen Filmkunstkinos haben gemeinsam einen Offenen Brief an Kosslick und Kulturstaatsministerin Monika Grütters gerichtet. Sie fordern, dass der spanische Wettbewerbsbeitrag „Elisa y Marcela“ nur außer Konkurrenz laufen soll. Der Film von Regisseurin Isabel Coixet wurde von Netflix produziert.

Die Berlinale versteht sich als Festival für Kinofilme. Dieter Kosslick begründete die Aufnahme von „Elisa y Marcela“ in das Rennen um die Bären deshalb damit, dass Netflix zugesichert habe, das Werk in den spanischen Kinos zu zeigen, bevor es im Internet zu sehen ist. Das zweifeln die Autoren des Briefes jedoch an. 180 Kinos haben bisher unterzeichnet. Sie betonen, dass der Brief sich nicht gegen Film oder Regisseurin, sondern allein gegen das Geschäftsgebaren des Streamingsdienstes richtet. Er wolle ein öffentlich gefördertes Kino-Festival als Werbeplattform missbrauchen, heißt es in den Brief. Die Regeln für die Teilnahme am Festival müssten konkretisiert werden, fordern die Unterzeichner. Die Festivalleitung versteht die Aufregung nicht. In Spanien werde der Film gezeigt, daran habe sich nichts geändert.

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 Das Logo der 69. Berlinale (Symbolbild).

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Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Ebenfalls für Unruhe sorgt die Entscheidung, den Film „One Second“ von Zhang Yimou, der am kommenden Freitag seine Weltpremiere feiern sollte, aus dem Wettbewerb zu nehmen. Es habe technische Probleme bei der Postproduktion gegeben, heißt es offiziell. Die Produktion des chinesischen Regisseurs spielt zur Zeit der Kulturrevolution, es geht um einen Mann, der aus einem Arbeitslager geflohen ist. Deshalb liegt der Verdacht nahe, dass Zensur der eigentliche Grund für die Absage ist. Dass ein Film bei laufendem Wettbewerb aus dem Rennen genommen wird, hat es bei der Berlinale bisher nicht gegeben.

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