Buchhandlungen sind bedroht

Frankfurt/M. Welterklärer Richard David Precht durfte man allzu viel Optimismus auf der Buchmesse nicht unterstellen: "Amazon wird alle Buchläden töten, noch bevor sich das E-Book durchgesetzt hat", verkündete er. Drohen also auch hierzulande amerikanische Verhältnisse, wo ein stationärer Buchhandel praktisch kaum mehr existent ist?

Die Entwicklung scheint tatsächlich in diese Richtung zu gehen: So steigerte der Internetbuchhandel in Deutschland seinen Anteil am Gesamtumsatz – der lag 2010 bei 9,7 Milliarden Euro – in den zurückliegenden vier Jahren von 7,6 auf 13,8 Prozent. Prognose: weiterhin steigend.

Weil der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in den "physischen" Läden auch wichtige Kulturstandorte mit einem optimalen persönlichen Kontakt zum Kunden sieht, startet man jetzt eine Online-Offensive: Jeder Buchhändler soll mit Hilfe des Börsenvereins die Möglichkeit zum digitalen Vertrieb bekommen. Dazu gehört die Einrichtung eines eigenen Webshops, vor allem der Verkauf eines neuen E-Book-Readers. "Liro Color" heißt das vom Verband mitentwickelte Gerät, das über Touchscreen funktioniert, internetfähig ist und 99,99 Euro kostet.

Auf diesem Reader, den der Buchhändler verkauft, ist er mit seinem eigenen Webshop vertreten. Das bedeutet, dass er nicht nur am Gerät verdient, sondern auch an jedem E-Book, das über dieses Gerät erworben wird – mit jeweils 20 Prozent vom Nettoverkaufspreis. Nach der Bestellung kann sich der Buchhändler dann entscheiden, ob er die Ware entweder aus dem eigenen Lager verschickt oder über den Verlag oder ein Barsortiment senden lässt.

Gutenbergs Welt dreht sich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort