Nach TV-Kritik Stand-up-Comedian Enissa Amani tritt Shitstorm gegen Journalistin los

Düsseldorf · Die Spiegel-Autorin Anja Rützel hat in einem Artikel die „About You“-Awards und den Auftritt der Stand-up-Comedian Enissa Amani kritisiert. Die mobilisierte daraufhin ihre Fangemeinde gegen die Journalistin. Der Kampf scheint noch nicht vorbei.

Wer die Wut der Netzgemeinde auf sich zieht, hat zumindest im Internet keinen ruhigen Moment mehr. Über das Osterwochenende ist das der Spiegel-Journalistin Anja Rützel passiert. Sie schrieb eine TV-Kritik über die „About You“-Awards - ein Preis für Influencer, der zum dritten Mal verliehen wurde. Darin beschreibt sie acht Momente, die für sie als Zuschauerin ziemlich unangenehm waren, darunter auch der Auftritt der deutsch-iranischen Stand-up-Comedian Enissa Amani. Sie fand ihn schlichtweg nicht witzig. Amani sagte während ihres Auftritts, sie wolle auf keinen Fall als Komikerin bezeichnet werden, ansonsten schmeiße sie alles hin. Rützel überspitzte das in ihrem Text und wiederholte die Bezeichnung „Komikerin“ mit Nachdruck.

Amani konterte daraufhin auf ihrem Instagram-Account, auf dem ihr mehr als 500.000 Menschen folgen. Sie verfasste in ihren Instagram-Stories einen Text an die Journalistin und erwähnte auch, dass sie ein Instagram-Profil hat. Einen Link dazu postete sie zwar nicht, aber ihre Reaktion rief ihre Fans auf den Plan, die einen Shitstorm gegen die Journalistin loslassen. Das führte dazu, dass Rützel zunächst ihr Instagram-Profil von öffentlich auf privat umstellte. Als sich dann auch noch AfD-Politiker Andreas Winhart für den Artikel bedankte und ihn lobte, brach der Hass des Netzes endgültig über die Journalistin herein. Sie wurde als Rassistin und „Quasi-Nazi“ beschimpft. Dazu muss man wissen: Winhart und Amani haben seit Längerem einen Streit, der zuletzt in einer Anzeige des AfD-Politikers gegen Amani wegen Beleidigung endete.

Rützel distanzierte sich von dem AfD-Politiker, schrieb aber auch, dass sie keine Kontrolle darüber habe, wer ihre Texte lese. Das reichte Amani offenbar nicht. Sie verlangte eine Entschuldigung, weil sie sich unter anderem von der Autorin dazu aufgefordert fühlte, das Land zu verlassen.

Das alles dokumentierte Anja Rützel am Sonntag auf Twitter. Sie beendete ihren Twitter-Thread mit den Worten „Bis jetzt habe ich mir solche komplett wahnsinnigen Eskalationen ja immer nur als faszinierter Gaffer angeschaut. Mittendrin zu stehen ist extrem unangenehm.Von Kolleginnen und Kollegen erhielt sie dafür viel Zuspruch.

Enissa Amani indes machte auf Instagram munter weiter. Sie veröffentlichte ein Video, in dem sie ihre Sicht der Dinge noch einmal schilderte. Darin betonte sie: „Sie darf schreiben, was sie möchte“ und „Ich glaube nicht, dass diese Dame eine Rassistin ist“. Sie fühle sich missverstanden, wenn jetzt behauptet werde, dass sie gegen die Journalistin hetzen würde. Es gebe eben Fans, die dann anfangen, sie zu verteidigen. Amani finde es seltsam, dass Rützel sich nun als Opfer darstelle. Dabei habe sie ja nur eine Antwort auf die TV-Kritik verfasst.

Viele Follower, die Amani unterstützen, berufen sich darauf, dass Journalismus neutral sein müsse. Der Artikel von Anja Rützel sei deshalb ziemlich schlecht, denn er bewerte ja. Journalistisch betrachtet handelt es sich bei dem Stück allerdings um ein Meinungsstück. Eine TV-Kritik soll bewerten und die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wiedergeben.

Anja Rützel hat von 2015 bis 2017 auch Artikel für RP Online verfasst. Sie schrieb auch für uns zahlreiche TV-Kritiken.

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