#allesdichtmachen Schauspieler distanzieren sich von ihrer eigenen Aktion

Berlin · Nachdem es für die Aktion #allesdichtmachen ordentlich Kritik gehagelt hatte, sehen jetzt mehrere Schauspieler das Videoprojekt als gescheitert an und nehmen ihre Videos aus dem Netz.

Doch nicht so eine gute Idee - mittlerweile haben einige der Schauspieler ihre Videos wieder gelöscht.

Doch nicht so eine gute Idee - mittlerweile haben einige der Schauspieler ihre Videos wieder gelöscht.

Foto: dpa/-

Die Schauspielerin Meret Becker („Tatort“) und ihr Kollege Ken Duken („Traumfabrik“) haben sich von der Videoaktion #allesdichtmachen distanziert. Kunst müsse Fragen stellen können, sagte Becker am Freitag in einem Beitrag bei Instagram. „Aber diese Aktion ist nach hinten losgegangen.“ Sie werde das Video runternehmen lassen. „Und ich entschuldige mich dafür, dass das falsch verstanden werden konnte.“

Becker sagte nun, sie lasse sich impfen, trage Maske, halte Abstand und lasse sich testen, wenn sie mit Menschen in Kontakt trete. Das sei damit nicht gemeint. Dass die Aktion instrumentalisiert werde von der rechten Seite, sei das Letzte, was sie gewollt habe. „Ich möchte auch nicht mit Aluhütchen oder dergleichen verglichen werden.“

Es sei eine vielleicht zu zynisch gestaltete Kunstaktion gewesen. Sie kritisierte, in der Pandemie sei immer eine Tür für die Wirtschaft offengehalten worden. Die Theater seien zu, aber die Flieger voll. Menschen müssten zur Arbeit gehen, damit die Industrie weiterlaufe. Es gehe auch darum, dass Menschen allein sterben. „Wir hätten vielleicht mehr das sagen sollen, was eigentlich gemeint ist“, sagte Becker. Sie habe das auch geäußert und gezweifelt. Die Kunstfreiheit oder das Infragestellen von Dingen hätten sie dann doch überzeugt mitzumachen. „Jetzt gibt's auf die Nase.“

Schauspieler Ken Duken schrieb bei Instagram, er distanziere sich von rechtem Gedankengut und rechten Ideologien. Die Gefahr, die von der Corona-Pandemie ausgehe, sei ihm mehr als bewusst. Er habe sich auch nicht über die Opfer oder ihre Angehörigen lustig machen wollen. „Ich befürworte sinnvolle Maßnahmen und eine Impfstrategie. Diese Aktion ist gründlich in die Hose gegangen. Ich entschuldige mich für jegliche Missverständnisse.“

Auch Heike Makatsch distanzierte sich von „rechtem Gedankengut“. „Ich habe durch Kunst und Satire den Weg gewählt, die Veränderung unserer Gesellschaft aufzuzeigen und Raum zu schaffen, für einen kritischen Diskurs“, schrieb sie auf Instagram. „Wenn ich damit rechten Demagogen in die Hände gespielt habe, so bereue ich das zutiefst.“ Auch habe sie niemals das Leid der Corona-Erkrankten und ihrer Angehörigen schmälern oder sie mit ihrem Beitrag verletzen wollen. Dazu postete sie den Hashtag #womöglichgescheitert. Ihr Video ist auf der Webseite der Kampagne mittlerweile nicht mehr zu sehen.

Schauspieler Hanns Zischler hat ebenfalls ein Video hochgeladen, in dem er die Corona-Politik kritisiert.Ich muss gestehen, dass ich die allermeisten Beiträge nicht gekannt habe“, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion. Er schätze die Haltung von Dietrich Brüggemann, Initiator der Aktion, als die eines Skeptikers ein, „der sich gegen ein Klima des Bangemachens mit den Mitteln sarkastischer Übertreibung wehrt“. Für Zischler bedeute das aber nicht, dass man ihn als Corona-Leugner betiteln könne.

„Tatort“-Star Jan-Josef Liefers möchte nicht mit Verschwörungstheorien und „Querdenkern“ assoziiert werden. „Eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern u.ä. weise ich glasklar zurück“, schrieb der 56-Jährige auf Twitter. „Es gibt im aktuellen Spektrum des Bundestages auch keine Partei, der ich ferner stehe, als der AfD. Weil wir gerade dabei sind, das gilt auch für Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker, Corona-Ignoranten und Aluhüte. Punkt.“

(desa/dpa)
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