Vorzeitiger Amtsverzicht WTO-Chef Azevêdo tritt zurück
Genf · Der Chef der Welthandelsorganisation (WTO), Roberto Azevêdo, tritt vorzeitig von seinem Amt zurück. Eigentlich wäre der Brasilianer noch ein Jahr länger in seiner Position geblieben. Sein Rücktritt erfolge aus familiären Gründen.
Azevêdo stelle seinen Posten nach sieben Jahren im Amt am 31. August zur Verfügung, teilte der WTO-Chef den Vertretern der Mitgliedsländer am Donnerstag in Genf mit. Seine zweite Amtszeit wäre eigentlich noch ein Jahr länger gelaufen. Er habe sich aus familiären Gründen zu diesem Schritt entschieden, sagte er, fügte aber hinzu: „Ich bin überzeugt, dass diese Entscheidung im besten Interesse der Organisation ist.“ Er habe keine Absicht, in die Politik zu gehen, sagte der Brasilianer.
Azevedos ursprünglich auf sieben Jahre angelegte Amtszeit war in den vergangenen Jahren von intensivem Druck von Donald Trump geprägt. Der US-Präsident warf der WTO vor, sie sei voreingenommen gegen die USA.
Die USA blockieren seit langem die Ernennung neuer Experten für eines der Kernstücke der WTO, das Streitschlichtungssystem. Die wichtige Berufungsinstanz ist deshalb seit Dezember 2019 nicht mehr handlungsfähig. Die USA verlangen allgemein weitreichende Reformen, ohne spezifische Forderungen auf den Tisch zu legen. Auf Kompromissvorschläge, die die Mehrheit der 164 Mitgliedsländer unterstützen, sind die USA bislang nicht eingegangen.