Interview Thomas Buschmann „Ich mache mir keine Sorgen um NRW“

Düsseldorf  · Die Corona-Krise hat viele Unternehmen in existenzielle Nöte gestürzt. Trotzdem blickt Deutsche-Bank-Manager Thomas Buschmann optimistisch in die Zukunft. Er setzt auf die Wandlungsfähigkeit des Landes.

 Thomas Buschmann, Sprecher der Regionalen Geschäftsleitung Nordwest der Deutschen Bank, in der Geschäftsstelle an der Königsallee.

Thomas Buschmann, Sprecher der Regionalen Geschäftsleitung Nordwest der Deutschen Bank, in der Geschäftsstelle an der Königsallee.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Als der Wettbewerb „NRW - Wirtschaft im Wandel“ 2015 startete, ging es um einen Impuls, der das Potenzial von NRW zeigen sollte. Die Deutsche Bank ist seit Beginn Partner des Wettbewerbs. Doch in Zeiten des Coronavirus geht es auch um die Zukunftsfähigkeit des Landes, wie Thomas Buschmann, Sprecher der Regionalen Geschäftsleitung Nordwest der Deutschen Bank, täglich feststellen kann.

Wie haben Sie die vergangenen Wochen erlebt, Herr Buschmann?

Buschmann Wir haben sehr viele Gespräche mit unseren Kunden geführt – per Video, Telefon oder auch über die Filialen, die zu einem Großteil weiter geöffnet waren. Und wir haben eine Vielzahl von Kreditanträgen bearbeitet. Das hat unsere Mannschaft schon super gemacht. Man darf nicht vergessen, dass diese Hilfsprogramme, die vom Staat kurzfristig auf den Weg gebracht wurden, auch für die Kollegen neu sind.

Sie mussten erstmal dafür sorgen, dass Ihre Teams geschult werden.

Buschmann Genau. Wir haben bei der Deutschen Bank bundesweit knapp 3000 Firmenkundenbetreuer, die mussten mit den Programmen vertraut gemacht werden. Und das in kürzester Zeit, auch an den Wochenenden, und meistens per Telefon- oder Videokonferenz, während die Kunden dringend Hilfe brauchten. Gleichzeitig haben wir online ein „Corona-Helpdesk“ aufgebaut, wo Kunden sich über die Fördermaßnahmen von Bund und Ländern informieren konnten. Letztlich darf man nicht vergessen: Es geht um sehr emotionale, teilweise auch existentielle Themen, wenn Firmen plötzlich in so einer Situation sind. Gleichzeitig müssen wir natürlich bei jeder Kreditzusage immer sorgfältig prüfen, ob das Risiko angemessen ist.

Die letzte Finanzkrise 2008/2009 wurde auch von Banken verursacht. Das Image ist seitdem nicht das Beste. Diesmal sind Sie der Helfer in der Not. Wie fühlt sich das an?

Buschmann Christian Sewing, unser Vorstandsvorsitzender, hat es auf den Punkt gebracht: Wir wollen Teil der Lösung sein. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst. Ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg.

Sie sprechen als Bank tagtäglich mit Unternehmern und Managern. Wie steht es um die Wirtschaft in NRW?

Buschmann Zu Beginn der Corona-Krise mussten alle erst einmal schauen, wo sie stehen. So etwas hat es ja bis dahin nicht gegeben. Trotzdem mache ich mir um NRW keine Sorgen. Das Land profitiert von seiner guten Mischung. Andere Bundesländer sind sehr stark abhängig von einzelnen Industriezweigen. Wir sind insgesamt breiter aufgestellt. NRW hat sowohl in den industriellen als auch in den Dienstleistungssektoren viel zu bieten. Es gibt nicht nur wirtschaftliche Ballungsgebiete, sondern auch ländliche Regionen. Unser Finanzminister hat gesagt, dass NRW Wandel und Innovationen gut könne – das sehe ich auch so.

Was ist nötig, damit NRW schnell wieder auf die Beine kommt?

Buschmann Die Herausforderungen waren bereits vor Corona groß, auch wenn ein Thema wie der Brexit derzeit etwas in den Hintergrund gerückt ist. Die Geschwindigkeit, wie sich die Dinge verändern, war in den letzten Jahren immens. Wichtig ist, dass man in der Lage ist, sich schnell neuen Bedingungen anzupassen, etwa bei der Digitalisierung. Hier hat NRW bisher einen guten Job gemacht.

Was ändert Corona langfristig?

Buschmann Nicht alles wird nur dem Kostenmanagement untergeordnet werden, auch Aspekte wie Sicherheit oder neue Arbeitszeitmodelle werden relevanter. Und die Digitalisierung erlebt mit Corona einen weiteren Schub. Vielleicht werden viele Unternehmen auch noch einmal die Globalisierung kritisch hinterfragen – mit all ihren Vor- und Nachteilen. Und natürlich erleben wir jetzt schon, dass das bargeld- und kontaktlose Bezahlen immer beliebter wird. Inzwischen ist es sogar in vielen Bäckereien selbstverständlich, Kleinstbeträge bargeldlos zu zahlen.

Was wird sich bei Ihnen ändern?

Buschmann Ich bin mir sicher, auch wir bei der Deutschen Bank werden künftig manche Dienstreise überdenken. Besprechungen funktionieren auch per Videokonferenz sehr gut, schonen die Umwelt und sparen Zeit. Auch im Kundengeschäft werden wir noch stärker auf technische Lösungen zurückgreifen. Neukunden kann man auch per Videokonferenz oder Telefon gewinnen. Wird künftig alles nur noch digital laufen? Eher nicht. Der persönliche Kontakt bleibt auch in Zukunft ganz wichtig.

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