Vodafone Gründer mit Festanstellung

Düsseldorf · Mit „Uplift Me“ will der Mobilfunkanbieter die eigenen Mitarbeiter zu Gründern machen und so mehr Ideen fördern.

 Der Vodafone-Campus bietet eine moderne Arbeitsumgebung – doch Mitarbeiter, die ein hausinternes Start-up gründen, sollen dennoch die Möglichkeit erhalten, in einem Co-Working-Space zu arbeiten.

Der Vodafone-Campus bietet eine moderne Arbeitsumgebung – doch Mitarbeiter, die ein hausinternes Start-up gründen, sollen dennoch die Möglichkeit erhalten, in einem Co-Working-Space zu arbeiten.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Anrufe gehören bei Internetanbietern zum Alltag: Ein neues Produkt, zum Beispiel ein Router, wird geliefert, der Kunde packt es aus und will es in Betrieb nehmen – und weiß nicht weiter. Wo muss jetzt das Kabel rein? Wie geht das mit dem Stecker? „Wir arbeiten beide schon lange in der Kundenbetreuung und haben gemerkt, dass gerade bei der Installation von Hardware unsere Hotline angerufen wird“, sagen die beiden Vodafone-Mitarbeiter Sebastian Koepl und Joscha Schulte.

Das wollten die beiden ändern. So entstand die Idee, eine Art digitalen Helfer für Zuhause zu entwickeln. Kunden müssen dabei ihre Smartphone-Kamera auf den Router richten und sehen dann auf dem Bildschirm des Handys, wie virtuelle Kabel an die richtigen Steckplätze angeschlossen werden. Diese sogenannte Augmented Reality kommt beispielsweise auch schon bei Spielen wie Pokémon Go zum Einsatz.

Schulte und Koepl entwickeln ihre Idee nun weiter – und weil Vodafone mehr solcher Beispiele haben will, hat der Düsseldorfer Mobilfunkanbieter nun ein neues Programm gestartet. „Uplift Me“ heißt das hausinterne Start-up-Angebot an die rund 14.000 Mitarbeiter. Im Rahmen des Programms erhalten diese die Möglichkeit, sechs Monate lang bei vollem Gehalt die Hälfte ihrer Zeit in die Entwicklung ihrer Start-up-Idee zu stecken. „Viele Ideen werden gar nicht erst gedacht, viele niemals umgesetzt“, sagt Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter: „Weil es der Alltag nicht erlaubt oder wir nicht wagen, daraus auszubrechen. Mit Uplift Me wollen wir das ändern.“ Mit dem Programm sollen Mitarbeiter laut Ametsreiter zu Unternehmern im Unternehmen werden.

Weil sich durch die Digitalisierung die Wirtschaft immer mehr beschleunigt, überlegen immer mehr Konzernvorstände, wie sie die Innovationskraft in ihrem Unternehmen stärken können. Denn der Hierarchien und Gewohnheiten verhindern oft, dass neue Entwicklungen außerhalb von Forschungsabteilungen entstehen. Bei Digitalkonzernen wie Google dürfen Mitarbeiter daher schon lange einen Teil ihrer Arbeitszeit für eigene Projekte verwenden. Ähnliches ist auch beim US-Konzern 3M möglich.

Andere Unternehmen wie Vodafone suchen daher inzwischen nicht nur den Kontakt zu Start-ups, sondern gründen hausinterne Einheiten, um Kreativität zu fördern. „Lab1886“ nennt sich das dann beispielsweise beim Stuttgarter Autohersteller Daimler, angelehnt an das Jahr, in dem Carl Benz das erste Automobil patentieren ließ.

Damit bei Vodafone die richtige Start-up-Atmosphäre aufkommt, dürfen die Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz in dieser Zeit in den Düsseldorfer Co-Working-Space Digihub verlegen, wo auch andere Gründer an ihren Ideen tüfteln, damit beim Gründen in Festanstellung auch bloß kein Alltagsgefühl aufkommt.

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