Nach Abgang von Chef Hiesinger Armin Laschet macht Thyssenkrupp zur Chefsache

Düsseldorf · Nach dem überraschenden Abgang von Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger schaltet sich nun die Politik bei dem Essener Industriekonzern ein.

 Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Nach Informationen unserer Redaktion aus Regierungskreisen hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) für Donnerstag ein Treffen mit Vertretern der Unternehmensleitung und der Arbeitnehmerseite angesetzt.

An diesem werden vonseiten des Managements Personalvorstand Oliver Burkhard und Finanzvorstand Guido Kerkhoff teilnehmen. Für die Beschäftigten sind der NRW-Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler, und der von der Gewerkschaft entsandte stellvertretende Thyssenkrupp-Aufsichtsratsvorsitzende, Markus Grolms, dabei.

Noch am Montag hatte sich NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) beim Stahlgipfel zurückhaltend zu einer Einmischung seitens der Politik geäußert: „Wie sich das Unternehmen weiterentwickelt, das sind unternehmenspolitische Entscheidungen. Dabei bleibe ich auch“, hatte Pinkwart vor Journalisten in Düsseldorf gesagt.

Die IG Metall wollte sich zu dem geplanten Treffen mit Laschet nicht äußern. Bezirksleiter Giesler sagte lediglich: „Wir sind in Gesprächen mit allen wichtigen Partnern. Inzwischen haben wohl alle die Brisanz der Lage verstanden.“

 Der damalige Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger steht bei der Hauptversammlung  im Januar 2018 neben Stiftungs-Chefin Ursula Gather.

Der damalige Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger steht bei der Hauptversammlung im Januar 2018 neben Stiftungs-Chefin Ursula Gather.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Die Arbeitnehmer hatten in den vergangenen Tagen spürbar den Druck erhöht. Giesler soll Laschet beim Unternehmertag NRW auf das Thema Thyssenkrupp angesprochen haben. Der Regierungschef ist Mitglied im Kuratorium der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung, die rund 21 Prozent der Anteile am Konzern hält. Die Gewerkschaft hatte in den vergangenen Tagen insbesondere die Rolle der Stiftungs-Vorsitzenden, der Professorin Ursula Gather, kritisiert. Der Rektorin der TU Dortmund, die auch im Thyssenkrupp-Aufsichtsrat sitzt, war angekreidet worden, ihre Kriteleien an den Plänen Hiesingers hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass der Vorstandschef in der vergangenen Woche die Brocken entnervt hingeworfen hätte. Die Stiftung war in den vergangenen Tagen de facto abgetaucht.

Die Belegschaft ist sauer auf Gather, weil sie fürchtet, dass durch den Abgang Hiesingers auch dessen Strategie infrage gestellt werden könnte. Hiesinger war ein starker Verfechter des Mischkonzerns. Die aktivistischen Großaktionäre Cevian und Elliot haben hingegen Interesse an einer Zerschlagung.

Giesler hatte Gathers Schweigen der Stiftung schon am Montag scharf kritisiert: „Ich fordere keinen Rücktritt, aber ich fordere einen Dialog der Stiftung mit der Arbeitnehmerseite zur Stabilität des Unternehmens. Und dazu muss die Stiftung sich äußern und Klarheit schaffen. Das kann mit Frau Gather gehen – da haben wir überhaupt kein Problem.“ Die Stiftung habe einen Auftrag und den müsse sie auch erfüllen, so der IG-Metall-Chef.

Das geforderte Gespräch hat nun stattgefunden. Wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtet, habe sich Gather mit Thyssenkrupp-Aufsichtsrats-Vize Markus Grolms getroffen. Nach Informationen unserer Redaktion soll das Treffen auf Wunsch der Stiftung zustandegekommen sein. Nach dem Gespräch gaben Gather und Grolms ein gemeinsames Bekenntnis zur Kontinuität ab: „Stiftung und Arbeitnehmervertreter haben immer auch gemeinsam für die Stabilität des Unternehmens eingestanden. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern“, zitiert die „WAZ“ die beiden.

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