Finanzen Überweisung binnen Sekunden
Frankfurt · Ab heute bieten Sparkassen Echtzeit-Überweisungen an. Das sind Überweisungen, die sekundenschnell auf dem Konto des Adressaten landen. Die Konditionen können sich unterscheiden.
Wer Geld loswerden will, kann das ab heute ganz fix tun. Vorausgesetzt, man hat ein Konto mit Online-Banking-Funktion bei einer Sparkasse. Denn ab heute sind in fast allen Sparkassen in Deutschland Echtzeit-Überweisungen möglich. Das bedeutet: Ab jetzt kann das Geld in wenigen Sekunden per Überweisung den Besitzer wechseln. „ Das wird sofort zwischen allen Sparkassen funktionieren“, sagt Michaela Roth vom deutschen Sparkassen- und Giroverband. „Und es wird funktionieren auch mit allen anderen Banken, die an diesem Verfahren teilnehmen.“
In den 34 Ländern des Sepa-Zahlungsraumes in und um Europa sind das inzwischen rund 1100 Institute. In Deutschland sind es mit Ausnahme einer Sparkasse, die technische Probleme hat, alle 384 Sparkasen und die HVB-Bank. Mit dem Sparkassen-Verbund können auf einen Schlag die Überweisungen zwischen den rund 50 Millionen Kunden in „Echtzeit“ erfolgen.
Allerdings lassen sich viele Sparkassen den Service bezahlen. Wie hoch die Gebühr ausfällt, bestimmen die Institute selbst. Zwischen 20 Cent und zwei Euro können fällig werden. Bei der Sparkasse Köln-Bonn beispielsweise sind die neuen Sofortüberweisungen für bestimmte Konten kostenlos; für andere, wie etwa Firmenkonten, fallen bis zu 60 Cent an. Kunden sollten sich also zunächst bei ihrem Geldinstitut über mögliche Gebühren informieren, bevor sie den schnellen Zahlungsweg wählen.
„Man sollte sich auch überlegen, ob man überhaupt eine schnelle Überweisung braucht oder die normale Überweisung nicht ausreicht“, sagt David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW. „Denn die ist im Zweifel eben mit Mehrkosten verbunden“.
Sinnvoll kann eine schnelle Bezahlung in bestimmten Situationen aber durchaus sein – beispielsweise beim Gebrauchtwagenkauf. Denn der Kunde oder Verkäufer sieht bereits nach wenigen Sekunden, ob das Geld wirklich transferiert wurde und auch angekommen ist. So gesehen kommen die Echtzeit-Überweisungen recht nahe an das Bezahlen mit Bargeld heran. Mit dem Unterschied, dass man kein Bargeld durch die Gegend traen und sich vor Dieben fürchten muss. Allerdings hat das europäische System dieses Instant-Payments im Hintergrund ein Oberlimit von 15.000 Euro pro Schnellüberweisung festgesetzt.
Seit November 2017 ist das System in Betrieb. Allerdings haben Banken wie Sparkassen einige Zeit gebraucht, um die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Auch aus diesem Grund werden viele andere Banken erst in nächster Zukunft auf den Zug aufspringen. Der Branchenprimus Deutsche Bank will ab November den Service bieten, die Commerzbank und die ING Diba haben noch keinen konkreten Starttermin.
Dass die schnellen Überweisungen aber nun einen allgemeinen Schub bekommen werden, davon sind die meisten Experten überzeugt. Denn nicht nur bei bestimmten Käufen im realen Leben kann es hilfreich sein, wenn die Überweisung augenblicklich beim Adressaten ankommt. Auch beim Online-Shopping könnte sich dadurch die Geschwindigkeit der Abwicklung bei vielen Geschäften quasi auf null reduzieren. Hier haben bislang Zahlungsabwickler wie Paypal die Nase vorn. Echtzeit-Überweisungen können so also auch eine Chance für die klassischen Banken sein, in der Instant-Payment-Welt des Internets Fuß zu fassen.
Für Kunden und Verbraucher gilt auf der anderen Seite: Wachsam und vorsichtig zu sein, wie immer beim Online-Banking. Denn grundsätzlich gilt: Überwiesenes Geld landet erst einmal im Besitz des Adressaten; da ist es übrigens egal, ob man normal oder in Echtzeit überweist. Allerdings dürften Internetbetrüger die neue Bezahlweise nutzen, um in dubiosen Mails für eine möglichst schnelle Zahlung windiger Forderungen zu werben. Man sollte also genau prüfen, wann und ob man sein Geld möglichst schnell überweist.
Der Regensburger Ökonom Ernst Stahl warnt: „Im Falle einer unwissentlich oder versehentlich durchgeführten Überweisung, wie es beispielsweise bei einem Hacker- oder Phishing-Angriff passiert, kann die Transaktion nicht rückgängig gemacht werden.“ Das weisen die Geldinstitue zurück. Banken versichern, bei Instant Payments sei es wie bei einer herkömmlichen Überweisung möglich, einen irrtümlich transferierten Betrag zurückzuholen - mit einem normalen Überweisungsrückruf, betont die HVB.