Früherer Henkel-Chef Lehner wird Aufsichtsratschef von ThyssenKrupp

Essen · Neuer Aufsichtsratschef von ThyssenKrupp soll der frühere Henkel-Chef Ulrich Lehner werden. Das teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Lehner folgt auf den langjährigen Chefaufseher Gerhard Cromme, der das Amt überraschend zur Verfügung gestellt hat.

 Ulrich Lehner wird künftig die Geschicke bei ThyssenKrupp leiten.

Ulrich Lehner wird künftig die Geschicke bei ThyssenKrupp leiten.

Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Der frühere Henkel-Chef Ulrich Lehner soll den angeschlagenen Stahlkonzern ThyssenKrupp als Aufsichtsratsvorsitzender aus der Krise holen. Lehner soll das das Amt vom langjährigen Chefaufseher Gerhard Cromme übernehmen, der den Posten angesichts schwerer Belastungen aus der jüngsten Vergangenheit niedergelegt hatte. Sowohl die Arbeitgeber- als auch die Arbeitnehmervertreter hätten sich auf Lehner geeinigt, teilte das Unternehmen am Mittwochabend in Essen mit. Lehner gehört dem ThyssenKrupp-Aufsichtsrat bereits seit 2008 als Mitglied an. Er soll am 19. März gewählt werden. Andere Mandate, wie den Vorsitz des Telekom-Aufsichtsrates, werde er niederlegen.

Lehner soll den aus den Fugen geratenen Traditionskonzern wieder zusammenschmieden. Der Bau von Stahlwerken in Brasilien und den USA hat dem Konzern Milliardenverluste eingebracht. Gleichzeitig ist das einst so stolze Essener Unternehmen Vorwürfen von verbotenen Kartellabsprachen und sogar der Korruption ausgesetzt. "Die aktuellen Herausforderungen, der zeitnahe Verkauf von Steel Americas und die Notwendigkeit, den bereits begonnen umfassenden Veränderungsprozess weiter voran zu treiben, erfordern eine umfassende Handlungsfähigkeit des Aufsichtsrates", betonte das Unternehmen. Das sei der Grund für die interne Lösung mit Lehner.

Sein Vorgänger, der Stahl-Manager Gerhard Cromme, hatte angekündigt, sich zum 31. März vollständig aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Er wurde - zuletzt auf der Hauptversammlung - für die Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre mitverantwortlich gemacht. Als Nachfolger war auch der ehemalige Hochtief-Chef Hans-Peter Keitel im Gespräch, der ebenso wie Lehner bereits in dem Aufsichtsgremium von ThyssenKrupp sitzt. Lehner, Jahrgang 1946, arbeitete vor 20 Jahren schon einmal bei der damaligen Friedrich Krupp AG. Von 2000 bis 2007 leitete er den Düsseldorfer Henkel-Konzern.

Favorit für den Posten

Lehner (66) galt schon seit Tagen als Favorit für den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden. Gründe dafür gab es laut Experten mehrere: Lehner hat als Aufsichtsratschef der Telekom und als Aufseher bzw. Verwaltungsrat bei Eon, Henkel, Porsche, HSBC Trinkaus sowie Novartis mehr Erfahrung mit der Aufsicht wichtiger Unternehmen als fast jeder andere Manager Deutschlands.

Zudem hat Lehner bei der Telekom bewiesen, wie man Krisen ähnlich zur jetzigen Verwicklung von Thyssen in immer neue Korruptionsskandale bewältigt: Lehner stellte bei der Telekom wegen der Spitzel- und Datenschutzskandale 2008 extra einen Vorstand für Compliance (sauberes Management) ein — ähnliches scheint ThyssenKrupp nun auch zu planen.

Außerdem hat Lehner, der auch Präsident der IHK Düsseldorf ist, in seinen vielen Managerjahren gut gelernt, mit Gewerkschaften und Betriebsräten auszukommen. Erst kürzlich erklärte er mit dem Verdi-Vorstand Lothar Schröder in einem gemeinsamen Interview in der "Wirtschaftswoche", wie sie die Telekom zusammen und zunehmend harmonisch zusammen kontrollieren, Lehner als Oberaufseher, Schröder als Stellvertreter. Das ist eine Haltung, wie sie der bei ThyssenKrupp mächtigen IG Metall gefallen dürfte.

(lnw/felt/das)
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