Eckhard Cordes will nicht mehr Der lange Abschied des Metro-Chefs

Düsseldorf (RP). Über Monate hat Eckhard Cordes im seinen Job gekämpft. Am Ende musste er aber einsehen, dass es außer dem Großaktionär Schmidt-Ruthenbeck keinen einflussreichen Fürsprecher mehr gab. Ein wenig ruhmreiches Kapitel für den Manager, in den große Erwartungen gesetzt worden waren.

Eckhard Cordes will nicht mehr: Der lange Abschied des Metro-Chefs
Foto: AP, dapd

Am morgigen Dienstag fällt die Entscheidung im Gerichtsstreit zwischen dem Handelskonzern Metro und dem Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals in Ingolstadt. Aber die Frage, ob der Düsseldorfer Handelskonzern bei seiner bayerischen Tochter über einen Beirat die Vetorechte der Minderheitsaktionäre einschränken darf, verkommt fast zur Nebensache. Denn Metro-Chef Eckhard Cordes, der Widersacher von Kellerhals, gibt auf. Am Sonntag teilte er dem Aufsichtsrat mit, dass er für eine Verlängerung seines im Oktober 2012 auslaufenden Vertrages nicht mehr zur Verfügung stehe.

Im November sollte die Personalie im Aufsichtsrat beraten werden. Aber offenbar hat sich die Lage zuletzt zugespitzt. Aus Cordes' Umfeld verlautet, es habe in den vergangenen Wochen mehrere Ereignisse gegeben, die ihn zu der Einsicht gebracht hätten, es sei besser, das Kapitel Metro von sich aus zu beenden. Andere Quellen berichten, im Personalausschuss am Freitag soll es wie bei Gesprächen von Cordes mit Aufsichtsräten kein Votum mehr für den Vorstandschef gegeben. Daraus habe Cordes Konsequenzen gezogen.

So oder so war es ein langer Abschied. Seit Monaten wurde über den Rückzug spekuliert. Der Dauerstreit mit Kellerhals war nur ein Thema, das belastete. Der Aktienkurs ist abgestürzt (allerdings auch wegen der Finanzkrise), Probleme im Cash & Carry-Geschäft und bei Media Saturn sind offensichtlich, für Galeria Kaufhof hat Cordes noch keinen Käufer gefunden, die SB-Warenhaus-Tochter Real ist alles andere als extrem profitabel.

Den Baustellen setzten Cordes' Befürworter stets die Erfolge des Konzernumbauprogramms "Shape" entgegen. Um 1,5 Milliarden Euro sollte dadurch das Ergebnis verbessert werden, aber solche Radikalkuren funktionieren niemals ohne Stellenabbau. Mindestens 15 000 Stellen sollten wegfallen — ein Plan, der naturgemäß Konfliktstoff mit den Gewerkschaften birgt. Wobei sowohl Verdi als auch die Betriebsräte im Aufsichtsrat stets betonten, dass sie die sachliche Auseinandersetzung mit Cordes suchten — auch nach einer angeblichen verbalen Entgleisung, die dem Vorstandsvorsitzenden in St. Petersburg gegenüber dem Konzern-Betriebsratschef Werner Klockhaus unterlaufen sein soll. An ihrer Linie hält die Gewerkschaft fest: "Die Ankündigung bietet jetzt die Chance für eine neue Konzern-Strategie, bei der die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden müssen", sagte ein Verdi-Sprecher.

Der Vorfall in der russischen Metropole vor einigen Monaten indes zeigte, wie angespannt offenbar das Nervenkostüm von Cordes war. Und sie mag das letzte Glied in einer Kette von Ereignissen gewesen sein, die große Teile des Aufsichtsrats gegen den Manager einnahmen. Dass Cordes im Kontrollgremium die Großaktionäre Haniel und Schmidt-Ruthenbeck offiziell auf seiner Seite hatte, reichte nicht mehr aus — zumal Haniel zuletzt wohl nur eingeschwenkt war, weil die beiden großen Anteilseigner wegen eines Pool-Vertrages ihre Stimmen nur im Paket abgeben dürfen und Schmidt-Ruthenbeck damals nicht zu überzeugen war. In Wahrheit war dem Vernehmen nach ein Großteil aus dem Hunderte Köpfe starken Haniel-Clan weiterhin gegen den Manager.

Ob Cordes nun schon zum Jahresende oder erst im Frühjahr 2012 geht, ist noch offen. Dass er noch bis zum offiziellen Ende seines Vertrages bleiben würde, hätte unter diesen Umständen wohl niemand erwartet. "Herr Cordes hat Außerordentliches geleistet und wird das auch in Zukunft tun. Wir werden ihn dabei unterstützen", sagte Franz MarkusHaniel, der Aufsichtsratschef von Haniel. Das kann man nun auf Sicht von zwei Monaten so sagen wie auf fünf. Die Frage ist wohl nur, wie schnell ein Nachfolger ausgeguckt ist und wie schnell die Modalitäten des Abschieds klar sind.

Cordes selbst sandte am Wochenende noch eine offizielle Ehrenerklärung an die Metro-Eigentümer: ."Ich verbinde diese für mich schwierige Entscheidung mit meinem Dank an die Mehrheitsgesellschafter, die Familien Haniel und Schmidt-Ruthenbeck, die meine Vertragsverlängerung ausdrücklich unterstützt und in mehreren Gesprächen mit mir auch gewünscht haben. " Das klingt bei Haniel nicht so euphorisch. Das Unternehmen versandte gestern übrigens gleich zwei Stellungnahmen zur Erklärung von Cordes — die erste trug pikanterweise das Datum "31. August". Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

2007 war Cordes — vorübergehend sogar in Personalunion als Haniel-Chef —an die Metro-Spitze gehievt worden. Die Großaktionäre stockten ihre Aktienpakete in der Hoffnung auf Vermögensteigerung auf — und mussten 2011 zusehen, wie sich der Aktienkurs binnen neun Monaten halbierte. Dass der Manager unablässig Osteuropa und Asien als die großen Wachstumsmärkte für die Metro anpries, reichte als große Vision nicht mehr für die Auguren an den Kapitalmärkten — erst recht nicht in einer Zeit, in der die Börsen dieser Welt durch die internationale Schuldenkrise dauerhaft im Alarmzustand sind.

(RP)
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