Pharma-Riese AstraZeneca lotet angeblich Mega-Fusion mit Gilead aus

London · In der Pharmabranche könnte es einem Bericht zufolge zu einer Mega-Fusion kommen. Der britische Konzern AstraZeneca soll vergangenen Monat an den Biotech-Rivalen Gilead Sciences aus den USA herangetreten sein, um einen möglichen Zusammenschluss auszuloten.

  Der Schriftzug AstraZeneca ist an einem Gebäude in South San Francisco (Symbolbild).

Der Schriftzug AstraZeneca ist an einem Gebäude in South San Francisco (Symbolbild).

Foto: dpa/Jeff Chiu

Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Sonntag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

AstraZeneca arbeitet momentan an einem Corona-Impfstoff, das Gilead-Mittel Remdesivir gilt als mögliches Medikament gegen das Virus. Eine Fusion könnte demnach im Kampf gegen die Pandemie eine wichtige Rolle spielen. Rund um den Globus arbeiten Firmen momentan mit Hochdruck an Impfstoffen und Behandlungen, darunter auch die großen US-Konzerne Eli Lilly, Pfizer, Merck & Co. Reuters-Berechnungen zufolge gibt es weltweit mehr als 6,9 Millionen gemeldete Infektionen, knapp 400.000 Menschen sind in Verbindung mit Corona gestorben.

Eine Sprecherin von AstraZeneca sagte, sie wolle sich nicht zu Gerüchten oder Spekulationen äußern. Von Gilead war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Auf Basis ihrer Schlusskurse vom Freitag würden beide Unternehmen zusammen an der Börse auf einen Wert von 232 Milliarden Dollar kommen. Zum Vergleich: Merck & Co kommt auf 207 Milliarden Dollar, Pfizer auf 200 Milliarden.

Finanzielle Details wurden in dem Bericht nicht genannt. Laut Bloomberg gibt es keine formellen Gespräche, Gilead hat aber mit seinen Beratern eine mögliche Fusion durchgespielt. Grundsätzlich bevorzuge Gilead Partnerschaften und kleinere Akquisitionen. Ein großer Deal mit einem anderen Pharma-Konzern stehe nicht oben auf der Agenda.

Zwei Insider, die mit der Denke des AstraZeneca-Managements vertraut sind, äußerten gegenüber Reuters Zweifel am Sinn einer möglichen Fusion. Remdesivir rechtfertige eine so teure Transaktion nicht. Außerdem würde AstraZeneca abgelenkt werden von seinen eigenen Corona-Aktivitäten. Ein eigener Impfstoff könnte potenziell den Aktienkurs anschieben, dafür brauche es nicht eine komplexe Übernahme, so einer der Insider. Verhandlungen über Video würden eine Einigung zudem schwer machen.

Weltweit wird bereits diskutiert, wie ein Corona-Impfstoff eingesetzt werden sollte. Es wird befürchtet, dass vermögendere Staaten hier im Vorteil sind. Chinas Wissenschaftsminister Wang Zhigang sagte am Wochenende, die Volksrepublik wolle einen Impfstoff weltweit verfügbar machen, sobald er entwickelt sei. Die USA sind auf Konfrontationskurs mit China, wo das Virus zuerst auftrat. Der republikanische Senator Rick Scott sagte am Sonntag der BBC, es gebe Beweise, dass China die Impfstoffentwicklung in den USA sabotiere und den Prozess verlangsamen wolle. Belege dafür legte er nicht vor, er verwies auf Erkenntnisse der Geheimdienste.

(felt/Reuters)
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