Brüssel Streit um Auto-Kältemittel: EU greift Deutschland an

Brüssel · Neuer Ärger für Deutschland aus Brüssel: Die EU-Kommission hat im Dauerstreit um Kühlmittel in Mercedes-Klimaanlagen ein Vertragsverletzungs-Verfahren gegen die Bundesrepublik angekündigt. Am Ende könnte nicht nur eine Millionen-Strafe für die Bundesregierung stehen. Möglicherweise müsse Daimler rund 130 000 Autos zurückzurufen, hieß es gestern in der Kommission.

Es geht um die von den Unternehmen Honeywell und Dupont produzierte Chemikalie 1234yf in Klimaanlagen. Diese Chemikalie ist die einzige, die den seit 2013 geltenden schärferen EU-Klimaschutzauflagen entspricht. Sie belastet das Klima weitaus weniger als das herkömmliche Mittel R134a. Der Stuttgarter Autobauer Daimler weigert sich dennoch, das neue Mittel in seine Klimaanlagen einzufüllen. Der Grund: Tests des Konzerns haben ergeben, dass es bei einem Unfall zu einem Brand und zum Austreten ätzender Flusssäure kommen kann. Mercedes hatte daher für neue Modelle (die neue A-, B- und S-Klasse) rückwirkend eine alte Typenzulassung beantragt. Die Wagen sollten sozusagen über einen Trick älter gemacht werden, damit Daimler weiter das alte Kühlmittel verwenden kann. Auch andere Hersteller bedienten sich des Schlupflochs. Nach Ansicht der EU-Kommission hätte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) die Zulassung aber nicht erteilen dürfen.

Berlin hat nun zwei Monate Zeit, um auf die Vorwürfe zu reagieren. Sollte die Kommission danach nicht zufriedengestellt sein, eröffnet sie formal das Verfahren. Mercedes will als Alternative zum Kühlmittel R1234yf nun eine Klimaanlage mit CO2 als Kältemittel entwickeln. Die Serienreife soll 2017 erreicht sein.

(ing)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort