Berlin Steinbrück will Ost-Renten an West-Renten angleichen

Berlin · Die SPD will bis zum Jahr 2020 die Renten im Osten Deutschlands auf das Niveau der West-Renten anheben. Dies kündigte der designierte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in einem Interview der Zeitschrift "Super-Illu" an. Der ehemalige Finanzminister räumte ein, dass die Angleichung der Rentensysteme "einige Milliarden Euro kosten" werde. Das sei aber machbar. Ein Jahr vor der Bundestagswahl 2013 verspricht die SPD damit den etwa vier Millionen Rentnern im Osten, dass ihre Altersbezüge über Jahre deutlich stärker steigen sollen als die der etwa 16 Millionen Rentner im Westen. Die Kosten dafür könnten sich auf sechs Milliarden Euro jährlich belaufen.

"Wir wollen diese Angleichung stufenweise bis 2020 durchsetzen", sagte Steinbrück. "Das bedeutet, dass bis dahin jede Anhebung der Rentenwerte im Osten höher ausfallen muss als im Westen." Es gehe vor allem um Gerechtigkeit. "Die Menschen in Ostdeutschland waren auch ihr Leben lang fleißig."

Der Hintergrund: Auch 22 Jahre nach der Vereinigung werden die Renten in Ost und West noch unterschiedlich berechnet. Und je nach Sichtweise fühlt sich mal der Westen und mal der Osten benachteiligt.

Rentenwert Wer auf den Rentenwert blickt, der die Basis der Rentenberechnung ist, sieht darin eine Benachteiligung der Ost-Rentner. Der Rentenwert gibt an, wie viel Monatsrente es aus den Jahresbeiträgen eines Durchschnittverdieners gibt. Weil im Osten die Löhne und damit auch Beiträge der Beschäftigten niedriger sind, fällt auch der Rentenwert geringer aus. Derzeit liegt er im Osten bei 24,92 Euro und im Westen bei 28,07 Euro.

Rentenhöhe Wer auf die tatsächlich ausgezahlte Rente blickt, könnte die West-Rentner für benachteiligt halten: Denn obwohl ihr Rentenwert höher ist, bekommen sie monatlich im Schnitt weniger ausgezahlt als Ost-Rentner. Das liegt daran, dass in der früheren DDR länger gearbeitet wurde und Frauen häufiger erwerbstätig waren. Ostdeutsche können meist mehr Beitragsjahre vorweisen, so dass sie trotz geringeren Rentenwerts mehr Rente erhalten. Die monatliche Altersrente der Männer im Westen betrug 2011 im Durchschnitt 987 Euro, im Osten 1058 Euro. Bei den Frauen waren es im Westen 495 Euro, im Osten 711 Euro.

Umrechnungsfaktor Auch dies begünstigt den Osten. Damit werden seit 1992 die Rentenanwartschaften Ost um 18 Prozent aufgewertet. Das war nach der Wende nötig, um aus geringen DDR-Löhnen passable Renten zu errechnen. Würde man den Faktor abschaffen, würden die Ost-Rentner selbst bei einer Anhebung der Ost-Rentenwerte auf Westniveau verlieren.

(rtr)
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