Düsseldorf Handygespräche werden billiger

Düsseldorf · Die Netzagentur setzt indirekt Flatrates vom Festnetz in die Handynetze durch.

Dem Markt für Telekommunikation steht ein neuer Umbruch bevor: Nachdem Mobilfunkkunden bei Discountmarken wie Aldi-Talk, Simyo, Base oder 1& 1 bereits jetzt Pauschalttarife für Gespräche rund um die Uhr in alle Netze für 20 oder 25 Euro buchen können, könnten nun günstige Flatrates vom Festnetz in alle Netze folgen. Dies legt ein neuer Vorschlag der Bundesnetzagentur für die "Terminierungsentgelte" in die Mobilfunknetze nahe.

Danach sollen die Mobilfunkfirmen ab Dezember nur noch 1,85 Cent pro Minute erhalten, wenn sie von einer anderen Telefonfirma, egal ob im Festnetz oder mobil, ein Telefonat annehmen und dann zu ihrem Kunden weiterleiten. Bisher erhielten sie mit 3,39 Cent/Minute fast das Doppelte. Als ein Ergebnis könnten Mobilfunkfirmen ihre Tarife weiter senken – indirekt wird die Branche so aber massiv geschwächt. "Das nimmt 500 Millionen Euro aus dem Markt", kritisiert die Telekom. "Das schwächt die Bereitschaft für Zukunftsinvestitionen", warnt Thomas Ellerbeck, Mitglied der Geschäftsführung von Vodafone. E-Plus spricht von einem "falschen Signal" für den Markt.

Sofern der Vorschlag aber durchkommt, wird sich im Festnetz einiges tun. Rund um die Uhr in das deutsche Festnetz anrufen zu dürfen, ist zwar schon jetzt Teil vieler DSL-Verträge. Flatrates in Handy–netze sind aber noch relativ teuer.

So verlangt Vodafone bisher 55 Euro dafür, vom Festnetz aus rund um die Uhr in alle vier Handynetze anzurufen. Dieser Tarif ergibt sich, weil die Kunden vom Festnetz aus mehr telefonieren als vom Handy. Außerdem muss man die bisher relativ hohen Terminierungsentgelte in die Handynetze kalkulieren. Dagegen wird bei Anrufen in die Festnetze nicht einmal ein Cent die Minute für da eingehende Anrufe bezahlt. Sogar wenn ein Kunde jeden Tag 30 Minuten in ein anderes Festnetz anruft, gibt es keinen Verlust.

Die große Frage ist, welcher Anbieter zuerst eine günstige Allround-Flatrate vom Festnetz aus anbietet. Telekom und Vodafone sicher nicht – die Marktführer wollen viele Milliarden Euro in neue Netze investieren und müssen darum das Preisniveau stabilisieren. E-Plus hat kein Festnetz, scheidet also aus. Als heißester Kandidat gilt darum 1&1 aus Montabaur. Mit 2,6 Millionen Verträgen ist die Firma drittgrößter DSL-Anbieter hinter Telekom und Vodafone. "Nächstes Jahr ist Jubiläum des 25-jährigen Firmenbestehens", sagt ein 1&1-Kenner, "da werden die neue Attacken starten."

(RP)
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