Sanierungsfall Penny belastet Rewe

köln Nach einem zweistelligen Millionenverlust im vergangenen Jahr steht der Rewe-Tochter Penny ein hartes Sanierungsprogramm bevor. Konzernchef Alain Caparros kündigte bei der Präsentation der Rewe-Bilanz an, Penny müsse wieder "ein eigenes Profil bekommen" und dürfe sich nicht mehr "im Windschatten anderer Discounter" bewegen. Dem Umbau dürften auch Jobs und Standorte zum Opfer fallen. Allerdings wurden dazu noch keine Zahlen genannt. Auch das Sortiment wird sich verändern.

Penny wächst zwar außerhalb Deutschlands deutlich (plus 5,3 Prozent im vergangenen Jahr), aber auf dem nationalen Markt ist der Umsatz 2010 um etwa 1,2 Prozent auf knapp sieben Milliarden Euro geschrumpft. Das Unternehmen leidet nach Einschätzung von Experten unter einem gravierenden Problem: Es muss den Preiskampf mit den Branchengrößen Aldi und Lidl bestehen, obwohl die Konkurrenten in Deutschland deutlich produktiver seien. Außerdem, so sagt Caparros, gebe es auch in den deutschen Supermärkten mittlerweile Hunderte Produkte auf Discount-Preisniveau. Insgesamt hätten die Kunden diesen Supermärkten den Vorzug gegeben. Die Rechnung, dass die Deutschen in der Krise verstärkt bei den Discountern kaufen würden, ist also nicht aufgegangen. Ein Problem, mit dem freilich alle Discounter zu kämpfen hatten. Aber die anderen haben diese Probleme offensichtlich besser gemeistert als Penny. Das räumt Caparros freimütig ein.

Also zieht das Management die Notbremse. Künftig sollen bei Penny Bezirksmanager nur noch für acht statt bisher maximal zwölf Märkte verantwortlich sein. Caparros: "In der Vergangenheit haben unsere Bezirksmanager schlicht zu viel Zeit im Auto und zu wenig Zeit im Markt verbracht." Außerdem soll die Verfügbarkeit von Waren in den Märkten deutlich erhöht werden. Dazu investiert der Discounter bis zu 250 Millionen Euro in den Ausbau seiner Logistik. Der Zeitplan für den Umbau reicht deutlich über 2011 hinaus. Caparros: "Das ist ein langer, langer Prozess."

Neben der Penny-Krise verblasst ein wenig das Wachstum in anderen Bereichen. Der Konzernumsatz ist 2010 um 3,4 Prozent auf rund 39 Milliarden Euro gestiegen. Bezieht man die selbstständigen Rewe-Einzelhändler mit ein, beträgt das Wachstum sogar vier Prozent auf 53 Milliarden Euro – ein Rekord in der 80-jährigen Rewe-Geschichte. Der Vorsteuergewinn Ebita liegt zwar bei 514 Millionen Euro um mehr als ein Drittel unter dem Vorjahreswert. Doch dabei sind laut Caparros zwei Faktoren zu berücksichtigen: Zum einen beinhaltet der Vorjahresgewinn auch Verkaufserlöse von 220 Millionen Euro, die so 2010 nicht angefallen sind. Zum anderen habe Rewe für Drohverlustrückstellungen und Firmenwertabschreibungen 136 Millionen Euro aufwenden müssen. Rechnet man die heraus, hat sich Rewe gegenüber 2009 sogar verbessert. Für die ersten vier Monate vermeldet der Konzern ein Umsatzplus von fünf Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum.

(RP)
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