Deutschlans größter Bankkonzern Deutsche Bank macht knapp 700 Millionen Euro Gewinn
Das Institut liefert das beste zweite Quartal seit sechs Jahren, aber der Aktienkurs reagiert kaum. Und der Wermutstropen: Das Urteil des BGH zu unerlaubten Preiserhöhungen kostet einen dreistelligen Millionenbetrag.
Die Zahlen vermögen auf den ersten Blick durchaus zu beeindrucken: Fast 700 Millionen Euro hat die Deutsche Bank zwischen April und Juni dieses Jahres verdient und damit das beste zweite Quartal der vergangenen sechs Jahre hingelegt. Das Geldhaus schreibt anders als im entsprechenden Vorjahreszeitraum auch unter dem Strich einen Gewinn, die Fondstochter DWS steigert ihr Ergebnis sogar um mehr als 40 Prozent. Zudem sammelt sie so viel Kundengelder ein wie nie, das vor drei Jahren beschlossene Kostensenkungsprogramm läuft plangemäß. Eine Umfrage hat ergeben, dass Deutschlands größte Bank auf ihrem Heimatmarkt wieder die Nummer eins im Firmenkundengeschäft ist. Die Reaktion von Konzernchef Christian Sewing in einem Brief an die Belegschaft folgte prompt: „Wir stehen also auf unserem Heimatmarkt endlich wieder dort, wo wir von unserem Selbstverständnis her sein sollten“, heißt es dort.
Das klingt ein wenig nach der alten Deutschen Bank, und doch ist das nach seiner Bilanzsumme größte Bankhaus in Deutschland im Ton bescheidener geworden. Auch ein deutlichen Zuspruch potenzieller Investoren fehlt noch. Die Aktie hat am Mittwoch jedenfalls kaum auf die Zwischenzahlen des Instituts reagiert. Ein kleines Kursplus war der bescheidene Lohn für die Nachrichten. Das hängt wohl vor allem damit zusammen, dass die Finanzszene die Nachrichten des Unternehmens so erwartet hatte.
Zudem sind in den Zahlen für das zweite Quartal des Jahres beim genauen Hinschauen auch ein paar Bremsspuren zu sehen. Zu denen gehört, dass das Urteil des Bundesgerichtshofes zu unerlaubten, weil ohne Zustimmung der Kunden erfolgten Preiserhöhungen die Bank 226 Millionen Euro Vorsteuergewinn gekostet haben. Die deutsche Privatkundenbank hat dadurch 93 Millionen Euro an Erträgen verloren; für Rechtsstreitigkeiten wurden in dem Bereich noch mal 128 Millionen Euro fällig. Am Ende stand für die Sparte ein Minus von elf Millionen Euro – immerhin deutlich weniger als im Vorjahr, wo das Minus 257 Millionen Euro betrug.
Im Investmentbanking hat sich das Geschäft laut Sewing normalisiert. Die Steigerung des Gewinns um rund sieben Prozent auf etwas mehr als eine Milliarde Euro verdankt die Paradesparte des Hauses vor allem dem Beratungsgeschäft, das von deutlich mehr Fusionen und Übernahmen profitiert hat, und einer deutlich gesunkenen Risikovorsorge. Dagegen gingen die Zahlen im Wertpapier- und Währungshandel sowie im Emissionsgeschäft deutlich zurück.
Die Belegschaft ist im zweiten Quartal um knapp 600 Beschäftigteauf etwa 83.800 gesunken. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat die Bank nach eigenen Angaben somit rund 3000 Vollzeitstellen abgebaut. Man habe bereits 90 Prozent der gesamten Belastungen im Zusammenhang mit der Transformation verarbeitet, die bis Ende des kommenden Jahres erwartet würden.
Als Sewing vor etwa dreieinviertel Jahren seinen Job angetreten hatte, waren der erneute Umbau der Bank und der Abbau Tausender Stellen im Zuge eines ehrgeizigen Restrukturierungsprogrammes beschlossen worden. Bis Ende 2022 soll die Zahl der Beschäftigten auf 74.000 fallen.