Essen/London Elliot steigt bei Thyssenkrupp ein

Essen/London · Der Investor kündigt einen konstruktiven Dialog an - doch das heißt nichts Gutes.

Mit dem als "Managerschreck" verschrienen US-Hedgefonds Elliot hat der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp nun offenbar einen weiteren unbequemen Investor am Hals. Der Hedgefonds des als aktivistisch bekannten Finanzinvestors Paul Singer bestätigte nach dem Aufkommen von Gerüchten in den vergangenen Tagen gestern eine "signifikante Beteiligung", die jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht die meldepflichtige Schwelle überschreite. Ab drei Prozent muss ein Aktionär seine Beteiligung offenlegen. Elliott sehe einen erheblichen Spielraum für operative Verbesserungen beim Dax-Konzern, hieß es.

Der nach einem Bericht des "Manager Magazins" in Finanzkreisen als "Heuschrecke, Geier und Pirat" bekannte Hedgefonds kündigte zunächst einen "konstruktiven" Dialog mit allen Beteiligten an, inklusive Aufsichtsrat und Management.

Auch nach Bekanntwerden des Einstiegs beim koreanischen Hyundai-Konzern habe sich der US-Milliardär zunächst "höflich-bescheiden" gegeben, hieß es. Singer gelte aber als geübt darin, bei Firmen einzusteigen, die gerade umgebaut oder übernommen werden sollten, um daraus Kapital zu schlagen.

Zu einem möglichen Verbündeten könnte dabei der schwedische Finanzinvestor Cevian werden, der in der Vergangenheit immer wieder mit massiver Kritik am Kurs von Konzenchef Heinrich Hiesinger auf sich aufmerksam gemacht hatte. Der mit einem Anteil von 18 Prozent zweitgrößte Thyssenkrupp-Aktionär könnte mit dem neuen Weggefährten die einst mächtige Krupp-Stiftung überflügeln, deren Anteil am Konzern auf mittlerweile 21 Prozent abgesunken ist.

Erst in der vergangenen Woche hatte Thyssenkrupp-Finanzchef Guido Kerkhoff erneut eingeräumt, dass sich die ursprünglich schon für den Mai in Aussicht gestellte Vorlage einer neuen Strategie wohl verzögert. Hintergrund sind die noch laufenden Verhandlungen über eine Stahlfusion mit dem Konkurrenten Tata. Die neue Strategie soll nun nach der bis zur Jahresmitte geplanten Unterzeichnung der Verträge zur Stahlfusion vorgelegt werden.

Zuvor hatte Hiesinger seinen Kurs gegen die Kritik des Großaktionärs Cevian immer wieder verteidigen müssen, der ein schnelleres Tempo beim laufenden Konzernumbau gefordert hatte. Ob die geplante Stahlfusion noch in diesem Jahr vollzogen werden könne, hänge von den Kartell- und Wettbewerbsbehörden ab, sagte Kerkhoff.

Thyssenkrupp befindet sich nach einer existenzbedrohenden Krise wegen massiver Fehlinvestitionen bereits sei Jahren im Umbruch: Der Konzern will sich von dem schwankungsanfälligen Stahlgeschäft trennen und stärker auf Industriegütergeschäfte wie Aufzüge oder Komponenten für die Autoindustrie setzen. Doch die Fusion läuft nicht reibungslos: Druck bekam Hiesinger wegen Tata von Gewerkschaften, die fürchteten, die Fusion könne zulasten der deutschen Seite gehen.

Während Hiesinger Thyssenkrupp als Ganzes erhalten will, sympathisiert Cevian offen mit einer Zerschlagung des Konzerns.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort