Finanzinvestor aus Schweden Cevian baut Macht bei Thyssen aus

Essen · Der schwedische Finanzinvestor Cevian hat seine Beteiligung am finanziell angeschlagenen Konzern ThyssenKrupp weiter ausgebaut, will damit aber nach eigenen Angaben keine neuen strategischen Ziele verbinden. Wie Cevian gestern mitteilte, liegt der Anteil jetzt bei 15,1 Prozent. Eine weitere Erhöhung sei nicht ausgeschlossen, fügte Cevian hinzu.

Thyssen-Mitarbeiter demonstrieren vor Essener Konzernzentrale
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Ausdrücklich erklärte der Investor, auch nach der Aufstockung sei keine Umbesetzung des Vorstands angestrebt. Allerdings des Aufsichtsrates: Cevian will in dem Kontrollgremium nun entsprechend der Bedeutung seiner Beteiligung am Unternehmen vertreten sein.

Damit ist klar: Die Krupp-Stiftung wird weiter an Einfluss auf den Konzern einbüßen. Cevian hatte seine Beteiligung zuletzt Ende vergangenen Jahres durch eine Kapitalerhöhung auf 10,96 Prozent aufgestockt. Der Anteil der Krupp-Stiftung, die immer noch wichtigster Großaktionär bei ThyssenKrupp ist, war gleichzeitig auf 23,03 Prozent gesunken, weil sich die Stiftung nicht an der Kapitalerhöhung beteiligt hatte. Damit verfügt die Stiftung nicht mehr über eine klassische Sperrminorität: Aktionäre mit einem Anteil von über 25 Prozent können alle wichtigen Vorstandsbeschlüsse blockieren. Dazu gehören zum Beispiel Fusionen, Abberufungen von Aufsichtsratsmitgliedern, Satzungsänderungen oder auch die Auflösung der Gesellschaft.

Noch ist die Macht der Krupp-Stiftung allerdings größer, als ihr zuletzt gesunkener Aktienanteil vermuten lässt. Sie darf immer noch drei Vertreter an der Hauptversammlung vorbei direkt in das Kontrollgremium entsenden. Ein historisches Sonderrecht, das immer schon umstritten war und zuletzt auf der Hauptversammlung wieder scharf kritisiert wurde. So forderte unter anderem der Chef der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer, die Zahl der Stiftungsmandate im Aufsichtsrat dem gesunkenen Aktienanteil anzupassen — und zwar ausdrücklich zugunsten des zweitgrößten Aktionärs Cevian, der bislang nicht im Aufsichtsrat vertreten ist. Wenn Cevian jetzt aktiv nach mehr Macht im Aufsichtsrat ruft, wird die Krupp-Stiftung es schwer haben, weiter auf ihr Sonderrecht zu bestehen. Beobachter vermuten, dass sie einen Posten zugunsten von Cevian abgeben wird.

(RP)
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