Kraftfahrtbundesamt Auch Daimler soll illegale Abschalteinrichtung benutzt haben

Stuttgart · Ein weiterer deutscher Autobauer soll illegale Techniken bei der Abgasreinigung benutzt haben. Das Kraftfahrtbundesamt fordert einen Rückruf der betroffenen Diesel-Fahrzeuge. Verkehrsminister Scheuer bestellt den Daimlerchef ein.

 Ein  Mercedes-Benz Transporter Vito (Archivbild).

Ein Mercedes-Benz Transporter Vito (Archivbild).

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Auch der Autobauer Daimler hat nach Ansicht des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) bei einigen Diesel-Fahrzeugen eine illegale Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung verwendet. Das KBA habe einen Rückruf des Transporter-Modells Vito mit 1,6-Liter-Motor und der Abgasnorm Euro 6 angeordnet, teilte Daimler am Donnerstag mit und kündigte zugleich Widerspruch dagegen an.

Das Amt verlangt den Rückruf von knapp 6300 Fahrzeugen des Typs Vito. Darunter sind 1372 Fahrzeuge des Modells Mercedes Vito 1.6 l Diesel Euro 6 in Deutschland und 4923 weltweit, wie das Bundesverkehrsministerium am Donnerstag mitteilte. Das KBA habe bei Messungen unzulässige Abschalteinrichtungen der Abgasreinigung festgestellt, durch die es im Betrieb der Fahrzeuge zu erhöhten Emissionen von Stickoxid (NoX)

kommen könne. Daimler müsse diese unzulässige Technik entfernen.

Scheuer bestellt Zetsche ein

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will nun Aufklärung von Daimler-Chef Dieter Zetsche: "Ich habe wegen des Manipulationsfalls beim Mercedes Vito den Daimler-Vorstandsvorsitzenden bereits für diesen Montag ins Ministerium einbestellt", sagte Scheuer dem "Spiegel". Weiter sagte Scheuer: "Zudem habe ich sofort das Kraftfahrt-Bundesamt angewiesen, weiteren Verdachtsfällen bei Mercedes unverzüglich nachzugehen. Ich erwarte, dass Mercedes seinen Kunden gegenüber Klarheit schafft."

Das KBA hatte den Vito seit einiger Zeit untersucht. Nach Rechtsauslegung der Behörde entspricht die spezifische Programmierung von zwei Funktionen in der Motorsteuerung des Fahrzeugs nicht den geltenden Vorschriften, teilte Daimler weiter mit. Der Autobauer sieht das anders und kündigte an, diese Rechtsauslegung zur Not auch vor Gericht klären zu lassen.

Die Funktionen seien Teil eines komplexen Abgasreinigungssystems, das eine robuste Abgasreinigung bei unterschiedlichen Fahrbedingungen und über die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs sicherstellen solle. Für das Bestehen des maßgeblichen Test-Zyklus NEFZ seien die in Frage stehenden spezifischen Programmierungen nicht erforderlich, hieß es in einer Stellungnahme.

Unabhängig von der rechtlichen Klärung werde Daimler weiter mit den Behörden kooperieren und die fraglichen Programmierungen wie verlangt mit einem Software-Update ändern.

Daimler hatte schon vergangenen Sommer Updates für insgesamt mehr als drei Millionen Fahrzeuge angekündigt. Den Vorwurf einer illegalen Abschalteinrichtung hatten die Behörden, anders als bei anderen Autobauern, bislang allerdings nicht gegen Mercedes-Benz-Fahrzeuge erhoben.

(felt/dpa)
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