In sechs Monaten beginnen die Sommerspiele London wappnet sich — die Uhr tickt für Olympia

London · London 2012 – die Themsemetropole will bei den Olympischen Spielen der Welt das Megaereignis schlechthin bieten. Sorgen um Sicherheit und Verkehrschaos trüben aber die Vorfreude auf den Start der Spiele. In einem halben Jahr wird das olympische Feuer entzündet.

Olympia 2012 in Zahlen
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London 2012 — die Themsemetropole will bei den Olympischen Spielen der Welt das Megaereignis schlechthin bieten. Sorgen um Sicherheit und Verkehrschaos trüben aber die Vorfreude auf den Start der Spiele. In einem halben Jahr wird das olympische Feuer entzündet.

Schnellboote mit Maschinengewehren preschen bei einer Übung über die Themse, Kampfjets rauschen testweise über die City of London, Marines seilen sich aus Kampfhubschraubern ab. Die Olympischen Spiele stehen vor der Tür. Und nach den Menschenrechten in Peking 2008 ist es 2012 das Thema Sicherheit, das vor den Spielen die Olympia-Debattte beherrscht.

In einem halben Jahr wird die Welt auf London schauen. Die Sportstätten sind praktisch fertig, die Helfer rekrutiert, die acht Millionen Eintrittskarten verkauft - London, nach 1908 und 1948 bereits zum dritten Mal Ausrichter der Spiele, will vom 27. Juli an das Superspektakel bieten, "die größte Show der Erde in der großartigsten Stadt der Welt", wie Bürgermeister Boris Johnson tönt.

Initiative gegen Gassi-Verbot

Allein das olympische Hochgefühl ist in London bisher noch im Vorbereitungsstress stecken geblieben. Gerade im ärmeren Osten, wo im Tal des Flüsschens Lea ein Großteil der Entscheidungen fallen wird, sind die Leute genervt. Im Stadtteil Walthamstow haben gerade die Hundebesitzer eine Initiative gegründet, weil sie ihre Vierbeiner nicht mehr im Park Gassi führen dürfen. Viele klagen über rasant steigende Mieten und zunehmende Einschränkungen. Robin Wales, Bürgermeister des Stadtteils Newham, will jetzt eine Lizenzierung für Vermieter einführen, um Mietwucher in der Olympiaregion zu stoppen.

Ein halbes Jahr vor der Eröffnungsfeier steht London vor allem vor zwei brennenden Fragen: Ist die Sicherheit für 15 000 Athleten aus aller Welt gewährleistet? Bewältigt die alte U-Bahn den Ansturm von Menschen? Sebastian Coe ist optmistisch. "Wir sind in guter Verfassung", sagt der Olympiasieger über 1500 Meter von 1980 und 1984 bei jeder Gelegenheit.

Die Sicherheit gilt in London als der größte Stressfaktor. Den fast acht Millionen Einwohnern der britischen Metropole sitzt der Stachel der islamistischen Terrorakte von 2005 noch tief im Fleisch. Damals starben 56 Menschen. Die Geheimdienste haben inzwischen die Themse als Achillesferse ausgemacht. Über den Fluss, so glauben die Sicherheitsexperten, könnten Terroristen am ehesten versuchen, in die Olympiastadt einzusickern.

Kriegsschiff soll abschrecken

Interpol-Generalsekretär Ronald Noble gab erst vor wenigen Tagen bei einem Besuch in London Entwarnung: "Wir haben derzeit keine Erkenntnisse über eine konkrete Bedrohung für die Olympischen Spiele." Die Organisatoren wollen aber auf Nummer sicher gehen. Während der Spiele wird ein Kriegsschiff am Themseufer in der Nähe von Greenwich festmachen, Boden-Luft-Raketen und Eurofighter-Jets werden stationiert. Ein weiteres Kriegsschiff kreuzt vor Weymouth an der Südküste, wo die olympischen Segler ihre Kreise ziehen.

13 000 britische Soldaten - mehr als in Afghanistan Dienst tun - werden die Spiele schützen. Hinzu kommen noch über 10 000 zivile Sicherheitsleute und Polizisten. Noch vor einem Jahr hatte das Organisationskomittee LOCOG die Kosten für die Sicherheit der Spiele mit 600 000 Pfund angegeben. Inzwischen wird die Endsumme inoffiziell auf über eine Milliarde Pfund (1,18 Milliarden Euro) geschätzt. Die Polizei erhält extra Trainingseinheiten. Nach dem peinlichen Versagen bei Krawallen Jugendlicher im vergangenen Sommer und mehreren Sicherheitspannen will sich Scotland Yard nicht noch einmal eine Blöße vor den Augen der Weltöffentlichkeit geben.

Bei aller Sorge um die Sicherheit gilt es auch noch die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Denn die Olympiabesucher sollen keinesfalls durch langes Warten vor Security-Posten genervt werden. Und auch nicht durch noch längere, verstopfte U-Bahn-Zugänge. Die alte Londoner "Tube" arbeitet schon im Alltag an ihrer Kapazitätsgrenze. An der Themse weiß eigentlich keiner genau, wie die ratternden Waggons zu den täglich über drei Millionen Fahrgästen noch eine gute Million Olympiagäste verkraften soll - auch wenn etwa mit dem Schnellzug "Javelin" ("Speer") eine schnelle Direktverbindung von der Innenstadt zum Olympiapark in Stratford geschaffen wurde.

(dpa)
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