Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte Mercedes macht Schluss in der DTM

Düsseldorf · Am 13. und 14. Oktober fahren die DTM-Autos über den Hockenheimring und entscheiden die Meisterschaft 2018. Für Mercedes-AMG wird es nicht nur das Saisonfinale sein, sondern auch das letzte Rennen überhaupt. Ein Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte.

 Ein DTM-Mercedes auf der Rennstrecke in Spielberg in Österreich.

Ein DTM-Mercedes auf der Rennstrecke in Spielberg in Österreich.

Foto: dpa/Erwin Scheriau

Der Ausstieg zum Ende 2018 steht schon seit dem Sommer 2017 fest, er wurde also mit eineinhalb Jahren Vorlaufzeit bekanntgegeben. Das sei in der Form zwar ungewöhnlich, doch aus Respekt vor der Serie und vor den Partnern habe man sich dazu entschieden, das so frühzeitig bekanntzugeben, hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff damals erklärt. Die Begründung für das Ende der einstigen Liebesbeziehung zwischen Mercedes und der DTM lieferte Wolff gleich mit: Die zunehmende Bedeutung von Elektromotoren veranlasste die Stuttgarter über eine Neuausrichtung im Motorsport nachzudenken – mit der Konsequenz Ausstieg aus der DTM und gleichzeitiges Engagement in der Formel E ab 2019.

Trotzdem hatte man natürlich den Anspruch, die Saison 2018 nicht nur ordentlich sondern auch erfolgreich zu bestreiten und die DTM-Zeit zu Ende zu bringen. Und ein Blick auf den aktuellen Punktestand zeigt, dass dies durchaus gelungen ist. Denn in Paul Di Resta (229 Punkte) und Gary Paffett (225 Punkte) stehen sogar zwei Mercedes-Piloten an der Spitze der Rangliste. Vor dem alles entscheidenden Wochenende hat neben diesen beiden nur noch Audi-Pilot René Rast (199 Punkte) auf Rang drei Chancen auf den Titel. Auch wenn der Rückstand auf die beiden Führenden groß ist, so kann Rast doch mit viel Selbstvertrauen in die Rennen in Hockenheim gehen, die letzten vier Rennen entschied er allesamt für sich.

Viele Fans können sich an die Anfänge kaum noch erinnern, die jüngeren können sich nur schwer vorstellen, wie vor 30 Jahren alles begann. Denn während heutzutage der Motorsport durchweg professionalisiert ist, waren die Anfänge von Mercedes in der DTM doch eher kurios. So ist auch die Geschichte von Roland Asch, der schon vor Mercedes in der DTM unterwegs war. Dank eines Baukastensystems stellte er sich sein eigenes Auto zusammen – und war dann plötzlich DTM-Fahrer, und das als Privatmann. Weil er seine Sache nicht allzu schlecht machte, startete Asch dann schließlich ab 1988 bei Mercedes als regulärer Werksfahrer. Insgesamt gewann er sechs seiner 175 DTM-Rennen.

Im allerersten Rennen von Mercedes sorgte Jörg van Ommen als drittplatzierter für die ersten Punkte, der erste Sieg ließ jedoch zunächst auf sich warten. Im sechsten Saisonrennen stand in Dany Snobeck erstmals ein Mercedes-Pilot ganz oben auf dem Treppchen.

Das war der Auftakt zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Es folgten 194 weitere Erfolge von Mercedes-Piloten, fast doppelt so viele wie die der Audi-Fahrer, die auf dem zweiten Platz in der Rangliste zu finden sind. In der ewigen Siegerliste stehen zwei Namen ganz oben, die untrennbar mit den großen Mercedes-Momenten in der DTM-Geschichte verknüpft sind: Bernd Schneider (43 Siege) und Klaus Ludwig (37 Siege). Seit zehn Jahren fährt „Mister DTM“ Bernd Schneider schon nicht mehr, trotzdem ist er noch immer der Rekordchampion. Neben den meisten Einzelsiegen führt er auch die Statistik der gewonnen Titel an: Fünf Mal stand Schneider am Ende der Saison ganz oben. Es folgt Klaus Ludwig mit drei Triumphen. Für Di Resta, Paffett und Rast wäre es der jeweils zweite Titel.

In der Männerdomäne Motorsport haben es Frauen häufig schwer, sich gegen die männliche Konkurrenz zu behaupten. Eine Frau, der dies jedoch eindrucksvoll gelang, ist die Mönchengladbacherin Ellen Lohr. Von 1987 bis 1996 absolvierte die Rekordfahrerin 144 Rennen und steht damit auf Rang 13 der ewigen Rangliste. Zudem ist sie die einzige Frau, die jemals ein Rennen in der DTM gewann. Am 24. Mai 1992 siegte die Markenbotschafterin von Mercedes auf dem Hockenheimring – genau dort, wo nun die DTM-Geschichte für Mercedes ein Ende findet. Sie kam vor dem ehemaligen Formel1-Weltmeister Keke Rosberg ins Ziel.

Neben Rosberg versuchten sich auch noch einige andere ehemalige Formel1-Piloten in der DTM – zumeist allerdings mit mäßigem Erfolg. Zu den bekanntesten Namen zählt sicherlich der zweifache Weltmeister Mika Häkkinen, der zwischen 2005 und 2007 31 Rennen für Mercedes, von denen er drei für sich entschied. Ralf Schumacher fuhr zwischen 2008 und 2012 52 Rennen für das Team aus Stuttgart, zwei Mal landete er auf dem Podium. Auch David Coulthard gab ein dreijähriges Gastspiel in der DTM, in 31 Rennen war ein fünfter Platz das höchste der Gefühle für den Briten. Doch auch der umgekehrte Weg war möglich – und erfolgreich: Zumindest Bernd Schneider. Der DTM-Rekordfahrer startete zwischen 1988 bis 1990 insgesamt 9 Mal in der Formel1, ohne jeglichen Erfolg. Das lief in der DTM hinterher dann deutlich besser.

Nun, wenn die 30-jährige Zeit von Mercedes in der DTM endet, hinterlassen die Stuttgarter eine große Lücke. Die Zukunft der Serie, die nach Bekanntgabe des Mercedes-Ausstiegs auf der Kippe stand, ist jedoch gesichert. Und Paul Di Resta und Gary Paffett wollen dafür sorgen, dass der Stern mit einem Erfolgserlebnis die große Bühne verlässt.

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