Förderung des Spitzensports : Grüschow fordert System-Diskussion

Frankfurt/Main (dpa). Eine tief greifende Diskussion über die weitere Förderung des Spitzensports in Deutschland hält der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe, Hans-Ludwig Grüschow, für dringend erforderlich. "Es ist ganz klar, wir müssen uns mit den Aussichten des Spitzensports beschäftigen", wiederholte Grüschow am Donnerstag in Frankfurt/Main eine Forderung, die er schon direkt nach den Olympischen Spielen von Sydney als Bilanz erhoben hatte. Allerdings sieht der Sporthilfe-Chef die Probleme nicht nur einseitig bei den Verbänden. "Wenn wir über den Spitzensport nachdenken, müssen wir auch über die Gesellschaft nachdenken". Es dürften nicht nur die Medaillen gezählt werden.

Vor allem die nicht ausreichende Unterstützung des Nachwuchses stellte Grüschow bei der Präsentation der zehn diesjährigen Kandidaten für den "Junior-Sportler des Jahres 2000" in den Mittelpunkt. Handlungsbedarf sieht der frühere Manager bei den Problemsportarten wie Leichtathletik und Schwimmen. "Wir haben herausragende Junior-Sportler, von denen mir zu viele von der Bildfläche verschwinden", sagte Grüschow. "Wir sind aufgerufen, darüber nachzudenken, ist unser System für die Zukunft richtig".

Derzeit fördert die Sporthilfe bei einem Etat von rund 30 Millionen Mark rund 3 700 Sportler jährlich, darunter fallen 850 in den Junioren-Bereich und 900 in den A-Kader. Für Grüschow stimmen dadurch die Proportionen nicht. Ihm liegen zu viele in dem Mittelbereich.

Im Haus der Dresdner Bank wurden die zehn Sportler vorgestellt, die in den Genuss eines Stipendiums kommen werden. Für die 12 000 Mark Siegprämie wurden der Fechter Dennis Bauer (Koblenz), die Kanutin Jennifer Bongardt (Hagen), die Biathleten Sabrina Buchholz und Fabian Mund (beide Oberhof), die Wasserspringerin Heike Fischer (Leipzig), der Triathlet Steffen Justus (Jena), der Kunstradfahrer Michael Kolbert (Breuberg), der Eiskunstläufer Stefan Lindemann, die Eisschnellläuferin Heike Hartmann (beide Erfurt) und der Bahnradfahrer Christin Muche (Cottbus) benannt. Platz zwei wird mit 9 000 Mark belohnt, Rang drei mit 6 000 Mark. Alle anderen Nominierten erhalten 3 000 Mark.

Für den Mannschaftstitel wurde das Beach-Volleyball-Duo Matthias Karger/Maarten Lammens (Friedrichshafen/Leverkusen), die männliche Biathlon-Staffel, die Säbel-Mannschaft der Junioren, der Ruder- Achter, ein Bogenschützen-Trio und ein Kunstrad-Duo vorgeschlagen. Zudem gibt zwei Sonderpreis im Behinderten- und Gehörlosensport. Die Auszeichnungen werden auf dem "Fest der Begegnung" am 27. Oktober in Hannover verliehen.

(RPO Archiv)
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