MSV Duisburg Das Anspruchsdenken beim MSV wächst

Duisburg · Nach dem 1:1-Unentschieden bei Aufstiegsanwärter RB Leipzig zeigten sich die Verantwortlichen des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg trotz des Punktgewinns enttäuscht.

 Enttäuschte Gesichter nach dem Remis in Leipzig.

Enttäuschte Gesichter nach dem Remis in Leipzig.

Foto: Christian Nitsche (2)

Es saßen gleich zwei unzufriedene Trainer vor den Journalisten. Alexander Zorniger, der Coach von RB Leipzig sich ärgernd, weil seine Mannschaft gut gespielt, aber beim 1:1 eben nicht mehr als einen Punkt vor 13.758 Zuschauern im Zentralstadion abgerahmt hatte. Duisburgs Karsten Baumann schaute indes unfröhlich in die Welt, weil seine Mannschaft "die vielleicht schlechteste Saisonleistung" abgeliefert hatte. Immerhin habe seine Elf gut verteidigt, befand der Trainer nach dem Remis bei einer hoch gewetteten Mannschaft in der 3. Liga. Bemerkenswert ist, dass der 43-Jährige nach dem Spiel kaum zu einem Lächeln fand.

Die Ansprüche an eine in letzter Minute zusammengewerkelte Mannschaft sind inzwischen hoch. Die fehlende Vorbereitung gilt keineswegs als Ausrede. Und das gilt nicht nur für den Trainer. Auch Sportdirektor Ivo Grlic war mit dem Vortrag in Leipzig kaum einverstanden und Kapitän Markus Bollmann sprach Klartext: "Wir wollten schon gewinnen." Die Umsetzung dieses Plans schien lediglich für kaum mehr als fünf Minuten greifbar.

Alles begann in der 26. Minute mit einem schönen Kopfball von Pierre De Wit, der seinen Kollegen Michael Gardawski ins freie Feld schickte. Der Mittelfeldmann umspielte Torhüter Fabio Coltroti und legte für den Kingsley Onuegbu auf. Der Stürmer vollendete mühelos zu seinem dritten Saisontor und zu seinem dritten Ligatreffer in Folge. Der MSV war im Glück, denn die Führung durch den ersten guten Spielzug fiel aus einer Abseitsposition. Danach schaute der Gast noch zwei- oder dreimal Richtung RB-Tor. Den letzten Pass schnitt jedoch jeweils die Abseitsfalle der Hausherren ab.

Der kleine Zauber war in der 33. Minute vorbei. Da unterlief Tanju Öztürk ein Foul. Die Hausherren bekamen einen Freistoß, den Athony Jung aus mehr als 20 Metern sehr geschickt ins Netz zirkelte. Da möchte man ausrufen: Immer Ärger mit dem Ex. Ehemalige MSV-Spieler treffen ja traditionell gern gegen das Zebra. Freundlich von Jung, dass er seinen Jubel als beinahe Meidericher dämpfte.

Der Ausgleich beendete wie mit einem Messerschnitt die kurze gute Phase der Gäste. Der MSV beschränkte sich fortan darauf, den einen Punkt über die Runden zu retten. Müde und wenig spritzig wirkte die Formation. Nicht nur nach dem Ausgleich, sondern auch vor der Führung. Leipzig war klar Chef im eigenen Haus. Gleich in den ersten drei Minuten musste Torhüter Michael Ratajczak das Spielgerät sichern und danach drückten die Hausherren aufs Tempo.

War es Respekt vor einem aufstrebenden Klub, der sich irgendwann in die Bundesliga hocharbeiten will? Oder war es die eigene Müdigkeit, die nach den hoch getakteten ersten Saisonwochen in die Muskeln kriecht? Vielleicht aber beeindruckte die Mannschaft von Karsten Baumann, dass sie zum ersten Mal auf einen richtig biestigen und giftigen Gegner traf. Leipzig stand hoch, verteidigte engmaschig und kannte "keine Verwandten": Matthias Morys rammte Markus Bollmann mal kurz seinen Ellbogen in den Hals. Der Schiedsrichter übersah die Tätlichkeit und beließ es bei Gelb statt dem notwendigen Vollrot.

Gegen eine solche Konkurrenz fiel dem MSV nicht viel mehr als ein, als den Ball irgendwie zum "King" zu spielen. Ounegbu beschrieb diese Taktik mit dem kritischen Hinweis, "die Innenverteidiger schlagen lange Bälle nach vorne. Sonst passiert da nichts."

Pierre De Wit kam diesmal kaum zum Zuge und fiel damit als Passstation aus. Der MSV kam so lediglich zu einer Ecke im ganzen Spiel und zu einer Torchance im zweiten Durchgang. In der 82. Minute verzog Tobias Feisthammel freistehend aus 17 Metern, nachdem Ounegbu und De Wit einmal ein Zusammenspiel geglückt war. Die mitgereisten Fans sangen ihre Elf derweil zum Punktgewinn. Und auch ohne blau-weiße Brille darf Man sehen, dass ein zusammengestückelter Punkt Teil der Normalität im Ligageschäft ist. Die Spieler selbst nahmen das Remis mit Humor. Trainer Baumann berichtete aus der Kabine: "Da haben einige gesagt: Sieben Punkte zum Ende der Vorbereitung sind doch nicht schlecht."

(kew)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort