Deshalb wurde an diesem traditionsbeladenen Ort gestern die Biografie des Mönchengladbacher und Kölner Meistertrainers vorgestellt. Viel erstaunlicher als die Wahl des Ortes, die der leidenschaftliche Kölner sicher begrüßt hätte, ist die Tatsache, dass erst 30 Jahre nach dem Tod Weisweilers das erste Buch über sein segensreiches Wirken im deutschen Profifußball erscheint.

Weisweiler war ein großer Trainer. Das belegen nicht nur seine Erfolge. Er brachte die Gladbacher Fohlen so richtig zum Galoppieren, und er feierte mit seinem Heimatklub, dem 1. FC Köln, 1978 das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg. Er war vor allen Dingen ein Vorbild für spätere Trainergenerationen. Nahezu eine ganze Mannschaft, die er im Laufe der Zeit in Gladbach betreute, wechselte nach der aktiven Laufbahn ins Fußballlehrer-Geschäft. Und die meisten bestätigen, was Jupp Heynckes gestern an Ort und Stelle versicherte: "Weisweiler war mein Mentor. Ich habe sehr viel von ihm übernommen." Selbst seinen Spielern bei Bayern München, mit denen er vergangenes Jahr das Triple aus Champions League, Meisterschaft und Pokalsieg gewann, habe er häufig sagen können: "Diese Übungsformen haben wir in etwas anderer Aufbereitung schon in den 70er Jahren trainiert."

Weisweiler revolutionierte nicht nur das Training an sich. Er war auch in einer Zeit der einsamen Autokraten auf dem Trainerstuhl einer, der sich andere Meinungen anhörte und "ein sehr guter Beobachter" (Heynckes). Was ihm sinnvoll erschien, wurde ins Training aufgenommen. "Und wenn es erfolgreich war, hat er natürlich nicht verraten, woher er das hatte." Heynckes erlebte sein Vorbild als einen Übungsleiter, der das Gespräch mit seinen Spielern suchte - sehr ungewöhnlich in diesen frühen Jahren des Profifußballs. "Er hat uns alle besser gemacht", urteilte Heynckes.

Karl-Heinz Thielen, der als Manager des 1. FC Köln Weisweiler in die Heimat holte, rühmte den Blick des Meistertrainers für die Möglichkeiten. "Er hat immer erkannt, wie die Charaktere seiner Mannschaft waren, daraus ergab sich das System. Von ihm konnte man lernen, wie man Erfolg hat", sagte er.

Weisweilers Witwe Gisela freut sich besonders darüber, "dass seine Spieler im Buch so über ihn schreiben, wie ich ihn erlebt habe. Da ist mir der Hennes sehr nah". Am liebsten seien ihr die Erinnerungen, "wenn er gewonnen hatte. Dann war er wunderbar. Wenn er verloren hatte, war es nicht so lustig". Er war eben ein Profi.

Kurt Röttgen, Hermann Josef Weskamp - Hennes Weisweiler, Vordenker des modernen Fußballs, Verlag die Werkstatt, 19,90 Euro