Haller, Rebic, Jovic Eintracht Frankfurt begeistert mit Drei-Mann-Büffelherde

Frankfurt · Eintracht Frankfurt spielt neben Dortmund den aufregendsten Fußball der Bundesliga. Das liegt auch am Offensivtrio Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic.

Gemeinsam jubeln (v.l.) Sebastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic.

Gemeinsam jubeln (v.l.) Sebastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic.

Foto: dpa/Arne Dedert

Vor zweieinhalb Jahren stand Eintracht Frankfurt noch in den Entscheidungsspielen um den Klassenerhalt in der Bundesliga. Daran muss man sich erinnern, damit man so richtig einschätzen kann, was seither geschehen ist. Aus einem Abstiegskandidaten ist ein Pokalfinalist, ein Pokalsieger, ein Bundesliga-Spitzenteam geworden. Die Eintracht spielt neben Borussia Dortmund, dem Gegner am Samstag, den aufregendsten Fußball in der ersten Liga. Wie konnte es dazu kommen?

Alles fing mit dem Leasing-Modell von Fredi Bobic an. Frankfurts Sportvorstand schaute 2016 in die Kassen der Eintracht, und er sah: nichts. Der Spielbetrieb war so gerade zu finanzieren, aber Geld für Verstärkungen gab es nicht. Und Verstärkungen brauchte der Klub, damit er nicht wieder an der Schwelle zur Zweitklassigkeit sein karges Dasein fristen musste. Also bereisten der Sportdirektor und sein Scoutingteam viele fremde Länder und durchforsteten den gesamten Kontinent. Sie fahndeten nach Talenten, deren Dienste sich die großen Klubs vorsichtshalber schon mal gesichert hatten, die aber zunächst draußen saßen, wenn die Großen spielten, weil sie allzu kühnen Erwartungen noch nicht gerecht wurden. Solche Spieler wurden ausgeliehen – unter ihnen zu Beginn der großen Fußball-Leasing-Firma Frankfurt Ante Rebic (AC Florenz), Michael Hector (FC Chelsea) und Jesus Vallejo (Real Madrid).

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Rebic ist zweieinhalb Jahre später immer noch da. Inzwischen haben sich die Frankfurter die Dienste des als schwierig geltenden Kroaten sogar mit einem Kaufvertrag gesichert. Dafür hat er selbst maßgeblich gesorgt. Denn er spielte so gut, dass er wesentliche Beiträge zum ersten Sturm ins Pokalfinale 2017 und zum Pokalsieg 2018 leistete. Als Bobic da in die Kasse guckte, sah er ein bisschen mehr als nichts.

Das Leasing-Modell wurde in den Grundzügen allerdings nicht verändert. Fünf Spieler aus dem aktuellen Aufgebot „gehören“ anderen Klubs: Kevin Trapp (Paris St. Germain), Sebastian Rode (Borussia Dortmund), Allan (Liverpool), Filip Kostic (HSV) und Luka Jovic (Benfica Lissabon). Drei von ihnen sind wichtige Größen in einer Mannschaft, die an ihren guten Tagen mit einem unvergleichlichen Offensivspektakel begeistert und an ihren besten Tagen das Beste auf den Rasen bringt, das die Bundesliga zu bieten hat. An schwächeren Tagen hält sie sich zumindest in der Spitzengruppe. Trapp, Kostic und Jovic sorgen dafür.

Über Jovic sagte der ehemalige Mitspieler Kevin-Prince Boateng schon vor anderthalb Jahren: „Wenn der so weitermacht, wird er ein ganz, ganz großer Spieler.“ Das war eine sehr kundige Einschätzung. Denn der Mittelstürmer hat in dieser Saison schon 13 Bundesliga-Tore erzielt – aus allen Lagen, mit dem rechten Fuß, dem linken, dem Kopf, als Fallrückzieher, Seitfallzieher, Schlenzer. Es war alles dabei. Mit 21 Jahren wirkt er wie ein kompletter Stürmer.

Gemeinsam mit Rebic und Sebastien Haller bildet Jovic ein Offensiv-Trio, das von seiner Treffsicherheit und von seiner Athletik vergeblich seinesgleichen sucht. Alle drei sehen so aus, als würden sie um keine Muckibude einen Bogen machen, alle verfügen über ein beeindruckendes Zweikampfverhalten, Tempo und grundsolide Technik. Und weil sie niederlaufen, was sich in den Weg stellt, hat man ihnen den treffenden Ehrentitel „Drei-Mann-Büffelherde“ verliehen.

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Ihre buchstäbliche Durchschlagskraft erstaunt sogar ihren Trainer. Obwohl Adi Hütter nicht eben zu jenen gehört, die am liebsten kleine Brötchen backen, hat er mit den Vorstellungen seiner Büffelherde auch nicht rechnen können. „Viele Gegner wissen, dass sie die drei im Griff haben müssen“, sagte er dem „Kicker“, „aber gemeinsam sind die drei über 90 Minuten schwer zu elimieren.“

In ihrem Tempo werden sie von den nominell defensiven Flügeln unterstützt. Der gebürtige Neusser Danny da Costa, vor knapp zwei Jahren in Leverkusen ausgemustert, und der vom Zweitligisten Hamburger SV ausgeliehene Kostic sorgen für Angriffslust auf den Außenpositionen. Das liegt zum einen daran, dass Hütters Vorgänger Niko Kovac da Costas Talent weckte, zum anderen daran, dass Hütter den Stürmer Kostic zum stürmenden Verteidiger umschulte. An Frankfurts ganz großen Tagen besteht die Büffelherde dann aus viel mehr als nur drei Mann.

Das geht gelegentlich auf Kosten der defensiven Absicherung. Und das sind die Momente, in denen selbst der Angriffsfreund Hütter das Granteln beginnt. Nach dem 3:1 gegen Freiburg zu Beginn der Rückrunde zum Beispiel. „Zu behäbig, zu wenig geschlossen, zu wenig vertikal“, grummelte der Coach. Das ist unterhalb seiner Ansprüche. Die erneute Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb liegt eher im Rahmen seiner Vorstellungen. „Wir müssen an unsere Leistungsgrenze gehen, dann ist das möglich“, erklärte er dem „Kicker“. Dann hätte auch Bobic wieder ein paar Euro mehr in der Kasse. Seine Fußball-Leasing-Firma wird er dennoch nicht auflösen. Schon aus Aberglauben nicht.

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