Borussia Dortmunds Rekord-Transfer Henrich Mchitarjan bekommt Götzes Nummer 10

Dortmund · Der Transfer von Henrich Mchitarjan zu Borussia Dortmund ist perfekt. Der Nachfolger von Mario Götze bekommt gleich dessen Nummer 10 und kostet die Rekordsumme von angeblich 27,5 Millionen Euro - obwohl ihn selbst der "Kaiser" gar nicht kennt.

Henrich Mchitarjan: Rekordtransfer von Borussia Dortmund
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Das ist Henrich Mchitarjan

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Foto: rtr, saw/PS

Wie der teuerste Spieler in der 104-jährigen Klubgeschichte von Borussia Dortmund sah Henrich Mchitarjan nicht gerade aus. Der schmächtige Armenier hielt sich am Dienstag auf dem BVB-Trainingsgelände im Stadtteil Brackel beim offiziellen Fototermin der Mannschaft etwas schüchtern im Hintergrund, wechselte ein paar Worte auf Englisch mit Abwehrspieler Sokratis. Neuzugang Nummer drei, Pierre-Emerick Aubameyang, der in einem schneeweißen Ferrari Enzo vorgefahren war, fiel auch wegen seiner bunten Schuhe und seines gewagten Irokesenschnitts wesentlich mehr auf.

Der neue Götze

Die zahlreichen Kameras konzentrierten sich dennoch auch immer wieder auf Mchitarjan. Er ist die neue Nummer 10, der Nachfolger von Mario Götze, dem Dortmunder Publikumsliebling, der vor seinem Abgang zu Bayern München dieselben Ziffern auf dem Trikot trug und nicht nur deshalb der Maßstab für den Neuen sein wird. 27,5 Millionen Euro überwies die Borussia nach Angaben von Mchitarjans altem Arbeitgeber Schachtjor Donezk in die Ukraine, der 24-Jährige ist damit teuerster Akteur der schwarz-gelben Historie. Marcio Amoroso, der alte Rekordinhaber, kostete 21,5 Millionen.

"Der Transfer war nicht einfach. Aber wir wollten Henrich unbedingt haben - und jetzt haben wir ihn!", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Sportdirektor Michael Zorc fügte hinzu: "Wir sind froh, unseren Fans einen super Neuzugang für das offensive Mittelfeld präsentieren zu können."

Mchitarjans Meriten können sich durchaus sehen lassen, eine sichere Nummer ist der Transfer für den BVB deswegen noch lange nicht. Mit 25 Toren in 29 Spielen führte Mchitarjan Schachtjor Donezk in der vergangenen Saison zur Meisterschaft und wurde als in jeder Hinsicht herausragender Mittelfeldspieler der Premjer Liga auch Torschützenkönig. Die entscheidende Frage, die sich die Bosse der Borussia gestellt haben werden, wird lauten: Was ist das alles in der Bundesliga und der Champions League wert?

In der vergangenen Saison der Königsklasse trafen beide Klubs im Achtelfinale aufeinander. Der spätere Finalist aus Dortmund setzte sich nach einem 2:2 in der Ukraine dank eines 3:0 im Rückspiel durch, Mchitarjan spielte in beiden Duellen ordentlich - mehr nicht. Jedes nur halbwegs intensive Videostudium lässt dennoch den Rückschluss zu, dass Mchitarjan ein technisch beschlagener, handlungsschneller und kreativer Regisseur ist. Seine Qualitäten muss er nun aber erstmals in einer der großen europäischen Ligen unter Beweis stellen. Wie er als Schaltzentrale der Dortmunder funktionieren wird und ob er die Vergleiche mit Götze, der für 37 Millionen Euro zu den Bayern ging, bestehen kann, ist offen.

Beckenbauer kennt die Neuen nicht

Die Dortmunder Fans müssen ähnlich wie bei Angreifer Aubameyang, der für 13 Millionen Euro von AS St. Etienne kam, auf das Gespür und den Sachverstand der Klub-Bosse vertrauen. Sogar Franz Beckenbauer tut das. "Die Dortmunder sind erfahren, sie wissen, wen sie brauchen", sagte der Ehrenpräsident des großen Konkurrenten Bayern München bei Sky. Doch selbst der "Kaiser" kann mit den Namen Mchitarjan und Aubameyang nichts anfangen: "Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich sie nicht kenne."

Ein Blick auf Mchitarjans Vita lässt vermuten, dass er für seine 24 Jahre eine gewisse Reife mit sich bringen wird. Er wuchs in Frankreich auf, wo sein Vater Hamlet für AS Valence in der zweiten Liga kickte. Er starb 1996 im Alter von nur 33 Jahren an einem Hirntumor, da war Henrich gerade sieben Jahre alt. Mit seiner Mutter Marina, die heute für den armenischen Fußball-Verband arbeitet, und seiner Schwester Monika, die nach Angaben der Süddeutschen Zeitung dem Stab von Uefa-Präsident Michel Platini angehört, ging er zurück nach Armenien.

Über Pjunik Eriwan und Metalurg Donezk landete er bei Schachtjor, den Klub, der Dynamo Kiew als Vorzeigeadresse in der Ukraine abgelöst hat. Besitzer ist der schillernde Oligarch Rinat Achmetow. Vor allem an dem Multi-Milliardär lag es auch, dass BVB-Boss Watzke den Transfer als "nicht einfach" bezeichnete. Achmetow war bei den entscheidenden Verhandlungen nach SID-Informationen nicht anwesend - und ohne den Segen des Big Boss läuft bei Schachtjor gar nichts.

(sid)
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