Hamburger SV am Abgrund Posse um Magath, was wird aus van Marwijk?

Hamburg · Die Zukunft des Hamburger SV bleibt nach dem 0:5 im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Bayern München und vor dem Abstiegskrimi bei Eintracht Braunschweig völlig unklar.

Reaktionen: Felix Magath zum HSV?
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Bert van Marwijk stellte auch am Donnerstag noch die Hütchen beim Hamburger SV auf. Der Niederländer leitete das Training des Fußball-Bundesligisten, als wäre nichts gewesen. Nur die schwarze Farbe seines Trainingsanzugs passte zum erschreckenden Bild, das der völlig zerstrittene und von Intrigen gebeutelte Traditionsklub in diesen Tagen abgibt.

Nach dem 0:5 (0:2) im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Bayern München und vor dem Abstiegs-Krimi bei Eintracht Braunschweig am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) liegen im gesamten Verein die Nerven blank. Der Poker um Felix Magath und andere Trainerkandidaten entwickelte sich immer mehr zur Hängepartie.

"Van Marwijk sitzt in Braunschweig auf der Bank", rief Oliver Kreuzer den wartenden Journalisten zu, als der Sportchef auf Abruf am Trainingsgelände erschien. Kurz danach hängte der Klub seinen Spielern einen Maulkorb um. Bis zur richtungweisenden Partie beim Tabellenletzten aus Braunschweig soll in Hamburg geschwiegen werden. Auch der Vorstand um Vereinspräsident Carl Jarchow und Kreuzer werde sich nicht mehr offiziell äußern. Was nicht allzu schlimm ist, denn das Sagen haben beim HSV längst andere.

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Klub-Idol Magath soll der neue starke Mann an der Spitze des HSV werden und den Bundesliga-Dino vor der Katastrophe retten - dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte. So wollten und wollen es Teile des Aufsichtsrates. Doch für die Entlassung von Jarchow und Kreuzer beziehungsweise die Inthronisierung von "König Felix I." braucht das Gremium eine Zweidrittelmehrheit. Und die scheint es weiter nicht zu geben. Eine endgültige Entscheidung in der Posse sollte bis spätestens Freitag fallen.

Am späten Mittwochabend hatte Aufsichtsratschef Jens Meier ein Bekenntnis zum amtierenden Vorstand und van Marwijk verweigert und damit die Spekulationen an der Elbe weiter angeheizt. "Wir sind hier im Profifußball und nicht bei einer Kindergartenveranstaltung", sagte Meier bei Sky, "Trainer und Manager müssen Druck aushalten können." Den Gang in die Mixed Zone scheute Meier danach.

"Die schwersten Tage meiner Karriere"

Durch die öffentliche Debatte um Magath sind Jarchow, Kreuzer und van Marwijk extrem beschädigt worden. Selbst wenn Magath nicht kommen sollte, ist die Zukunft des Trios in Hamburg unklar. "Ob etwas passiert, wann etwas passiert, kann ich nicht beeinflussen", sagte Kreuzer, "das sind wohl die schwersten Tage meiner Karriere." Sollte sich der Aufsichtsrat nicht auf Magath einigen können, gilt Mirko Slomka als möglicher Kandidat für die Nachfolge des erfolglosen van Marwijk.

Im Moment befindet sich der HSV im freien Fall Richtung 2. Liga. Nach der historischen Grusel-Serie von sechs Bundesliga-Niederlagen nacheinander und dem Debakel gegen Bayern durch Tore von Mario Mandzukic (22./74./76.), Dante (26.) und Arjen Robben (54.) gleicht die Mannschaft einem Trümmerhaufen. Auch gegen die Münchner präsentierte sich der HSV völlig verunsichert angesichts der drohenden Katastrophe und des herrschenden Chaos in der Führung. "Es ist nicht so leicht für uns, das auszublenden", sagte Hakan Calhanoglu.

Van Marwijk versuchte unterdessen, nicht zu verzweifeln. "Unser Fokus liegt jetzt auf Samstag", sagte er nach der Partie gegen Bayern, "auf dem wichtigsten Spiel des Jahres." Gut möglich, dass er da gar nicht mehr auf der Bank sitzt.

(sid)
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