Trainer-Chaos in Hamburg Magath sagt dem HSV ab — Slomka und Schaaf sind Kandidaten

Hamburg · Nach dem 0:5 im Pokalviertelfinale gegen den FC Bayern München gehen die Trainer-Diskussionen beim Hamburger SV weiter. Norddeutsche Medien überschlagen sich – und widersprechen sich. Sicher scheint nur, dass Felix Magath doch nicht Trainer wird.

Reaktionen: Felix Magath zum HSV?
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Nach dem 0:5 im Pokalviertelfinale gegen den FC Bayern München gehen die Trainer-Diskussionen beim Hamburger SV weiter. Norddeutsche Medien überschlagen sich — und widersprechen sich. Sicher scheint nur, dass Felix Magath doch nicht Trainer wird.

Nach Informationen von shz.de wird Magath nicht Trainer des kriselnden Bundesligisten. Das teilte das Online-Portal des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages am Donnerstag mit. Die Zeitung beruft sich dabei auf die Aussagen zweier HSV-Profis, die nicht namentlich genannt werden. Sky Sport News HD meldet seit dem Abend ebenfalls, dass Magath den Hamburgern abgesagt habe.

HSV-bosses are afraid to throw Marwijk out and get Magath, because they know Magath will throw THEM out

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Statt Magath soll entweder Mirko Slomka oder Thomas Schaaf den jetzigen Coach Bert van Marwijk ablösen. Laut shz.de soll der Trainerwechsel noch am heutigen Donnerstag bekanntgegeben werden. Dem HSV war das neu, hieß es von Vereinsseite. Die Hamburger Morgenpost meldete indes am Donnerstag, dass van Marwijk ein Spiel auf Bewährung bekommen soll.

"Wir stehen zu unserem Wort"

"Wir stehen zu unserem Wort. Herr van Marwijk wird die Mannschaft in Braunschweig betreuen", sagte Vorstandschef Carl Jarchow am Donnerstag. Ähnliche Worte hatte am Vorabend Sportchef Oliver Kreuzer gewählt. "Wir bereiten uns auf Samstag vor. Was da noch so läuft — keine Ahnung", sagte der frühere Bayern-Profi.

Für Trainer van Marwijk ist es die letzte Chance, seinen Job zu retten. "Das ist das wichtigste Spiel des Jahres", betonte der Niederländer. Der 61-Jährige bekam Unterstützung von einem Landsmann.
"Ich habe Mitgefühl für den Trainer", sagte Bayern-Prof Arjen Robben, der unter der Ägide von Bondscoach van Marwijk 2010 Vizeweltmeister geworden war. "Es liegt nicht am Trainer. Ich hoffe das Beste für den HSV. Die sind richtig tief drin." Bayern-Coach Pep Guardiola stärkte van Marwijk ebenfalls den Rücken: "Mein Kollege ist ein Gentleman."

Endspiel für van Marwijk?

Der Treueschwur des Vorstands für van Marwijk dürfte nur noch bis Samstag Gültigkeit haben, wenn in Braunschweig ausgerechnet im Stadion an der Hamburger Straße die nächste Enttäuschung folgen sollte. Sechs Bundesliga-Pleiten in Serie und eine desaströse Abwehr mit 47 Gegentoren lassen das Schreckensszenario Abstieg immer realistischer werden. Sollte in Braunschweig die siebte Bundesliga-Niederlage nacheinander eingefahren werden, kann und will auch der Vorstand van Marwijk nicht mehr halten.

Kreuzer und Vorstandsboss Jarchow haben in diesen Tagen eine schwere Aufgabe zu stemmen, die sie aber auch selbst zu antworten haben. Möglichst unaufgeregt, seriös und kein Porzellan zerschlagend, versuchen sie Schadensbegrenzung zu betreiben. Beide spielen mit ihrem Bekenntnis für van Marwijk aber auch mit ihrem Job, bleiben aber bislang standhaft. Das Heft des Handelns haben sie aber nur noch bedingt in der Hand.

"Keine Abstimmung pro oder kontra Magath"

Das Festhalten am Niederländer schmeckt Aufsichtsratschef Jens Meier nicht. Eigentlich wollte der 47 Jahre Chef der Hamburger Hafenverwaltung gar nichts sagen, wurde aber nach dem Bayern-Debakel vor eine Kamera gezerrt. Er verstehe die ganze Aufregung nicht. Schließlich habe man sich nur "zusammengesetzt, um vom Vorstand den Status" des Teams in Erfahrung zu bringen, gab er an und beteuerte: "Es gab keine Abstimmung pro oder kontra Magath." Bislang hieß es, es fehle unter den elf Kontrolleuren nur noch eine Ja-Stimme für Magath.

Vielleicht ist Meiers Bekenntnis sogar die Wahrheit. Denn Magath und der Aufsichtsrat sollen sich über einen Vertrag nicht einig geworden sein. Zu viele Baustellen und Fallstricke müssen bei der komplizierten Konstellation beachtet werden. Immer neue Widrigkeiten gefährden die Verpflichtung.

Versöhnt sind viele Fans wieder mit ihrer Mannschaft. Unbeeindruckt von der 0:5-Klatsche gegen die Bayern sangen sie: "2. Liga — niemals, niemals". Das Pokal-Aus hat den kometenhaften Niedergang des letzten Bundesliga-Dinos zwar beschleunigt, aber die Stimmung im ausverkauften Stadion war überraschenderweise so gut wie seit Wochen nicht. Vier Tage zuvor nach der 0:3-Pleite gegen Hertha BSC waren Spieler beschimpft, mit Bierbechern und Eiern beworfen und in ihren Autos attackiert worden.

(dpa)
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