BVB und Großkreutz im Rausch "Derbysieg geiler als die Meisterschaft"

Dortmund · Fast die komplette Dortmunder Mannschaft kletterte auf den Zaun vor der Südtribüne und präsentierte sich in Triumphpose aus nächster Nähe dem euphorisierten Anhang. Nach dem 2:0 (1:0) gegen Erzrivale Schalke 04 herrschte bei Borussia Dortmund Ausnahmezustand.

Bundesliga 11/12: BVB feiert nach Derbysieg
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"Der Derby-Sieg ist geiler als die Meisterschaft", rief Kevin Großkreutz, der mit dem Megaphon vor der schwarzgelben Wand mit 25.000 Fans stand. "Wir wollten den Fans den Derby-Sieg versüßen, indem wir alle mit ihnen ausführlich jubeln", erklärte Mats Hummels die kollektiven Zuwendung, an ausnahmeweise nicht nur zwei oder drei Spieler teilnahmen.

Während die versammelte Dortmunder Mannschaft die Stimmung der Fans nach dem ersten Heimsieg im Derby seit Mai 2007 weiter einheizte, überschlug sich Jürgen Klopp bei seiner Analyse in den Interviews im Innern des Stadions. "Die Mannschaft war trotz der hohen körperlichen und mentalen Belastung in dieser Woche superpräsent, rotzfrech und trotzdem diszipliniert. Wir haben schon einige außergewöhnliche Spiele gezeigt, aber das war Wahnsinn", sagte der Trainer.

"Die Bayern müssen, wir können"

Drei Tage nach dem bitteren 1:2 beim FC Arsenal in der Champions League setzte der deutsche Meister seinen Höhenflug in der Liga fort, 22 von 24 möglichen Punkten aus den letzten acht Spielen lautet die beeindruckende Bilanz. Der Glaube daran, dass in dieser Saison trotz der Favoritenrolle des FC Bayern München die Titelverteidigung gelingen kann, wächst zunehmend beim BVB. "Das ist doch gut. Die Bayern müssen, wir können", sagte Robert Lewandowski, der in der 16. Minute nach einem Freistoß von Marcel Schmelzer per Kopf sein neuntes Saisontor erzielt hatte. Das 2:0 gelang Felipe Santana in der 61. Minute. 80.720 Zuschauer - abzüglich der rund 10.000 Schalker Fans - feierten fast wie bei der Übergabe der Meisterschale im Mai.

"Dortmund hat sich nach einer anfänglichen Schwäche unheimlich gemacht. Die werden auf jeden Fall wieder ein absoluter Kandidat sein", sagte Bayern-Präsident im Aktuellen Sportstudio des ZDF. Hoeneß hatte die Stärken des BVB eine Woche zuvor live im eigenen Haus erleben müssen, als sein Klub 0:1 gegen die Westfalen verlor.
Am Wochenende spielt der Meister beim Überraschungsteam Borussia Mönchengladbach.

Stevens verspottet seine Spieler als "Schüler-Mannschaft"

Auf Schalker Seite war Trainer Huub Stevens nach der ersten Niederlage seines Teams nach vier Spielen völlig bedient. "Wenn nur drei, vier Spieler ihr Niveau bringen, kann man kein Spiel gewinnen. Ich weiß nicht, ob es Angst oder Respekt war. Es war, als hätte ich eine Erwachsenen-Mannschaft gegen eine Schüler-Mannschaft gesehen", sagte Stevens. "Dortmund ist viel weiter als wir. Ich hoffe, dass wir in einer Lernphase sind." Manager Horst Heldt ging mit der Mannschaft ebenso hart ins Gericht. "Es war alles vorhanden, was im Fußball schlecht ist. Es war teilweise zum Einschlafen." Bester Mann war noch Torwart Lars Unnerstall, der zwar beim ersten Gegentor nicht den besten Eindruck machte, aber in der zweiten Halbzeit eine deutlich höhere Niederlage verhinderte. "Er hat phantastisch gehalten", lobte Klopp den Schalker.

Beim Sieger herrschte am Ende einer Festwoche eitel Sonnenschein.
"Bayern und Schalke in einer Woche zu schlagen, kommt nicht so häufig vor", sagte Kapitän Sebastian Kehl. Im Vergleich zur Champions League hatte Klopp zwei überraschende Änderungen vorgenommen. Erstmals in der Saison spielte Torjäger Lucas Barrios von Beginn an, dazu auch Jakub Blaszczykowski. Shinji Kagawa und Großkreutz mussten zunächst draußen blieben. Sven Bender, der in London einen doppelten Kieferbruch erlitten hatte, wurde durch Moritz Leitner ersetzt.

Mit Blick auf die Enttäuschungen in der Königsklasse sprach Hummels von einem Gewöhnungsprozess für Dortmund: "In der Bundesliga sind wir fast schon alte Hasen mit unseren 22 Jahren, wir sind erst Sechster, dann Fünfter, dann Meister geworden. In der Champions League haben wir noch nicht an unser Leistungsvermögen anknüpfen können. Dieses Jahr wird es schwer, aber vielleicht im nächsten."

(DAPD)
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