"Lasse mich nicht unter Druck setzen" Podolski-Abschied aus Köln rückt näher

Köln · Beim 1. FC Köln ist nach der erneuten Derby-Demütigung Feuer unterm Dach. Torhüter Michael Rensing kritisierte wiederholt seine Mitspieler – und Lukas Podolski macht wenig Hoffnung auf eine Vertragsverlängerung.

Lukas Podolski – kölsche Jung, Stimmungskanone, Weltmeister
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Das ist Lukas Podolski

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Beim 1. FC Köln ist nach der erneuten Derby-Demütigung Feuer unterm Dach. Torhüter Michael Rensing kritisierte wiederholt seine Mitspieler — und Lukas Podolski macht wenig Hoffnung auf eine Vertragsverlängerung.

Superstar Podolski vergeht allmählich die Lust auf "seinen" 1. FC Köln: Das größte Kölner Fan-Idol seit 30 Jahren macht schwere Zeiten beim Geißbock-Klub durch, ein Abschied aus der Domstadt zum Vertragsende 2013 oder sogar im kommenden Sommer wird immer wahrscheinlicher.

"Ich mache mir Gedanken"

"Wir müssen uns jede Saison nach unten orientieren. Das Ziel ist immer der Klassenerhalt, und daran ändert sich einfach nichts. Aber klar sind meine Ziele andere", sagte der 95-malige Nationalspieler nach der 0:3 (0:2)-Derbypleite gegen Borussia Mönchengladbach und ließ eigentlich wenig Interpretations-Spielraum. "Ich mache mir jeden Tag über alles Gedanken", ergänzte er und sprach von der "alten Leier, für die ich nicht verantwortlich bin".

Deutliche Signale vor dem Vertragspoker, in den die Vereinsführung eigentlich im Winter einsteigen wollte. "Ich habe anderthalb Jahre Vertrag. Und ich sehe derzeit aus meiner Sicht keinen Grund, daran etwas zu ändern. Ich lasse mich da auch nicht unter Druck setzen, sondern nehme mir Zeit zu überlegen, was für mich das Richtige ist", sagte der 26-Jährige im Interview der "Welt am Sonntag".

Poldi lässt Köln zappeln

Der Vertrag des Torjägers beim dreimaligen deutschen Meister läuft am 30. Juni 2013 aus. Podolski: "Ich bin gern bereit, mir die Vorstellungen des Vereins anzuhören. Allerdings werde ich mir — wie gesagt — Zeit lassen."

Prinz Poldi machte auch klar, dass er keineswegs mit dem 1. FC Köln verheiratet sei: "Es ist doch klar, dass der 1. FC Köln eine gute Adresse für mich ist, weil es der Verein aus meiner Heimatstadt ist. Ich wehre mich allerdings gegen den Eindruck, nur auf Köln reduziert zu werden."

Derzeit dürfte dem nach dem Rücktritt von Wolfgang Overath auf den ersten Blick führungslosen Klub die Argumentation schwerfallen. Denn am Freitag sah der Ur-Kölner Podolski, der selbst fast nur durch frustriertes Abwinken auffiel, mit Erzrivale Gladbach ein Team, wie er selbst es sich in Köln stets gewünscht hatte. Ein im Vorjahr hinter Köln platziertes Team, das mit erfrischendem Fußball die Tabellenspitze stürmte, während der FC sich wieder auf Abstiegskampf gefasst machen muss.

Für die bereits 29 Gegentore gebe es "mehr als nur ein Problem", sagte Trainer Solbakken, der daraufhin eine dreiwöchige Spielpause und viele Verletzte aufzählte. Und neben diesen nachvollziehbaren Argumenten das wichtigste vergaß: In der Mannschaft scheint es nicht zu stimmen.

Rensing: "Wir haben keine Eier"

Deutliches Beispiel ist der offene Zwist zwischen dem neuen "Chefkritiker" Michael Rensing und seinen Kollegen. Der Schlussmann, der nach seiner Leistung gegen die Borussia als einziger das Recht zu Kritik hatte, zitierte im größten Frust den berühmtesten Spruch seines Idols Oliver Kahn und zog sich damit den Ärger seiner Kollegen zu.

"Wir haben keine Eier in der Hose", schimpfte der Torhüter und sprach weiter Klartext. Wesentlich mehr Gegenwehr habe man erwarten können, sagte er, und "so dumm wie beim 0:3 kann man eigentlich nicht sein". Schließlich, so der frühere Bayern-Torhüter, "bin ich erst seit Januar hier. Und das war nicht das erste, nicht das zweite und auch nicht das dritte, sondern schon das wievielte Mal, dass der Gegner so überlegen war".

Trainer Stale Solbakken will offenbar in der Winterpause den einen oder anderen neuen Spieler holen. Es werde "sehr schwierig" bis Weihnachten, meinte der Norweger: "Wir haben zwei ganz schwere Auswärtsspiele in Stuttgart und München und zwei Heimspiele gegen die direkten Konkurrenten aus Freiburg und Mainz. Diese vier Partien werden wegweisend." Und noch steht ihm Prinz Poldi zur Verfügung.

(sid)
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