Erster Heimsieg in der Bundesliga Augsburg-Held Brinkmann dankt seiner Mama

Augsburg · 553 Kilometer von Horn-Bad Meinberg bis Augsburg: Mutter Brinkmann hatte einen langen Weg hinter sich - aber es hat sich gelohnt. "Meine Mama hat die beste Quote. Immer, wenn sie da ist, treffe ich", sagte der Augsburger Daniel Brinkmann strahlend, nachdem er 29.109 Zuschauer und seine Mama in der Augsburger Arena minutenlang zum Tanzen gebracht hatte.

Bundesliga 11/12: Augsburg - Wolfsburg
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Mit seinem Führungstreffer beim 2:0 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg hat der 25-Jährige ein historisches Ereignis eingeleitet: Der ersten Bundesliga-Heimsieg der Klubgeschichte des FC Augsburg sorgt für kollektive Erleichterung.

"Heute hat man viele Steine plumpsen hören", sagte Manager Andreas Rettig, der jeden Spieler 20 Minuten nach Abpfiff in den Katakomben einzeln abklatschte. Der erste Heim-Erfolg seien "mehr als drei Punkte. Das sind noch einmal drei Punkte für den Kopf", sagte der 48-Jährige. Auch Trainer Jos Luhukay konnte sein Dauergrinsen nicht mehr ablegen: "Die Mannschaft lag am Boden und ist immer wieder aufgestanden. Heute haben wir uns endlich belohnt", sagte er nach den Feierlichkeiten auf dem Rasen, die an die Aufstiegsparty der Vorsaison erinnerten.

Sieben Heimspiele, ganze 14 Spieltage hatten die Schwaben warten müssen auf den lang ersehnten ersten Heimerfolg. "Wir können sehr stolz sein. Das war die logische Konsequenz aus der Entwicklung der vergangenen Wochen", sagte Matchwinner Brinkmann. Zwar bleibt der Liga-Neuling Tabellenletzter, kann aber zumindest mit elf Punkten wieder ein bisschen Hoffnung schöpfen. "Das war wichtig in unserer Situation. Wir müssen unseren Weg jetzt weiter fortsetzen", sagte Luhukay. Auch die Dauerdiskussion um die verfehlte Transferpolitik dürfte nach dem Erfolg zumindest kurzzeitig verstummt sein.

Rettig lobt die "Einheit Augsburg"

"Erstklassig" sei zumindest schon der "Zusammenhalt, wie Mannschaft, Trainer und Fans als Einheit auftreten", lobte Rettig, musste aber leise hinzufügen: "Auch wenn noch nicht alles nach Erstklassigkeit aussieht." Tatsächlich hatten die Augsburger aber in der eisigen bayerischen Kälte ein ums andere Mal ihren Kampfgeist bewiesen. "Man hat von Minute eins bis 90 gesehen, dass wir wollen", sagte Daniel Baier. Belohnt wurde der Liga-Neuling nach drei Niederlagen in Folge endlich "mit dem Quäntchen Glück. Vor ein paar Wochen wären wir 0:1 hinten gelegen", sagte Rettig.

Alexander Madlung ließ die Chance zur Wolfsburger Führung aus - und Brinkmann nutze quasi im Gegenzug die Gunst der Stunde (65.). Die Party wurde dann auf dem Rücken von Edmond Kapllani ausgetragen, der mit dem Schlusspfiff (90.) das 2:0 perfekt machte. "Die Fans wollten uns gar nicht gehen lassen", sagte Rettig. Auch eine Viertelstunde nach Abpfiff hörte man laute Sprechchöre in die Katakomben hallen.

Magath kritisiert fehlenden Einsatz

Vollkommen bedient hatte hingegen Gäste-Trainer Felix Magath den Rasen verlassen. "Augsburg hat verdient gewonnen", sagte er und sparte nicht mit Kritik an seiner eigenen Elf: "Man hat gesehen, dass wir nicht genügend Spieler haben, die auch genügend Einsatz bringen. Muss darauf eingestellt sein, dass Kampf in so einem Spiel im Vordergrund steht." Immerhin Marcel Schäfer zeigte sich nach der harmlosen Vorstellung einsichtig: "Das ist ja kein neues Problem."

Wolfsburg bleibt nach dem siebten sieglosen Auswärtsspiel in Serie im Tabellenmittelfeld - Augsburg will den Schwung nun mit in die Vorweihnachtszeit nehmen. In der Winterpause soll dann die nötige Verstärkung kommen. "Wir werden trotzdem nur Dinge machen, die wirtschaftlich vernünftig sind", sagte Rettig trotz der Kritik seitens Präsident Walther Seinsch, der die Transferpolitik unter der Woche als "zu zögerlich" bezeichnet hatte. "Er wollte mich nicht an den Pranger stellen. Aber es ist doch klar, dass in so einer Situation kritische Worte kommen."

Zumindest ein bisschen Luft hat der Erfolg nun gebracht - und vor allem Selbstvertrauen: In Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach warten an den kommenden Advents-Wochenenden zwei Topteams. "Schade, dass wir jetzt auswärts ran müssen", sagte Dominik Reinhardt. Immerhin ist Gelsenkirchen aber nur 182 Kilometer von Horn-Bad Meinberg entfernt: Mama Brinkmann kommt bestimmt.

(DAPD)
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