Borussia Hoffenheims Absturz vs. Gladbachs Höhenflug

Nach vier Niederlagen in fünf Spielen ist der einstige Überflieger-Aufsteiger erneut in den Niederungen der Fußball-Bundesliga angekommen. Am Freitag (20 Uhr im ) trifft die Rangnick-Elf auf Borussia Mönchengladbach.

Bundesliga 09/10: Gladbach - Hoffenheim
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Nach vier Niederlagen in fünf Spielen ist der einstige Überflieger-Aufsteiger erneut in den Niederungen der Fußball-Bundesliga angekommen. Am Freitag (20 Uhr im Live-Ticker) trifft die Rangnick-Elf auf Borussia Mönchengladbach.

Bernhard Peters mag Spiele gegen Mönchengladbach. "Ich verbinde sie mit der tollen Gladbacher Zeit in meiner Jugend", sagt Peters, der Deutschlands Hockey-Männerteam als Trainer zweimal zum Weltmeister machte und nun Nachwuchsdirektor beim Fußball-Erstligisten 1899 Hoffenheim ist.

Peters mochte den Stil der Fohlen in den 70ern, das Wilde, das Jugendliche. Es ist aber wohl nicht nur die Erinnerung, die Vorfreude auslöst auf das heutige Treffen mit den Borussen, sondern auch die Bilanz. Fünf Spiele gab es, keines hat Gladbach gewonnen. "Wäre schön, wenn es so bleibt", sagt Peters. Aktuelle Ambitionen besiegen alte Liebe.

Das Hinspiel fand Peters "witzig". 2:1 führte Borussia bis zur 86. Minute, doch Hoffenheim schoss in den letzten Minuten noch einen 4:2-Sieg heraus. "Da haben sie ihr Offensivpotential gezeigt, das sie in der Hinrunde der vergangenen Saison ausgezeichnet hat", sagt Gladbachs Trainer Michael Frontzeck. "In diesem halben Jahr haben sie unglaublichen Fußball gespielt und jeder war froh, wenn er schnell wieder weg war aus Mannheim."

Dort, im Carl-Benz-Stadion, verbrachte der Klub die erste Halbsaison seiner Bundesliga-Geschichte und spielte wie einst die Mönchengladbacher Fohlen: torgeil, schnell, ungestüm, so, "als ob es kein Morgen gibt", wie Trainer Ralf Rangnick sagt.

Nun residiert der vom Milliardär Dietmar Hopp großzügig unterstützte Dorfklub in der nagelneuen Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim. Gegenüber dem Stadion ist das Technikmuseum. Dort ragt ein Überschallflugzeug in den Himmel. Als Hoffenheim den Durchmarsch von der Regionalliga in die zweite Klasse geschafft hatte, schien das Flugobjekt Symbol des ungebremsten Aufstiegs zu sein. Hoffenheim war Herbstmeister, Borussia, der Mitaufsteiger, Letzter.

"Hoffenheim hat in der Zweiten Liga den Umbruch gemacht, sie konnten sich ein Jahr einspielen, das war der Grund, warum es bei ihnen so funktioniert hat und bei uns nicht", sagt Borussias Sportdirektor Max Eberl. Doch die Erfolgsgeschichte hat Kratzer bekommen. Es gab interne Dissonanzen und viele Verletzte. Die Hinrunde verlief unrund, vier von fünf Rückrundenspielen wurden verloren. Statt im Titelrennen mitzumischen ist Hoffenheim als Neunter punktgleich mit Mönchengladbach (Elfter).

"Sicher haben einige Dinge auch mit dem schnellen Aufstieg zu tun, aber wenn bis zu acht potenzielle Stammspieler fehlen, ist es schwer, den Fußball zu spielen, den wir uns vorstellen", sagt Rangnick. Die 1899-Wohlfühl-Welt ist brüchig geworden. "Sie haben jetzt die Probleme, die der Erfolg mit sich bringt", sagt Eberl. Dazu gehört, dass Schlagzeilen wie "Cool, cooler, Hoffenheim" dem einen oder anderen Spieler den Kopf verdreht haben.

Das Ziel, nächste Saison international zu spielen, hat Hoffenheims Mäzen Hopp aufgegeben. "Uns damit zu beschäftigen, hilft uns nicht weiter", sagt auch Rangnick. Er versichert indes: "Für mich ist es kein Schimpfwort zu sagen, wir sind Mittelmaß." Weiter runter will er aber definitiv nicht schauen.

Darum stellt Rangnick seinen ästhetischen Anspruch derzeit hinten an. "Es kommt nur darauf an, dass wir die drei Punkte holen", sagt der Trainer. Er wünscht sich die Zielstrebigkeit zurück. Vielleicht auch das Idyll des steten Aufwärts. "Wenn man immer gewinnt, tut sich jeder leicht, sich wohlzufühlen, wenn du aber verlierst, dann ist es nicht so", sagt Rangnick. Das sei in jedem Klub gleich. Der Erfolgsknick hat die Überflieger aus Hoffenheim geerdet.

(RP)
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