2:1-Erfolg zum Jahresstart Borussia nutzt Gunst der Stunde gegen dezimierte Bayern
München · Borussia Mönchengladbach ist mit einem Erfolg ins neue Jahr gestartet. Die Mannschaft von Trainer Adi Hütter gewann beim vom zahlreichen Corona-Ausfällen betroffenen FC Bayern. Beim 2:1-Erfolg ließen sich die Fohlen auch von einem Rückstand nicht aus der Ruhe bringen.
Mit 9:4 Infektionen hatte der FC Bayern die Corona-Ausfall-Wertung für sich entschieden. Auch wenn der Rekordmeister nie die laut Statuten notwendige Anzahl von 16 gesunden Spielern unterbot, waren die allerletzten Zweifel an der Durchführung des Rückrundenauftakts erst beseitigt, als in der Allianz-Arena am Freitag das Licht angeknipst wurde. Auf 13 Profis musste Bayern-Trainer Julian Nagelsmann verzichten. Doch die Startelf, die er aufbot, dürfte noch immer in mindestens fünf von zehn Jahren die Meisterschaft gewinnen, vielleicht nur nicht in zehn von zehn. Entsprechend groß war Borussia Mönchengladbachs Freude über den 2:1-Erfolg. Erleichterung gesellte sich dazu: Denn mit 22 Punkten sind die Abstiegssorgen dank der Bonuszähler etwas geringer geworden.
Wie sah Gladbachs Aufstellung aus? Adi Hütter fehlten immerhin sechs Spieler. Neben den Corona-Infizierten fielen bei Gladbach Jonas Hofmann (Knie-OP) und Ramy Bensebaini (Afrika-Cup) aus. Einige Akzente konnte Borussias Trainer dennoch setzen: Tony Jantschke feierte in der Dreierkette neben Nico Elvedi und Matthias Ginter sein Comeback, kam erst zum zweiten Mal in dieser Saison zum Einsatz. Der Routinier sollte dem 18-jährigen Luca Netz auf dem linken Flügel ein Rückhalt sein, rechts hatte Stefan Lainer zumindest altersmäßig keinen nötig. Auf der Doppelsechs begannen Christoph Kramer und Manu Koné erstmals gemeinsam. Vorne brachte Hütter neben Kapitän Lars Stindl einen weiteren Stindl-Typen namens Florian Neuhaus. Im Sturmzentrum sollte Breel Embolo bestenfalls an seinen Weltklasse-Auftritt beim 5:0 im DFB-Pokal Ende Oktober anknüpfen.
Wie fielen die Tore? Dass in der 18. Minute Weltfußballer-Kandidat Robert Lewandowski das erste Tor des Jahres 2022 erzielen würde, hatte sich angedeutet: Netz und Koné übten zu wenig Druck auf Serge Gnabry und Thomas Müller aus, aber es gibt eben nicht viele Profis auf der Welt, die Elvedi so chancenlos lassen können wie Lewandowski. Am Ende einer geschmeidigen Bewegung knallte der Pole den Ball an Yann Sommer vorbei ins Tor. Kaum einer der wenigen Augenzeugen in München hätte da erwartet, dass die Gäste das Spiel in der 27. und 31. Minute drehen würden. Neuhaus spielte raus zu Lainer, dessen Flanke in erster Linie den Zweck erfüllte, dass sie in die Mitte flog. Joshua Kimmich wurde, vielleicht mangels Spielpraxis, zum unfreiwilligen Vorlagengeber, und dann stellte Neuhaus seine lange bekannte Technik und seinen neuen Torjäger-Instinkt unter Beweis. Das 2:1 für Borussia brachte eine Ecke. Hereingabe Netz, Kopfball Lainer – ein derart sauberes Standard-Tor war Hütters Team in dieser Spielzeit noch nicht gelungen.
War das Ergebnis angemessen? Gladbach kam zweimal äußerst schwach aus der Kabine. In der ersten Hälfte ging der 0:1-Rückstand nach dieser Phase in Ordnung, in der zweiten konnte sich die Mannschaft glücklich schätzen, die 20 Minuten nach der Pause ohne Gegentor überstanden zu haben. Ein Wörtchen mitreden zu dürfen bei der Punktevergabe, verdiente Borussia sich vor allem in der Viertelstunde ab dem 1:1. In der Folge erzielte sie nicht nur das 2:1, sondern war drauf und dran, das 3:1 zu machen. Dass das nicht gelang, machte Glück zu einer erheblichen Zutat dieses Sieges. In der Schlussphase mangelte es den Bayern neben Puste auch an Ideen.
Welche Borussen fielen auf? Kramer ließ seiner Aufforderung, die Lage ernst zu nehmen, Taten folgen, er wurde entkräftet ausgewechselt. Neuhaus empfahl sich in Hofmanns Abwesenheit weiter für die Doppelzehn. Lainer strauchelte zwar in einigen Momenten, war aber letztlich nicht nur Matchwinner, sondern auch erfolgreicher Vorkämpfer. Auch ohne Treffer verdiente sich Embolo mal wieder ein Lob. Ginters Auftritt im ersten Spiel nach seiner Abschiedsankündigung war ein starkes Statement. Und Torwart Sommer? Verdiente sich mit sechs Paraden eine gute Note.
Was blieb sonst noch hängen? Luca Wanner erblickte am 23. Dezember 2005 das Licht der Welt. Die noch immer hypermodern wirkende Allianz-Arena war damals seit einem halben Jahr im Dienst. In der 75. Minute wurde Wanner mit 16 Jahren und 15 Tagen zum zweitjüngsten Spieler der Bundesliga-Geschichte. Nagelsmann hatte zwar eine prominente Startelf aufbieten können, auf der Bank fiel dagegen vor allem ein Nachname ins Auge: Ibrahimovic. Der Vorname: Arijon, nicht Zlatan.
Statistik:
München: Ulreich - Kimmich, Pavard, Süle, Sabitzer - Roca (75. Wanner), Musiala - Gnabry, Müller, Malik Tillman (75. Copado) - Lewandowski. - Trainer: Nagelsmann
Mönchengladbach: Sommer - Ginter, Elvedi, Jantschke (67. Beyer) - Lainer (79. Herrmann), Kramer (79. Benes), Kone, Netz - Neuhaus (67. Plea), Stindl (90. Thuram) - Embolo. - Trainer: Hütter
Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)
Tore: 1:0 Lewandowski (18.), 1:1 Neuhaus (27.), 1:2 Lainer (31.)
Zuschauer: keine
Beste Spieler: Lewandowski - Sommer, Lainer
Gelbe Karten: - Stindl (6)
Torschüsse: 19:9
Ecken: 6:6
Ballbesitz: 58:42 %
Zweikämpfe: 131:144