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Will Völler den Rotsünder noch in der Nationalelf? Böhmes Ausraster kann böse Folgen haben

Gelsenkirchen/Stuttgart (sid). Eine große Dummheit kostet Senkrechtstarter Jörg Böhme möglicherweise sein Debüt in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der Mittelfeldspieler von Bundesligist Schalke 04 hat sich durch seine Tätlichkeit beim 1:4 in Cottbus selbst ins Abseits gestellt. Beim Halbfinale im DFB-Pokal am Mittwoch beim VfB Stuttgart ist Böhme bereits gesperrt.

Nach dem Aussetzer am Samstag im Stadion der Freundschaft schwieg der 27-Jährige - bis Montag. Dann entschuldigte er sich bei der Mannschaft. Dennoch verhängte Manager Rudi Assauer "die höchste Strafe in meiner Amtszeit", die fünfstellig ist.

Doch Geldstrafe und die Zwangspause am Mittwoch sind das geringere Übel. Viel schlimmer: Böhmes Traum von der Berufung in die Nationalmannschaft bleibt wohl vorerst eine Vision. Das Länderspiel am 27. Februar bei Welt- und Europameister Frankreich im Stade de France in St. Denis nämlich findet jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach ohne den Linksfuß statt.

"Die Spieler, die zum Kreis der Nationalelf stoßen wollen, müssen durch gute Leistungen in der Bundesliga auf sich aufmerksam machen und über einen längeren Zeitraum beständig spielen. Es ist kein Geheimnis, dass Böhme zu den Kandidaten gehört", sagte DFB-Teamchef Rudi Völler kürzlich.

Doch dem Anforderungsprofil entspricht Böhme wegen einer drohenden mehrwöchigen Sperre nicht mehr. Bayer Leverkusens Stürmer Paulo Rink erlitt beim Länderspiel in Dänemark (1:2) im November vergangenen Jahres das gleiche Schicksal. Wegen einer Rotsperre und der daraus resultierenden mangelnden Spielpraxis fuhr der gebürtige Brasilianer nicht mit nach Kopenhagen.

Am 20. Februar wird Völler im Mercedes-Benz-Museum in Untertürkheim das Aufgebot für die Begegnung bekannt geben. Bis dahin muss Böhme mit einer Sperre rechnen. Dann fehlt ihm die Spielpraxis, und er kann keine zusätzlichen Argumente für seine Nominierung liefern. Weitere Tests neuer Gesichter für die DFB-Auswahl sind bis zur WM 2002 kaum zu erwarten. Während der WM-Qualifikation ist schließlich vor allem Kontinuität gefragt.

Dabei lief es für Böhme bislang wie am Schnürchen. Das Bundesligajahr 2001 war kaum vier Minuten alt, da hämmerte der Ex-Bielefelder gegen Hansa Rostock einen Freistoß unter die Latte und war schon wieder in aller Munde. Schon vor der Winterpause hatte sich Böhme durch Traumtore und "Sahneflanken" den Titel "Aufsteiger der Hinrunde" erarbeitet. Denn auf seiner sechsten Bundesliga-Station beweist der bislang verkannte Profi endlich sein großes Potenzial und geht auf Schalke nicht wie sonst offenbar üblich auf Konfrontationskurs mit dem Trainer.

"Das war sicherlich nicht die schlauste Aktion von Jörg", zeigte Huub Stevens indes wenig Verständnis für seinen Mittelfeldspieler. Zumindest blieb Böhme eine Kollegenschelte nach dem Verlust der Tabellenspitze an die Münchner Bayern im Mannschaftskreis erspart. Manndecker Markus Happe meinte: "Der Jörg weiß am besten, was er verbrochen hat." Torwart Oliver Reck erklärte: "Jeder muss auf seine eigenen Fehler schauen. Das muss Jörg mit sich selbst ausmachen."

Für den gebürtigen Sachsen war es nach zwei Gelb-Roten und zwei Roten Karten der insgesamt fünfte Platzverweis in seiner Profi-Laufbahn. Zuletzt erwischte es ihn im April 1999 im Dress von Zweitligist Arminia Bielefeld bei Fortuna Köln. Diesmal dürfte ihn "Rot" allerdings viel mehr schmerzen als seine Mannschaft.

(RPO Archiv)
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