Erneute Anhörung vor dem Rechts-Ausschuss Doping: Baumann weiter optimistisch

Neuss (sid). Auch vor der abschließenden Vernehmung am Mittwoch vor dem Rechtsausschuss des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) geht der nach zwei positiven Proben (Nandrolon) suspendierte Dieter Baumann weiter von einem Freispruch aus. In einem "stern-Interview", das am Donnerstag erscheint, versichert der 35 Jahre alte Läufer, dessen Fall auf DLV-Ebene noch im Juni mit dem Urteil abgeschlossen werden soll: "Es gibt einen Täter - und wir werden ihn finden."

Dieter Baumann räumt ein, er sehe "eine Gefahr, dass man gegen Unrecht ankämpft, dass man Recht bekommt - und zum Schluss geht einem doch die Kraft aus. Man hat dann Recht, hat aber dafür einen zu hohen Preis bezahlt. Diese Frage stelle ich mir ständig." Der Olympiasieger von 1992 sieht die seit einem halben Jahr auf ihm lastende Affäre als einen Belastungstest an, "und ich weiß nicht, ob ich ihn durchstehe. Im Grunde rechne ich, dass es mal knackst."Baumann beteuert jedoch, er habe kein einziges Mal an Selbstmord gedacht: "Wem würde es denn nützen, wenn ich jetzt hier in den Neckar springe? Nein, ich stehe nicht am Abgrund."

Baumann empfindet: "Um mich herum ist das Chaos. Aber ich lerne, damit immer besser umzugehen." Zur Entspannung gehe er öfters mit seiner Familie ins Elsaß auf einen Bauernhof, "Kühe melken"; trotz allem könne er auch beim Laufen abschalten, das jetzt für ihn eine neue Qualität habe. So wisse er nun, dass er "ohne Wettkampf, ohne Ziele" laufen könnte.

Dennoch, nach Sydney zu den Olympischen Spielen möchte er auf jeden Fall, fit dafür sei er. Baumann, der vergangene Woche bei einem privaten Test über 5.000 m in 13:18,5 Minuten deutlich schneller war als die Olympianorm: "Die Qualifikation laufe ich jederzeit."

Manchmal, so Baumann, begegne er beim Laufen Gott. Mit ihm hielte er dann Zwiesprache, und er frage sich dann schon: "Man könnte meinen, das sei jetzt Bestimmung, was mit mir passiert, das wollte er so."

Erfreut registrierte Baumann, dass die nach seinem Olympiasieg nach ihm benannte "Dieter-Baumann-Halle" in seinem Heimatort Blaubeuren nach Zusicherung des Bürgermeisters auch in Zukunft seinen Namen tragen werde. Baumann: "Ich brauche das, daran ziehe ich mich hoch.

Der unabhängige DLV-Rechtsausschuss mit seinem Vorsitzenden Wolfgang Schoeppe (Ansbach) und den Beisitzern Hans-Peter Breit (Homburg/Saar) und Ferdinand Sahner (Gaggenau) hatte Baumann bereits am 14. Februar drei Stunden lang angehört und will nach den weitgehend ergebnislosen Untersuchungen der Staatsanwaltschaft Tübingen noch Fragen klären, die nach Studium der offiziellen Akte im Raum stehen. Das DLV-Präsidium hat eine zweijährige Dopingsperre gegen Dieter Baumann beantragt.

(RPO Archiv)
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