Auch FC Bayern war an Galatasaray-Stürmer dran Sükür mit Inter Mailand einig

Arnheim/Neuss (sid). Nach der Niederlage der Türkei gegen Italien zum Auftakt der Euro 2000 in Arnheim (0:1) wäre er vor Wut am liebsten im Boden versunken. Superstar Hakan Sükür verweigerte jeden Kommentar. Aber 24 Stunden später lachte schon wieder die Sonne. Der "Bulle vom Bosporus" erzielte Einigung mit Inter Mailand und ließ den deutschen Rekordmeister Bayern München in die Röhre schauen.

Die Italiener zahlen nach kicker-Informationen angeblich 25 Millionen Mark an den finanziell äußerst klammen Uefa-Pokal-Sieger Galatasaray Istanbul, das war den Bayern zuviel. Sie hatten sich mit Sükür bereits auf einen Dreijahresvertrag geeinigt, allerdings unter der Bedingung, so Bayern-Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge, dass "die Ablöse vernünftig ist".

Sükürs zweiter Wechsel in die Serie A soll nun den Erfolg bringen, den ihm bei seinem ersten noch versagt geblieben war. Beim AC Turin hielt es türkische Volksheld 1995 nur für fünf Spiele und ein Tor aus. Danach ging er zurück. Aus Heimweh. Vor seinem zweiten Wechsel sagt Sükür: "Jetzt bin ich bereit." Inter bestätigte den Transfer mit dem 28-Jährigen, den sein Manager Hakan Azman am Rande der Euro 2000 perfekt machte.

Die Details des Dreijahresvertrages sollen aber erst nach Ende der EM in Belgien und den Niederlanden bekanntgegeben werden. Wie türkische Tageszeitungen erfahren haben wollen, soll der Vertrag mit einem Sükür-Honorar von umgerechnet 16 Millionen Mark verbunden sein und schon im EM-Quartier in Delden unterzeichnet worden sein. Einen Vorgeschmack auf Italien bekam Sükür bereits im ersten Spiel der Euro: Dabei wurde er teilweise zum Statisten degradiert.

Doch der türkische Nationalcoach Mustafa Denizli ist Sükürs größter Fan, und so ließ er trotz allem keinen Zweifel an seinem Führungsspieler aufkommen: "Hakan Sükür ist unser bester Akteur. An ihm hat es nicht gelegen, dass wir gegen Italien verloren haben. Ihm hat es lediglich an der Unterstützung aus dem Mittelfeld gefehlt." So kann man das natürlich auch sehen - und am Donnerstag gegen Schweden (20.45 Uhr) besser machen.

Hakan Sükür ist in seiner Heimat längst ein Volksheld. Er war maßgeblich an der zweiten Quaklifikation der Türken für eine EM beteiligt und nicht zuletzt am historischen Sieg von Galatasaray im Uefa-Cup-Endspiel gegen Arsenal London (4:1 im Elfmeterschießen): Sükürs Tor im Rückspiel des Halbfinales bei Leeds United brachte Galatasaray erst nach Kopenhagen.

Vor der Saison 1991 kam er von Sakaryaspor über Bursaspor zu Galatasaray und erzielte im ersten Jahr gleich 19 Treffer. Er wurde zu einem der besten Stürmer Europas, "in der Luft" gilt Sükür als fast unbezwingbar und brachte es in vier Jahren bei Galatasaray auf insgesamt 85 Tore. 1998 erzielte er unglaubliche 32 Treffer in 34 Spielen ein Saison. Schon bei der Euro 1996 in England sollte auch der Stern der türkischen Nationalelf aufgehen. Aber sie wurde auch für Sükür zur ganz großen Enttäuschung: Ohne Punkt und ohne Tor fuhren die Türken nach der Vorrunde nach Hause.

Als die Manager des AC Turin Hakan Sükür erstmals nach Italien brachten, wussten sie zu wenig von dem Menschen Hakan Sükür. Der erste Versuch in Italien wurde zum Albtraum: Die Ehe mit seiner ersten Frau Esra ging in die Brüche, die Heimat Istanbul fehlte dem kopfballgewaltigen Sensibelchen wie nichts auf der Welt. Zurück am Bosporus traf er in den ersten acht Spielen gleich wieder fünfmal.

Nun soll alles anders werden. In Italien soll es nun nicht nur das große Geld, sondern auch den ganz großen Erfolg geben. Er, der seit Jahren die "Europäisierung des türkischen Fußballs" fordert, lässt sich nun selbst "europäisieren".

(RPO Archiv)
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