Alles für seine Ukraine Boxer Wassyl Lomatschenko siegt im Ring nach Kriegsdienst

New York · Wassyl Lomatschenko unterbrach seine Karriere, um für die Ukraine gegen die Russen zu kämpfen – in New York kehrte der Olympiasieger den Box-Ring zurück.

Der ukrainische Boxer Wassyl Lomatschenko gewinnt seinen Kampf.

Der ukrainische Boxer Wassyl Lomatschenko gewinnt seinen Kampf.

Foto: AFP/AL BELLO

Mit verquollenem Gesicht und mächtiger Beule unter dem Auge stand Wassyl Lomatschenko im Ring des legendären Madison Square Garden. Spuren eines erbitterten Kampfes gegen den US-Amerikaners Jamaine Ortiz, eines Punktsieges, den der ukrainische Boxstar mit 107 harten Treffern bezahlt hatte. Doch was sind schon körperliche Schmerzen, wenn man das Grauen des Krieges erfahren hat.

„Ich bin für alles bereit, was kommt“, sagte Lomatschenko mit Blick auf mögliche Gegner. Nach den vergangenen Monaten wird den 34-Jährigen auch abseits des Sports kaum noch etwas erschüttern: Aus Liebe zum Heimatland hatte Lomatschenko seine Karriere ruhen lassen und gegen die russischen Invasoren gekämpft.

Lomatschenko war schon zuvor ein Volksheld, sein boxerischen Ruhm kam jenem der Klitschkos nahe: Als Amateur besaß er Legendenstatus, gewann von 396 Kämpfen 395 und zweimal Olympiagold. Als Profi wurde Lomatschenko Feder- und Leichtgewichts-Weltmeister, verdiente Millionen.

Als am 24. Februar Russland in die Ukraine einmarschierte, spielte das alles für Lomatschenko keine Rolle mehr. Wie viele andere (Ex-)Sportstars, allen voran die Klitschkos, wollte er sein Land verteidigen und trat einem Bataillon in seiner Geburtsstadt Bilhorod-Dnistrowskyj nahe Odessa bei.

„Natürlich kann man einen Boxring nicht mit einem Schlachtfeld vergleichen, wo Raketen oder Kugeln an dir vorbeifliegen“, sagte Lomatschenko, „aber dennoch war ich besser vorbereitet als Männer ohne Kampfsporterfahrung.“ Auch im Ring müsse er schließlich „ständig auf der Hut sein und mich selbst schützen“.

Auch nachdem sein Promoter Bob Arum im März eine Ausnahmegenehmigung zur Ausreise Lomatschenkos erwirkt hatte, blieb dieser. Erst im September entschloss sich Lomatschenko dann zur Rückkehr in den Ring - und setzte dort, während daheim der Krieg weiter wütet, seine patriotische Mission fort.

„In jedem Fight repräsentierst du dein Land, deine Flagge“, sagte Lomatschenko. Er, der seine WM-Titel im Oktober 2020 bei einer Niederlage gegen Teofimo Lopez verloren hatte, will nun gegen Devin Haney, ungeschlagener Weltmeister von vier Verbänden, die Krone zurückholen: „Das ist eine weitere Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf die Ukraine zu lenken.“

(dör/SID)
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