Mit Verlaub! Wider den tierischen Geschlechter-Ernst

Die vierfache Mutter und Autorin Birgit Kelle streitet konservativ, modern, couragiert gegen haarsträubende soziopolitische Gender-Umtriebe zur Vermanschung der Geschlechter.

Das ist ja das Schöne an der freien Gesellschaft: Man darf unter dem Schutz und Schirm der Verfassung fast alles Mögliche und Unmögliche öffentlich von sich geben, ohne dass die Polizei auf den Plan tritt. Man darf sich auch ungestraft lächerlich, zum Gespött machen. Zum Beispiel als mit tierischem deutschen Ernst auftretende(r) Geschlechter-Revolutionär(in).

Birgit Kelle, die modern-konservative (das muss kein Widerspruch sein) Ehefrau, Mutter und Publizistin, schlägt sich tapfer und leider recht einsam gegen den blühenden Gender-Unsinn überspannter Feministinnen und Feministen (Letztere wirken besonders kurios). Birgit Kelle ist sich eins mit der überwiegenden Mehrheit derjenigen, die sich zumindest im Privaten trauen, Unsinn auch so zu benennen: Und die mit der couragierten Birgit Kelle der Meinung sind, dass Frauen gerne Frauen und Männer gerne Männer sind und nicht in soziopolitisch vermanschter Geschlechtslosigkeit vor Unisex-Toiletten stehen sowie unter die vermeintlich fortschrittlich gesinnten Gleich- und Gesetzesmacher fallen möchten.

Was die Buchautorin in ihrer neuen Streitschrift "Gender Gaga" (Adeo-Verlag) an Beispielen aufzeigt, ist von der Art, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Es gibt zahlreiche ideologisch aufgeladene Absurditäten, etwa einen schweizerischen Vorstoß, die doch fast ehrwürdigen Begriffe Vater und Mutter gender-gerecht durch "Elter 1" und "Elter 2" zu ersetzen. Es fehlt auch nicht der Hinweis auf das gute alte "Ampelmännchen", das manche fantasievollen (unterbeschäftigten?) Gender-Gurus in Amtsstuben und Parteibüros für ein Musterbeispiel männlicher Dominanz in der Mitte der Gesellschaft halten und durch ein Neutrum ersetzt sehen möchten. Wer glaubt, dass der aus den USA zu uns geschwappte Polit-Schabernack namens Gender Mainstreaming dem Geschlechter-Frieden im Allgemeinen und den Mädchen und Frauen im Besonderen hilft, der glaubt womöglich auch daran, dass kleine Jungs insgeheim lieber mit Puppen spielen und kleine Mädchen stille Sehnsucht nach Bagger und Feuerwehrauto hegen.

Birgit Kelle hat als Disputantin und Autorin den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass sie zusammen mit ihrem Ehemann als vierfache Mutter zwei Jungs und zwei Mädchen großzieht. Sie weiß, worüber sie spricht. Jede gute Politik beginnt mit dem Betrachten der Realität, auch der biologischen. Und den Gender-Gurus dies vom großen Bert Brecht drastisch ins Stammbuch: "Wer die Wahrheit nicht kennt, ist bloß ein Dummkopf. Wer die Wahrheit kennt und sie eine Lüge nennt, ist ein Verbrecher."

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(RP)
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